10 Jahre Kassel-Calden: Millionengrab oder Infrastrukturprojekt?
10 Jahre Airport Kassel - Millionengrab oder Impuls für Wirtschaft?
Für die einen ist er ein Millionengrab, für die anderen ein wichtiges Infrastrukturprojekt. Vor zehn Jahren ist der Kassel Airport eröffnet worden. Seitdem hat er ein Defizit von rund 60 Millionen Euro eingefahren – so der Flughafen auf FFH-Anfrage.
Dazu kommen noch die 270 Millionen Euro für den Bau – alles bezahlt aus Steuergeldern. "Dieser Airport ist ein Fass ohne Boden, in dem bereits über 300 Millionen Euro Steuergeld versenkt wurden - Tendenz weiter steigend", kritisierte Joachim Papendick, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hessen, anlässlich des Jubiläums.
Kritik: Passagierzahlen waren von Anfang an zu optimistisch
Die anfangs enthusiastischen Vorhersagen von im Idealfall bis zu einer Million Passagiere im Jahr seien an der Realität zerschellt. "Selbst der "Worst Case" der Planungsphase mit immer noch über 300.000 Fluggästen wurde nie auch nur annähernd erreicht." 2022 starteten 115.600 Passagiere in Calden. Der Rekordwert lag bei knapp 132.000 im Jahr 2018.
Airport-Chef: "Defizit sinkt jedes Jahr"
Airport-Chef Lars Ernst sieht das im FFH-Gespräch anders. "Das Defizit sinkt jedes Jahr", sagt er. Zudem hätten sich rund um den Flughafen gut 40 Firmen angesiedelt, die über 1.000 Menschen Arbeit geben. "Viele Entwicklungen der letzten zehn Jahre hätten ohne den Ausbau nicht stattfinden können." Und die Aussicht sei positiv: Aktuell läuft der Ausbau eines 60 Hektar-Gewerbegebietes. Ende des Jahres wollen hier die ersten Unternehmen den Betrieb aufnehmen. Damit werde auch die Zahl der Arbeitsplätze steigen.
2013 | 6.734.463,00 € |
2014 | 8.011.661,00 € |
2015 | 6.002.904,00 € |
2016 | 6.175.124,00 € |
2017 | 5.996.298,00 € |
2018 | 5.919.448,00 € |
2019 | 5.606.764,00 € |
2020 | 5.471.912,00 € |
2021 | 5.350.492,00 € |
2022 | ca. 5.080.000,00 € |
Überblick über die Defizite der vergangenen Jahre. Der Wert für 2022 bezieht sich auf den Wirtschaftsplan und ist vorläufig.
Plan war, kostendeckend zu arbeiten
Am 4. April 2013 startete der erste Flieger. Die Erwartungen waren hoch damals. Bis 2020 sollten in Calden 500.000 bis 600.000 Passagiere abgefertigt werden und der Flughafen kostendeckend arbeiten. Joachim Papendick vom Steuerzahlerbund kritisiert, Anteilseigner und insbesondere die Landesregierung hätten sich die Lage immer wieder schöngerechnet. Die nächste Landesregierung müsse den Flughafen und seine Kosten vorbehaltlos prüfen und Konsequenzen ziehen.
"Wir wollen das Angebot erweitern"
Flughafen-Chef Ernst hält es aber für verkürzt, nur auf die Passagierzahlen zu gucken. "Wir sind nicht nur ein Flughafen, sondern setzen auch viel auf die Industrie." Derzeit geht es etwa mit der Airline Sundair unter anderem nach Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura, Mallorca oder Kreta. Die Corendon Airlines bietet Flüge nach Antalya. "Wir wollen das Angebot noch erweitern - das ist unser Ziel."
Land Hessen ist größter Anteilseigner
Größter Anteilseigner ist mit 68 Prozent das Land Hessen. Weitere Gesellschafter sind die Stadt und der Kreis Kassel mit je 14,5 Prozent. Die Gemeinde Calden hält 3 Prozent.
Hessen hält am Flughafen fest
Das Land stehe weiter fest zu dem Flughafen, sagt Martin Worms, hessischer Finanzstaatssekretär und Aufsichtsratschef der Flughafen GmbH Kassel. Der Airport schaffe Arbeitsplätze, sei Industriestandort und sorge für Steuereinnahmen. "Der Flughafen ist eine langfristige Investition, die auch Rückschläge hinnehmen musste", so Worms. Das sei bei einem Infrastrukturprojekt dieser Größe normal.
Flughafen als Impulsgeber für Wirtschaft in der Region
Auch der Landrat des Landkreises Kassel, Andreas Siebert (SPD), und Kassels Noch-Oberbürgermeister Christian Geselle (parteilos, zuvor SPD) halten die Investition in den Airport nach wie vor für richtig. Er setze wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.
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