Nachrichten
>
Mittelhessen,
Top-Meldungen
> Suchthilfezentrum Wetzlar: Die Gefahr hinter den bunten E-Zigaretten
31.05.2023, 08:55 Uhr
Suchthilfe in Wetzlar warnt -
E-Zigaretten als Trend bei Jugendlichen
Mehrere E-Zigaretten liegen auf einem Tisch. Die bunten Sticks sehen eher aus, wie farbige Filzstifte. Doch auch diese Einweg-E-Zigaretten mit den fruchtigen Geschmacksrichtungen können nikotinsüchtig machen.
Süß, fruchtig, vor allem aber schädlich für die Gesundheit: Die bunten E-Zigaretten liegen vor allem bei Jugendlichen absolut im Trend. Meistens sind sie mit Nikotin versetzt. Das Suchthilfezentrum Wetzlar stellt sie deshalb in den Mittelpunkt ihrer Aktionen am Weltnichtrauchertag am 31. Mai.
Hier findet ihr Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg über E-Zigaretten
Wie schädlich der Konsum von E-Zigaretten gerade bei Jugendlichen ist, scheinen die meisten nicht zu wissen. Das sagt Suchtberaterin Fabienne Hardt im Gespräch mit HIT RADIO FFH. Sie klärt Jugendliche über die Gefahren von Vapen auf, wie das Rauchen von E-Zigaretten auch genannt wird.
Hardt: "Ein Vape mit 600 Zügen entspricht zwei Zigarettenschachteln"
Fabienne Hardt, Jugendberaterin im Suchthilfezentrum, erklärt wieso der Schwerpunkt am Weltnichtrauchertag auf Vapes liegt.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Wir legen aus gegebenem Anlass dieses Jahr so den Schwerpunkt auf das Thema Waves, weil Waves einfach aktuell von den Kindern und Jugendlichen immer mehr konsumiert werden, aber auch da wenig Aufklärung stattfindet. Was bedeutet es denn eigentlich für mich, wenn ich in jungen Jahren schon anfange Waves zu konsumieren? Welche Auswirkungen und Folgen hat das denn vielleicht auch auf mich? Denn aktuell ist es ein Trend, der natürlich für viele Jugendliche erst mal so zeigt, okay das ist was Einfaches, was ich nutzen kann, es schmeckt super gut, ich habe 600 Züge zur Verfügung und dann ist das erstmal leer, aber dass diese 600 Züge auch zwei Zigarettenschachteln entsprechen, das wissen viele Kinder und Jugendliche gar nicht. Und oftmals wird auch der Nikotinanteil unterschätzt, der ist natürlich geringer wie bei einer normalen Zigarette, führt aber auch dazu, dass ich eine Nikotinabhängigkeit entwickeln kann im Laufe der Zeit.
Vapes gibt es mit und ohne Nikotin
Vapes gibt es sowohl mit als auch ohne Nikotin, erklärt Fabienne Hardt, meistens würden die E-Zigaretten aber mit Nikotin geraucht. Sie macht darauf aufmerksam, dass auch nikotinfreie Vapes chemische Substanzen enthalten. Diese würden eingeatmet und könnten die Lunge trotzdem beschädigen, so Hardt. Weil der E-Zigarettentrend noch jung sei, fehlten bislang aber Langzeitstudien über die gesundheitlichen Folgen von nikotinfreien Vapes.
Mit und ohne Nikotin - erlaubt sind Vapes erst ab 18!
Viele junge Menschen aber auch Erwachsene wissen nicht, dass Vapes ab 18 sind, erklärt Fabienne Hardt. Deshalb setzt das Suchthilfezentrum auf altersübergreifende Aufklärungsarbeit.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Wir merken immer mehr, normalerweise müsste ja der Jugendschutz auch greifen. Vapes sind erst ab 18 Jahren, aber viele Erwachsene, viele junge Menschen auch, wissen gar nicht, dass selbst die nikotinlosen Vapes erst ab 18 Jahren verkauft werden dürfen. Und da möchten wir einfach auch Eltern, Erziehungsberechtigte darauf aufmerksam machen und über das Thema Vapes mehr aufklären.
