Limburg: Falkner soll Tauben töten - aber erst nach Tierschutz-Prüfung
Erst nach Tierschutz-Prüfung - Tauben in Limburg sollen getötet werden
Hunderte Tauben leben in der Limburger Innenstadt - und wenn nichts dagegen unternommen wird, werden es zunehmend mehr. Sollen sie gezielt getötet werden? Darüber musste jetzt die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.
Das Ergebnis: Die Stadtverordneten haben beschlossen, einen Falkner zu beauftragen, der die Tiere einfängt, durch einen Schlag auf den Kopf betäubt und per Genickbruch tötet.
Rechtliche Prüfung soll erfolgen
Zuvor soll die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme aber noch tierschutzrechtlich geprüft werden. Zuständig dafür sei zunächst das Veterinäramt, sagte ein Stadtsprecher. Die geplante Tötung sei zudem auf zwei Jahre befristet. Danach solle ein Erfahrungsbericht erstellt werden.
Demonstration von Tierschützern
Tierschützer reagierten empört auf die Entscheidung. Nach einer Demonstration vor dem Versammlungsort hätten rund 40 Personen auch an der Stadtverordnetenversammlung teilgenommen. Anschließend seien die Stadtverordneten außerhalb des Gebäudes teils mit Ausrufen wie "Mörderbande" beschimpft worden. "Wir sind entsetzt, bestürzt, fassungslos", schreibt das Stadttaubenprojekt Limburg auf Instagram zu der Entscheidung. Sie will jetzt mit dem Veterinäramt Kontakt aufnehmen und prüft, Anzeige zu erstatten.
Hunderte Tauben leben in Limburg
Seit Jahren beschweren sich Anwohnerinnen und Anwohner in der Limburger Innenstadt über die Stadttauben und den damit verbundenen Dreck und Kot. Zuletzt wurden 272 Tauben in der Innenstadt gezählt, die Dunkelziffer wird jedoch auf bis zu 700 Tauben geschätzt, heißt es im Bericht an die Stadtverordneten zur Tauben-Problematik.
Umweltausschuss schlägt Tötung vor
Um die Ausbreitung einzudämmen, muss nun eine Lösung her. Die umstrittene Idee: Die Tauben sollen mit Futter in einen sogenannten Fangschlag gelockt werden. In diese Falle können die Tauben rein-, aber nicht mehr rausfliegen. Drinnen sollen sie dann händisch per Genickbruch getötet werden, so die Beschluss-Empfehlung aus dem vergangenen Umweltausschuss.
Gezielte Tötung auf zwei Jahre befristet
Die geplante Tötung sei zudem auf zwei Jahre befristet. Danach solle ein Erfahrungsbericht erstellt werden. Es werde davon ausgegangen, dass die Populationsgröße der Tauben dann so weit reguliert sei, dass man mit einer Geburtenkontrolle in betreuten Taubenhäusern auskomme. Diese wurden von der Politik zuvor als Alternative zum Töten der Tauben diskutiert.
Taubeneier gegen Attrappen ersetzen
Die Taubenhäuser sind quasi künstliche Brutstätten, die in der Innenstadt aufgestellt werden sollen. Die Vögel werden in diese Häuser gelockt und sollen dort so gut versorgt werden, dass sie sich dann dort vermehren. Anschließend entfernen Experten die Taubeneier und ersetzen diese durch Attrappen. Auch so könnte die Anzahl der Tauben langfristig verringert werden. In Wiesbaden und Montabaur beispielsweise konnte durch diese Maßnahme der Bestand der Tauben mindestens halbiert werden, ohne dass ein Tier getötet wurde.
Kosten für Taubenhäuser umstritten
Das Magistrat sieht nach eigenen Angaben die Ausgaben für die Taubenhäuser jedoch kritisch. Im städtischen Haushalt müssten laut Bericht für das kommende Jahr Kosten in Höhe von voraussichtlich 90.000 Euro eingeplant werden, hinzu kämen jährlich laufende Kosten für die Pflege von rund 13.000 Euro. Hinzu komme die zeitintensive Betreuung der Taubenhäuser mehrmals in der Woche.
Fütterungsverbot gilt seit 1999
Schon in der Vergangenheit hat sich die Stadt mit der Stadttauben-Problematik auseinandergesetzt. So wurde ein Fütterungsverbot veranlasst, welches bereits zu Ordnungswidrigkeitsverfahren geführt habe. Wer mehrmals gegen das Fütterungsverbot verstößt, dem drohen Bußgelder. Langfristig reicht das Fütterungsverbot aber nicht aus, heißt es.