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> FFH-Bilanz zum Frühjahrswetter: Kleinere Erdbeeren aber erholte Böden
17.05.2023, 06:10 Uhr
FFH-Bilanz zum Frühjahrswetter -
Kleinere Erdbeeren aber erholte Böden
© dpa
Der Frühling hat viel Regen gebracht - gut für Böden und Wälder
„Der April, der April, der macht, was er will“. Das Sprichwort passt auf das hessische Frühjahr 2023, es gibt viel Regen und wenig Sonne und Wärme.
Dafür hat sich die jahrelange Dürre in den hessischen Böden zum großen Teil entspannt, sagt FFH-Wetter-Experte Dr. Martin Gudd.
Wasserstände in weiten Teilen Hessens ausreichend
Nur im Norden des Landes, im Ried in Südhessen und stellenweise auch im Rhein-Main-Gebiet fehlt das Wasser. Dementsprechend sind hier die Grundwasserstände noch sehr niedrig. Doch im großen Rest des Landes ist momentan genügend Wasser im Boden und in den Bächen vorhanden. Auch wenn es in der nächsten Zeit weniger regnen sollte, dürften die Wasserstände erst mal nur wenig fallen, so die Einschätzung von FFH-Wetterexperte Dr. Martin Gudd.
März war der nasseste seit 20 Jahren
Schon der März war hessenweit der nasseste seit über 20 Jahren. Im April kamen dann ebenfalls immer wieder Niederschläge hinzu, die auch diesen Monat regenreich gestalteten. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes waren es im Schnitt 64 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Das waren gut 10 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 - 1990 (58 l/m²). Auch der Mai hatte bisher vor allem unbeständige Witterung und viel Regen zu bieten, kein Wunder, dass viele von uns sich nach Wärme und Sonne sehnen.
Regenreiches Frühjahr tut den Böden Hessens gut
Fazit: Das regenreiche Frühjahr hat den Böden Hessens gutgetan, alles grünt und sprießt. Doch auch die Sonne kommt langsam auf Touren: Die neuesten Berechnungen von FFH-Wetterexperten Dr. Martin Gudd zeigen für die nächste Zeit weniger Regenwolken und mehr trockenes Wetter. Die ersten sommerlichen und warmen Tage (mit 25 Grad und mehr) sind also endlich in Sicht.
Bauer stapfen über "durchgefeuchtete Äcker"
© dpa
Regentropfen hängen in den Rapsblüten. Die Aussaat des Mai verzögert sich wegen der schweren, nassen Böden. Die großen Traktoren können hier nicht fahren.
Tiefe Böden und Wasser bis in den Wurzelbereich. Viele hessische Bauern freut das nasse Frühjahr.
Die Bodenspeicher unter den Äckern hätten sich deutlich gefüllt, sagt Andrea Rahn-Farr vom Wetterauer Bauernverband im FFH-Gespräch.
Aussaat verzögert sich bei vielen Bauern
Wermutstropfen: Die Aussaat verzögere sich, da die Böden so schwer seien, dass die Maschinen nicht fahren könnten. So stünden bei ihr auf dem Bauernhof in Büdingen-Rinderbügen die Säcke mit dem Maissamen immer noch in der Halle. Dabei hätten sie schon vor vier Wochen ausgebracht gehört. Die erfahrene Acker- und Milchkuh-Bäuerin will aber nicht klagen, denn: "Die Böden sind bei uns hier in der Wetterau jetzt bis zu zwei Meter tief durchfeuchtet - also bis in die Wurzelbereiche. Das ist sehr gut.
Bauern brauchen nun einige Wochen Sonne pur - und dann wieder Regen
Für die nächsten Wochen wünscht sich Andrea Rahn-Farr aber Sonne. Viel Sonne. "Und danach darf es auch wieder ein paar Tagen stetigen Landregen geben," lacht sie. Und fügt hinzu: "Wir merken den Klimawandel auch daran, dass die frühere Abwechslung zwischen kurzen sonnigen und verregneten Phasen sich verändert hat.".
Büdinger Bäuerin über die Aussaat
"Die Böden sind so schwer, dass wir den Mais noch nicht ausgesät haben. Die Säcke mit dem Samen stehen hier und warten", Bäuerin Andrea Rahn-Farr über die Aussaat.
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Bei aller Freude, die man über die grundlegende Feuchtigkeit hat, wir sind im Verzug mit den Feldarbeiten. Die neue Aussaat von den Sommerfrüchten, die ausgebracht werden müssten, das ist alles schwierig gewesen, zum Teil noch gar nicht erfolgt. Wir direkt sind mit dem Mais in Verzug. Der wird Ende April gelegt. Jetzt haben wir schon Mitte Mai. Wir kommen zum Teil nicht auf die Flächen. Wenn man die dann befährt in dem feuchten Zustand, hat man da Verdichtungen, also Schäden in der Bodenstruktur. Das wollen wir nicht. Also heißt es warten. Die Säckchen mit dem Saatgut stehen bei mir in der Halle und warten auf den Einsatz.
Büdinger Bäuerin über das verregnete Frühjahr
"Die Äcker sind bis zu zwei Meter tief durchfeuchtet. Also bis in den Wurzelbereich. Das hatten wir länger nicht", Büdinger Bäuerin Andrea Rahn-Farr über das verregnete Frühjahr.