Marburger Jugendliche erzählen: Ist Vapen wirklich ein so großes Thema?
Social-Media-Plattformen wie Tik Tok pushen den Trend rund um das Rauchen der bunten Sticks. Jugendliche von Marburger Schulen im Alter zwischen 14-18 Jahren erzählen am FFH-Mikro von ihrem Umgang mit E-Zigaretten.
"Zigaretten rauche ich persönlich nicht, aber vapen und Shisha schon"
Vapen um vom Rauchen wegzukommen, das erzählt eine Marburger Schülerin bei der Umfrage am FFH-Mikro. Für einige Jugendliche bei der Umfrage scheint die E-Zigarette schon ein Thema zu sein.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ja, das ist ein gutes Thema bei uns im Freundeskreis. Es sind viele am Vapen einfach, weil die vom Rauchen wegkommen wollen, also von normalen Zigaretten wollen sie wegkommen. Dafür benutzen sie die Einmach-Vapes, weil die kann man nicht so oft benutzen. Thema ist es jetzt nicht unbedingt bei uns. Das machen sehr wenige. Selber tue ich es jetzt nicht. Wenn man es halt machen will, kann man es ruhig machen. Nee, mach ich nicht. Also ich rauche auch nicht. Ich finde, man wird sehr schön abhängig von sowas. Zigaretten rauche ich persönlich nicht, will ich auch niemals machen. Aber Vapen und Shisha schon. Shisha am meisten, Vapen eher selten, wie gesagt. Wo man 600 Züge hat, die man von der Tankstelle mal kaufen kann, die würde ich jetzt nicht so empfehlen. Aber die E-Shisha, da kann man ja selber gucken, wie viel Nikotin mache ich rein und was für einen Geschmack. Das ist schon ein bisschen was anderes. Ich habe mal gewapet, habe aufgehört. Habe auch mal geraucht, habe auch aufgehört damit. Ja, also bei mir, also ich selber vape nicht. Und ich weiß halt, was es ist, aber ich finde halt, Vapen ist wie Rauchen und es ist nicht gut.
Zigaretten, Shisha, Vapes - was ist eigentlich wie schädlich?
Dass Zigaretten nachgewiesen gesundheitsschädlich sind, wissen die Marburger Jugendlichen bei einer Umfrage der FFH-Reporterin. Doch die Gefahren von E-Zigaretten scheinen ihnen weniger bewusst.
Umfrage: Was ist am schädlichsten für die Gesundheit?
Jugendliche von Marburger Schulen versuchen einzuordnen: Zigaretten, Shisha oder Vapen - was ist am gesundheitsschädlichsten?
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ich würde sagen, dass Zigaretten am meisten schädlich sind, auch wegen dem Teer, das haben wir jetzt beim Vapen zum Beispiel nicht. Wenn man das jetzt auch nochmal unterordnen würde zu einer E-Shisha, wo man das Liquid nachfüllt, wie Wasser hat und das was man 100 Tage bei der Tankstelle kaufen kann, diese fertigen, die sind auf jeden Fall schädlich. Da habe ich auch schon ein paar mal gezogen und das merkt man schon am Hals. Ich habe auch schon mal eine Entzündung am Hals gehabt deshalb. Aber bei dem Vapen jetzt, wo man dieses Liquid zum Beispiel selber nachfüllt, finde ich das nicht so schädlich. Also davon kann man selber bestimmen, wie viel Nikotin man reinmacht und ich finde, man kann ja auch ohne Nikotin vapen. Wenn ich das jetzt alles so zuordnen müsste, würde ich sagen, Zigaretten am schädlichsten, dann würde ich Shisha sagen und als drittes würde ich halt das Vapen einordnen. Ich denke tatsächlich, dass Vapen am gesundheitsschädlichsten ist, nur ich würde glaube ich die Zigaretten vor vielleicht die Shisha noch stellen. Shisha und Zigaretten haben halt mehr Nikotin, aber Shisha ist halt eher so ein cooles Ding, was sie dennoch machen, ist halt auch viele Nichtraucher, obwohl sie sagen, sie wollen nie rauchen, aber rauchen dennoch Shisha. Beides gleich schädlich, es hat beides irgendwie was Schlechtes, so kann man es sagen. Man kann jetzt aber schlecht sagen, das ist schädlicher als das andere, würde ich behaupten. Schwer zu sagen, also Shisha glaube ich zählt ja eigentlich so fast wie eine Schachtel, habe ich gehört, es soll ein Kopf ungefähr sein. Zigaretten sind ja auch an sich ganz schädlich. Weiß ich, schwer zu sagen, muss ich sagen. Aber Vapen glaube ich, ist nicht so ungefährlich, wie die Leute halt denken.
