Gastronomen kämpfen um ihre Gäste und Existenzen
FFH-Stichprobe in Hessen zeigt - Existenz-Angst bei Gastronomen nimmt zu
Hauptsache geöffnet - von wegen. Den Gastronomen in Hessen geht in der Corona-Pandemie die Puste aus. Komplizierte Corona-Regeln und ausbleibende Gäste: Die Ersten müssen vorübergehend schließen.
Komplizierte Regeln
Seitenlang sind die Verordnungen, an die sich die Gastronomen in Hessen halten müssen. Wer darf mit welchem Geimpft- oder Genesenenstatus noch rein? Immer mehr Kunden verzichten ganz auf den Besuch im Restaurant, was die Gastronomen die Existenz kosten kann.
Zum Nachlesen: Wer darf wann rein?
Gastronomieverband ist besorgt
Der Hotel- und Gaststättenverband Hessen (kurz: Dehoga) schlägt Alarm. Die Lage sei fast schlimmer als in Zeiten des Lockdowns, so Dehoga-Geschäftsführer Julius Wagner. Die Gastronomen in Hessen verzeichneten aktuell ein Minus von über 56 Prozent.
Hauptsache geöffnet haben, das Prinzip funktioniere so nicht. Aktuell sehen sich viele in der Existenzkrise und die Zahl steigt laut Wagner immer höher. Erste Gastronomen schließen. Sie hoffen, dass es nur vorübergehend ist.
Grillrestaurant schließt für drei Wochen
Das Grillrestaurant Kneshecke in Dipperz im Landkreis Fulda hat im Januar für drei Wochen komplett zugemacht, weil der Umsatz durch die komplizierten Corona-Regeln eingebrochen ist. "Unser Umsatz liegt nur noch bei 50 Prozent, keiner blickt mehr bei den Regeln durch, die Gäste bleiben weg", so Inhaber Michael Glas im Gespräch mit HIT RADIO FFH.
Michael Glas habe sich deswegen entschieden, das Restaurant drei Wochen komplett zu schließen, damit alle Mitarbeiter Kraft tanken und sich erholen können. "Wir hoffen, dass wir dann mit neuer Zuversicht wieder starten können", so Glas. Länger als drei Wochen wolle er sein Restaurant nicht schließen, weil er drei Azubis habe, die eine Kochlehre machen. "Das wäre unfair ihnen gegenüber - sie brauchen in der Ausbildung so viel Praxis wie sie kriegen können", sagt Michael Glas.
Die momentane Situation sei für die Kneshecke sehr schwierig. "Wir sind ein Ausflugslokal, das im Drei-Länder-Eck liegt - also kommen Gäste aus mindestens drei verschiedenen Landkreisen zu uns, und überall gelten andere Verordnungen. Das ist eine Telefon-Lawine, die da jedes Mal auf uns zurollt, wenn wieder neue Regeln erlassen werden", so Glas im FFH-Gespräch.
Salädchen in Marburg und Gießen ist zu
Am Eingang hängt ein großes Schild: "Hallo Corona 2022". Die Inhaber Felix und Peter Heinzmann erzählen unserer Reporterin im Interview, wie der Umatz seit November immer mehr schwindet. Immer mehr Regeln, die Angst vor einer neuen Corona-Welle, abgesagte Weihnachtsfeiern. Im Januar ziehen die beiden Cousins die Reißleine und schließen ihre Salädchen-Filialen in Marburg und Gießen sowie das Café am Markt in der Marburger Oberstadt. Die Kosten seien einfach zu hoch. Ein Hotel mitsamt Restaurant lassen sie offen.
„Es macht keinen Spaß mehr“
Klar komme es auch mal vor, dass viel los sei, aber meistens sei es ein Kampf. Zu wenige Gäste finden den Weg in sein Lokal, sagt Agatino Sciurti im Interview mit HIT RADIO FFH. Er betreibt eine Bar in Groß-Gerau. Jeder Tag sei ein Kampf, ohne die Möglichkeit im Voraus zu planen.
Marcel Heim leitet als blinder Koch das "Real Blind" in Gernsheim. Er fühlt sich von der Regierung im Stich gelassen. Ständig neue Regeln, die jetzt zur Folge haben, dass kaum noch Gäste da sind. Es geht um seine Existenz und um seine Familie, sagte er uns. Ein Thema, das ihn auch nach der Arbeit noch beschäftigt, weil man nicht planen könne.