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Wir freuen uns grundsätzlich über den Regen. Der ist dringend notwendig, weil es war bis in tiefe Schichten hinein sehr ausgetrocknet, der Boden. Wir haben jetzt den Fall, es ist bis in größere Tiefen, so zwei Meter, ist es richtig schön voll durchfeuchtet. Die Äcker und die Wiesen sind eigentlich schon nass. Man kann nicht mal nur feucht sagen. Das Wasser steht auch zum Teil in Pfützen eben oben drauf. Das heißt, eine gewisse Sättigung ist da. Das heißt aber nicht, dass es bis unten rein schon durchgedrungen ist. Aber das, was die Pflanzen durchwurzeln, diese Zone, die ist schon richtig schön, ja, man kann sagen, wassergesättigt. Ist aber schön, dass der Regen so, sagen wir mal, doch gleichmäßig fällt und relativ langsam und nicht als Starkregen oder als Unwetter kommt. Denn nur dann kann er auch in den Boden eindringen.
Waldbesitzerverband: "Junge Bäume wachsen gut an"
© dpa
Sattes Grün - Hessens Wälder profitieren vom vielen Frühjahrs-Regen.
Nach vier Jahren von Trockenheit und sehr heißen Sommern freut sich etwa der Waldbesitzerverband, denn Bäume haben zuletzt stark gelitten. Sie nehmen das Wasser jetzt dankbar auf, erzählt Christian Raupach im Gespräch mit HIT RADIO FFH.
Beste Wachstumsbedingungen für Bäumchen
Millionen von neu angepflanzten Bäumen haben jetzt durch den Regen beste Wachstumsbedingungen. "Sie treiben schön aus, die Wurzeln wachsen wunderbar", so Christian Raupach vom Waldbesitzerverband. Man erhoffe sich jetzt, dass der Wald ein Jahr lang Entspannung bekommt - durch einen eher kühlen, feuchten Sommer.
Waldbesitzerverband glücklich über vielen Regen
Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverband hofft auf viel Nass im Sommer
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Also der Dauerregen jetzt im Frühjahr, der hat dem Wald richtig gut getan, wie so ein gesund Brunnen. Wir hatten ja die letzten vier Jahre viel zu trockene und zu heiße Sommer und der Wald hat stark gelitten. Jetzt müssen wir große Flächen wieder aufforsten. Die Millionen neu angepflanzten Bäume haben jetzt durch den Regen beste Wachstumsbedingungen. Die treiben schön aus und die Wurzeln wachsen wunderbar. Ja, letzten Sommer kann man sagen, sind große Teile der neu angepflanzten Waldkulturen vertrocknet. Und wenn die so einen super Start jetzt durch ein feuchtes Frühjahr kriegen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass viele Bäume das überleben und das schaffen und anwachsen können und dann ein neuer Wald entsteht, einfach viel größer. Was wir uns halt wünschen, ist ein wirklich feuchter, kühler Sommer, in dem es immer wieder regnet, in dem nicht zu heiße Temperaturen entstehen, damit der Wald mal ein Jahr lang mal so richtig wachsen kann und Entspannungen bekommt. Wir brauchen auch noch weitere Niederschläge, weil in zwei Meter Tiefe ist der Grundwasserstand immer noch nicht wieder aufgefüllt. Das heißt, die großen alten Bäume, die da unten ihre Wurzeln haben, die brauchen eben auch mehr Wasser. Und wenn wir so dauerhaft immer wieder Regen haben und vor allem ist nicht so stark verdunstet, weil es nicht so heiß wird, dann gibt es einfach eine Chance, dass sich der Grundwasserspeicher wieder auffüllt.
Regen und Kälte machen Erdbeeren zu schaffen
© dpa
Erdbeeren werden unter Tunneln geerntet - also in langgezogenen Gewächshäusern.
Kleinere Erdbeeren in Südhessen
Eine FFH-Abfrage unter Erdbeerbauern in Südhessen zeigt, dass Nässe und die kalten Temperaturen den Erdbeeren zu schaffen gemacht haben. Die Früchte würden daher etwas kleiner ausfallen, berichtet etwa Landwirt Patrick Meinhardt aus Weiterstadt. Auch Kai Schüttler aus Bickenbach sagt uns, dass das nasse Wetter für die Erdbeeren "nicht gut" gewesen sei.
Sorge vor faulen Erdbeeren
Meinhardt befürchte, dass Erdbeeren auf dem Freiland schimmelig und faul werden könnten, sollte es abwechselnd warm sein, regnen und gewittern. Das sei aber noch nicht der Fall gewesen.
Erdbeerbauer: Nässe und Kälte nicht ideal
Kühle Temperaturen und viel Regen hätten zu kleineren Erdbeeren geführt, sagte Landwirt Patrick Meinhardt aus Weiterstadt unserem Reporter.
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Für die Erdbeeren war das natürlich nicht ganz ideal, was dazu führt, dass aktuell die Erdbeeren etwas kleiner sind. Die Erdbeeren, die jetzt aktuell kommen und aus dem Freiland sind, haben eher etwas Problematik mit dem aktuellen Wetter. Wenn es jetzt warm wird und wechselnd regnet und gewittert, dann kann es bei Erdbeeren zu faulen Erdbeeren kommen, aber aktuell ist das noch nicht der Fall.