© FFH
Fabienne Hardt arbeitet im Suchthilfezentrum in Wetzlar. Zum Thema E-Zigaretten und Gefahren beim Rauchen der bunten Sticks organisiert sie Präventionsworkshops in Schulen.
Fabienne Hardt klärt auf: so schädlich sind die Suchtmittel
Zigaretten und Shisha sind auf verschiedene Weisen relativ gleich schädlich. Vapen steht da zwar hinten an, doch gerade beim Vapen sollte die Gefahr der Nikotinsucht beim Konsum nicht unterschätzt werden, so Hardt.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Also die Jugendlichen in den Workshops gehen oft davon aus, dass Zigaretten am schädlichsten sind. Tatsächlich ist es aber so, dass ich ja bei einer Shisha den Rauch viel tiefer inhaliere, weil er abgekühlt wird und auch viel mehr Rauch in meiner Lunge aufnehmen kann. Trotzdem ist beides relativ gleich schädlich, Zigaretten und Shisha. Der Unterschied zum Vapen ist ja jetzt, dass bei einer Vape quasi ein Verdampfer da ist, sodass nichts verbrannt wird. Das heißt, wenn ich jetzt den Gesundheitsaspekt betrachte, wäre die Vape am wenigsten gesundheitsschädlichsten, aber trotzdem bringt ja der Konsum Risiken mit sich.
Trends rund um E-Zigaretten
Große Sammlungen und Videos mit Geschmackstests - auf TikTok entstehen immer wieder neue Trends rund um die E-Zigaretten. Doch nicht nur das Design wird verändert, um Jugendliche anzusprechen. Im Gespräch mit den Schülern und Schülerinnen in ihren Workshops erfährt Fabienne Hardt viel über aufkommende Trends. So auch über Baller-Liquids.
Die Flüssigkeiten in den E-Zigaretten wird dabei mit synthetischen Cannabinoiden angereichert. Das macht die Wirkung unkontrollierbar bis hin zum starken Rausch oder gar zum Zusammenbruch.
Krampfanfälle, Panikattacken und hohe Abhängigkeit - Folgen von Baller-Liquids
Fabienne Hardt erzählt, dass es im Lahn-Dill-Kreis einen Boom an Baller-Liquids in den vergangenen Jahren gab. Hier wird die Flüssigkeit der E-Zigaretten mit anderen gefährlichen Substanzen versetzt.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Also ganz oft ist es so, dass gerade bei dem Thema Ballerliquids, das sind Liquids, die wir in normalen E-Zigaretten rauchen, die aber dann versetzt sind mit synthetischen Cannabinoiden, mit zum Teil Narkosemittel, Heroin wurde darin schon gefunden. Also eine ganz wilde Zusammenmischung in diesen Liquids, die Jugendlichen sich zu Beginn wenig damit auseinandergesetzt haben. Also wir haben gerade hier im Land Dillkreis einen Boom gehabt der Ballerliquids in den vergangenen Jahren, wo wir dann auch Jugendliche hatten, die nach dem Konsum Krampfanfälle bekommen haben, die Panikattacken hatten, die davon berichten, dass das Abhängigkeitspotenzial dieser Ballerliquids eben sehr hoch ist, sodass sie gefühlt jede fünf Minuten an ihrer Dampfe zieren, um das zu konsumieren und das teilweise auch nachts. Und wir hatten auch schon Fälle, wo Jugendliche nach dem Konsum von den Ballerliquids wiederbelebt werden mussten.