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Guten Morgen Hessen
> Gesund aufwachen: Schlummertaste oder nicht?
02.11.2023, 07:09 Uhr
Gesund aufwachen -
Schlummertaste oder nicht?
Jeden Morgen teilt sich Hessen in zwei Gruppen: Die einen springen mit dem Klingeln des Weckers aus dem Bett, die anderen suchen verschlafen nach der "Snooze"-Taste, um noch ein paar Minuten weiter schlummern zu können. Schlafforscher Werner Cassel beantwortet, welches die bessere und gesündere Art Aufzustehen ist.
Schlummertaste am Wecker drücken oder nicht? Argumente gibt es für beide Seiten. Hilft die Schlummertaste um mit weniger Stress in den Tag zu starten oder zerhackt sie den dringend notwendigen Schlaf und ist deswegen sogar ungesund. Dipl. Psych. Werner Cassel ist Schlafforscher und hat uns in FFH Guten Morgen, Hessen verraten, wie man am besten morgens aufsteht und ob man die Schlummertaste benutzen sollte.
Für wen ist Snoozen das richtige?
Schlafforscher Werner Cassel bei FFH
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Das hängt ein bisschen davon ab, was für ein Typ der inneren Uhr ich bin. Ein Morgentyp, der sagt, Morgenstund hat Gold im Mund, oder der frühe Vogel fängt den Wurm, dann ist es oft gar nicht schwer, direkt mit dem ersten Weckerklingeln aufzustehen. Ja, so ist das bei mir. Die kommen eigentlich gar nicht auf die Idee. Ich bin eher ein Abendtyp, wenn ich mir jetzt den Wecker allein stelle, wenn ich eine Dienstreise habe und irgendwo im Hotel bin, dann snooze ich meistens schon so einmal, ganz selten zweimal. Und wenn der Wecker klingelt, dann bleibe ich erstmal ein bisschen stärker im Schlafmodus. Es gibt Kollegen von Ihnen, die sagen, dieses Dauernd-Weiter-Schlummern-Lassen, dieses Snoozen, zerhackt den Schlaf. Und die Snoozer, nenne ich sie jetzt mal, die behaupten, nee, ich werde so eigentlich viel sanfter wach. Wer hat denn recht? Also es haben eigentlich beide recht, weil ich habe hier als Patienten Snoozer gesehen, ungelogen, die drei Stunden snoozen. Nee. Das ist ganz sicher. Schlecht und zerhackt den Schlaf. Ja. Aber wenn ich zehn Minuten snooze oder vielleicht im Ausnahmefall auch mal 15, 20 Minuten, dann klaut mir das zwar vielleicht ein ganz klein bisschen ruhigen Schlaf, aber es macht die Aktivierung einfacher und stressfreier. Es gibt auch eine neuere Studie aus Schweden, die gezeigt hat, dass eigentlich durch Snoozen unter, sage ich mal, 15, 20 Minuten keine Nachteile entstehen.
Was macht das Schlummern mit unserem Körper?
Schlafforscher Werner Cassel bei FFH
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Also man holt keine echte zusätzliche Erholung aus dem Snoozen. Was man entspannter gestaltet, ist das Wachwerden. Zehn, 15 Minuten gestohlene Erholung durch das Snoozen sind jetzt kein so Riesenproblem. Aber wenn ich tatsächlich zu spät ins Bett gegangen bin und die Schlafzeit zu kurz ist, dann ist natürlich Snoozen eine Variante, dass ich auch noch an meinem Erholungspaket was wegknabbere. Mhm. Das würde ich dann für nicht so schlau halten. Dann würde ich die Gewohnheiten abends überdenken. Wo ich als Spätyp das auch kenne, dass ich abends um elf denke, jetzt könntest du noch mal kurz das machen. Jetzt hatten wir ja am Sonntag Zeitumstellung. Johannes hat direkt danach gesagt, er hat das Gefühl, er ist Montagmorgen fitter. Ist das gut für die Snoozer? Das ist sehr gut für die Snoozer. Und das ist auch da, unsere Gesellschaft leider im Durchschnitt eher eine Schlafmangelgesellschaft ist. Weil wir der Ruhe nicht genug Raum einräumen, ist es tatsächlich so, dass im Durchschnitt die deutsche Bevölkerung in dieser Woche wacher ist als an allen anderen Wochen im Jahr. Ach ja. Uns passiert zum Beispiel auch, es wurde für den Montag nach der Zeitumstellung auch international untersucht, da passieren weniger Verkehrsunfälle, weil die Leute ausgeschlafener und fitter sind. Herr Kassel, allerletzte Frage für uns alle. Wie komme ich am besten in die Pörte? Spättypen dürfen und sollten tatsächlich einmal snoozen. Wenn wir Schwierigkeiten haben, können wir uns einen Lichtdecker anschaffen, der schon eine Viertelstunde oder 20 Minuten, bevor er klingelt, das Zimmer langsam hell macht. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann von selbst in einer guten Wachwertphase aufwachen. Und ansonsten ist es dann auch so, dass tatsächlich eine Tasse Kaffee hilft, den Melatoninspiegel jetzt runterzudrücken. Der nämlich bei den Spättypen oft um die Zeit noch oben ist. Licht und auch der Kaffee ist gar nicht schlecht.
