Verein "Atemzeit" ausgezeichnet - Hilfe für Familien schwerstkranker Kinder
Große Freude in Wölfersheim in der Wetterau: Der Verein "Atemzeit" gewinnt den "Wir für morgen"-Preis. Er ist mit 30.000 Euro dotiert.
Der Verein hilft den Familien von schwerkranken Kindern. Sie bekommen durch den Verein Unterstützung in der Zeit nach der Kinderklinik und vor dem neuen Familienalltag in den eigenen vier Wänden. Der Verein wurde 2016 von Anett Wiese gegründet.
Im neuen Familienalltag ankommen
Im Haus Atemzeit in Wölfersheim finden diese Familien Unterstützung. In einem großen Haus gibt es Platz für sechs schwerstkranke Kinder und ihre Familien. Dort können die Familien nach der turbulenten, häufig traumatischen Zeit in der Kinderklinik einziehen und gemeinsam im neuen Alltag ankommen ehe es dann ins eigene Zuhause geht. Denn viele Eltern sind direkt nach der Klinik oft noch nicht bereit für den großen Schritt in das Leben „allein“ mit einem pflegebedürftigen Kind.
Sechs Familien leben im Haus Atemzeit
Das aktuell jüngste Kind ist gerade einmal zwei Monate alt, das Älteste 13. Aufnehmen darf der Verein Atemzeit alle Kinder bis 18 Jahren, erklärt Ella Gette, Leiterin im Haus Atemzeit. Die Kinder ziehen in ihr eigenes Zimmer im Erdgeschoss, die Eltern dürfen den Raum nach ihren Vorstellungen gestalten. Vor allem werde hier Wert darauf gelegt, dass das Haus heimelig wirkt und nicht an ein steriles Krankenhaus erinnert.
"Haus des Lebens und der Zuversicht"
Auch die Eltern bekommen ein Zimmer, auf der Elternetage im oberen Stockwerk. Außerdem gibt es ein großes gemeinsames Wohnzimmer, eine Elternküche, ein Elternbadezimmer sowie einen ganz neu angelegten Garten. Trotz Überwachungsmonitoren und Beatmungsmaschinen wirkt hier alles wie eine große WG, merkt unsere FFH-Reporterin bei ihrem Besuch. Hausleiterin Ella Gette beschreibt ihren Arbeitsplatz im FFH-Gespräch als "Haus des Lebens, der Freude und der Zuversicht".
Wie geht es weiter nach der Kinderklinik?
Zuversicht müssen viele Familien nach Monaten auf der Intensivstation erst wieder zurückgewinnen, erklärt Ella Gette. Denn die Entlassung aus der Kinderklinik ist für viele mit großen Ängsten und Sorgen vor der Zukunft verbunden. Plötzlich sind die Eltern auf sich gestellt, viele wissen gar nicht, wie eine Beatmungsmaschine oder eine Magensonde überhaupt funktioniert. Andere müssen erst einmal das Krankheitsbild ihres Kindes verstehen.
Berührungsängste abbauen
Hier setzt die Arbeit vom Verein Atemzeit an. Das Pflegepersonal im Haus lässt den Eltern Raum zum Durchatmen, zum Realisieren des Gesehenen. Währenddessen kümmert sich das Team liebevoll um die Kleinen. Wenn die Eltern irgendwann bereit sind, werden nach und nach Berührungsängste abgebaut. Medizinisches Gerät wird erklärt und natürlich auch die Medikamente. Auch die Geschwisterkinder werden möglichst aktiv in den gemeinsamen Kennenlernprozess einbezogen. Sie dürfen ebenfalls jederzeit im Haus übernachten.
Das ist das Haus Atemzeit in Wölfersheim
Kuschel- und Vorleseomas kommen zu Besuch
Im Haus Atemzeit gibt es gemeinsame Unternehmungen, zum Beispiel ein Besuch im Zoo. Außerdem kommen regelmäßig zwei Kuschelomas, eine Vorleseoma und der Therapiehund vorbei. Neben den Eltern sollen sich nämlich auch die pflegebedürftigen Kinder natürlich hier so gut wie möglich weiterentwickeln können.
Eltern ein sicheres Gefühl geben
Jede Familie darf im Haus Atemzeit in Wölfersheim so lang wohnen, wie sie möchte. Die Pflegerinnen und Pfleger sind rund um die Uhr erreichbar und stehen auch nach Ende der Betreuung jederzeit für die Fragen der Eltern bereit. "Das wichtigste ist, dass die Eltern mit einem sicheren Gefühl in die Häuslichkeit gehen", sagt Hausleiterin Ella Gette.
30.000 Preisgeld gehen nach Wölfersheim
Für diese wichtige Arbeit, die der Verein Atemzeit 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche leistet, wurde er nun mit dem "Wir für morgen"-Preis in Frankfurt ausgezeichnet. Der Preis zeichnet nach eigenen Angaben Projekte aus, "die mit ihren visionären Ideen heute schon für eine bessere Zukunft sorgen." Der Verein Atemzeit gewinnt als sogenanntes Leuchtturmprojekt 30.000 Euro Preisgeld. Insgesamt haben sich 230 Projekte auf den Preis beworben.
Haus Atemzeit soll Treppenlift bekommen
Von dem Preisgeld soll das Haus Atemzeit in Wölfersheim noch schöner werden. Der neu angelegte Garten soll weiter ausgebaut werden, außerdem wünscht sich das Haus einen Treppenlift von der Kinderetage hoch in die Erwachsenenetage. "Solche Investitionen kosten uns als Verein ein Vermögen", erklärt die Hausleiterin. Als kleiner Verein ist Atemzeit e.V. immer auf Spenden angewiesen.
Spendenkonto:
Verein Atemzeit e.V.
Sparkasse Gießen
IBAN DE07 5135 0025 0205 0493 70
BIC SKGIDE5FXXX
Verwendungszweck bei Beträgen über 200 €: „Spende“ sowie Ihre vollständige Adresse