Doktortitel aberkannt - Marburger Professor Sven Simon wehrt sich
Der Marburger Rechtsprofessor Sven Simon wehrt sich gegen den Entzug seiner Doktorwürde. Das teilt der EU-Politiker jetzt mit. Er habe Widerspruch eingelegt.
Vorher hatte die Uni Gießen dem EU-Abgeordneten und habilitierten Juristen Sven Simon den Doktortitel entzogen: Der Marburger Rechtsprofessor habe vorsätzlich fremde Texte für seine eigenen ausgegeben, teilt die Hochschule mit.
Simon will Überprüfung der Entscheidung
In einer Pressemitteilung erklärte Simon nun, er halte die bekanntgegebene Entscheidung "für unzutreffend, insbesondere wenn man sie an den bisher in solchen Fällen angelegten Maßstäben misst". Der Bescheid des Promotionsausschusses beruhe auf einer "fehlerhaften Rechtsanwendung". Es fehle an jeglicher Standardsetzung, diese Auffassung hätten auch zahlreiche Professoren bereits zum Ausdruck gebracht. "Im Ergebnis halten auch sie die Entscheidung des Gießener Promotionsausschusses für rechtlich nicht haltbar. Deshalb werde ich den vorläufigen Verfahrensstand nicht hinnehmen." Er habe daher Widerspruch eingelegt und werde eine sachlich fundierte Überprüfung der Entscheidung beantragen.
Simon ist CDU-Europaparlamentarier und Professor der Universität Marburg
Sven Simon hat an der Gießener Uni Rechtswissenschaft studiert, dort promoviert und ist neben seiner politischen Arbeit im Europäischen Parlament Jura-Professor an der Marburger Universität. Simon war bei der Europawahl 2019 Spitzenkandidat der Hessen-CDU. Die Marburger Universität teilt auf FFH-Anfrage mit: "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren an der Universität Gießen. Sobald eine bestandskräftige Entscheidung vorliegt, wird die Universität Marburg prüfen, ob weitere Schritte notwendig sind.“ Denn Professor Sven Simon hat bereits Widerspruch gegen die Entscheidung der JLU Gießen eingelegt.
Erste Plagiatsvorwürfe kamen vor anderthalb Jahren auf
Simon hatte in seiner Arbeit über die „Liberalisierung von Dienstleistungen der Daseinsvorsorge im WTO- und EU-Recht“ geschrieben. Mitte April 2021 hatte es dann laut JLU erste Plagiatsvorwürfe gegeben. Diese hatte nun der Promotionsausschuss der Uni Gießen geprüft und festgestellt: "Das Gremium ist nach eingehender Überprüfung der Dissertation aus dem Jahr 2009 zu der Überzeugung gelangt, dass Simon in seiner Dissertation in wesentlichem Umfang vorsätzlich getäuscht hat, indem er Übernahmen fremder Texte nicht hinreichend durch Quellenangaben offengelegt hat."
Simon hat Einspruch eingelegt
Aufgrund der Schwere der Verstöße habe sich der Ausschuss schließlich dazu entschieden, dem Europaparlaments-Politiker den Doktortitel zu entziehen. Sven Simon hatte in der Zwischenzeit selber um die Prüfung der Plagiatsvorwürfe gebeten, so die JLU gegenüber HIT RADIO FFH im vergangenen August, mittlerweile hat der Politiker jedoch gegen die Entscheidung, ihm den Doktortitel zu entziehen, Widerspruch eingelegt. Damit ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen.
Simon arbeitet als Professor an der Uni Marburg
Prof. Dr. Evelyn Korn, Vizepräsident für Universitätskultur und Qualitätsentwicklung von der Uni Marburg sagte uns noch im August: "Wir kennen Prof. Dr. Sven Simon als sehr fähigen Professor des Völker- und Europarechts und behalten uns daher vor, das Ergebnis dieser Prüfung abzuwarten, bevor wir seitens der Marburger Universität ggf. weitere Schritte einleiten." Die offenbar mutwilligen Täuschungsversuche von Simon könnten dienstrechtliche Konsequenzen für dessen Arbeit an der Uni Marburg haben.
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