Ob man die Schlummertaste benutzt oder nicht hängt vor allem davon ab, ob man eher ein Morgen- oder ein Abendtyp ist. Morgenmenschen haben in der Regel keine Probleme damit früh aufzustehen und kommen daher auch kaum in Versuchung den Wecker nochmal für einige Minuten zu "vertrösten". Ist man allerdings eher ein Abendtyp, so gehen unsere üblichen Arbeits- oder Schulzeiten gegen die innere Uhr. Diese Menschen bleiben trotz des Weckerklingelns länger im "Schlafmodus", daher ist es für sie durchaus sinnvoll, die Schlummertaste zu nutzen, sagt Werner Cassel.
Studie zeigt: Schlummern verursacht keine Nachteile
Übertreiben sollte man es aber nicht: "Wenn ich zehn Minuten snooze, oder vielleicht im Ausnahmefall mal 15 Minuten, dann klaut mir das zwar ein bisschen ruhigen Schlaf, aber es macht die Aktivierung einfacher und stressfreier. Und morgens wach werden ist für einen Abendtyp durchaus ein bisschen stressig." Auch eine Studie aus Schweden hat vor kurzem gezeigt, dass das Benutzen der Schlummertaste für Zeiten unter 15 bis 20 Minuten keinerlei Nachteile verursacht.
Benutzt du morgens die Schlummertaste
Direkt mit dem Klingeln des Weckers aufstehen oder noch ein- oder mehrmals auf "Snooze" drücken. Wie kommst du morgens aus dem Bett?
Ich stehe direkt mit dem ersten Weckerklingeln auf
Ich stehe direkt mit dem ersten Weckerklingeln auf
54 %
Ich drücke einmal auf "Schlummern"
Ich drücke einmal auf "Schlummern"
18 %
Ich drücke mehrfach auf "Schlummern"
Ich drücke mehrfach auf "Schlummern"
28 %
Schlummern ersetzt keinen echten Schlaf
Allerdings muss man sich auch klar sein, dass dieser Kurz-Schlaf keinen echten Schlaf ersetzt. Wer also ohnehin schon zu wenig Schlaf hat, weil man zum Beispiel zu spät ins Bett gekommen ist, der sollte lieber auf die Snooze-Zeit verzichten und möglichst lange richtig schlafen. "Man muss sich klarmachen: Man holt keine zusätzliche Erholung aus dem snoozen. Was man entspannter gestaltet ist das Wachwerden", betont Cassel. "Wenn die Schlafzeit ohnehin zu kurz ist, dann ist snoozen eine Variante, mit der ich an der anderen Seite von meinem Erholungspaket auch noch etwas wegknabbere. Und das würde ich für nicht so schlau halten."
Tipp: Licht anmachen beim Snoozen
Einen persönlichen Tipp für Leute, die morgens schwer aus dem Bett kommen, hat der Schlafforscher auch noch. Besonders gut hilft das schlummern, wenn man beim ersten Weckerklingeln schon einmal das Licht im Zimmer anmacht. So macht es auch Schlafforscher Werner Cassel selber, verrät er uns im Interview.