Projekt aus Wetzlar - Vorlesen in bildungsfernen Familien
Kinder aus bildungsfernen Familien ans Lesen und Vorlesen heranführen: Das ist das Projekt "Vorlesen in Familien" der Phantastischen Bibliothek Wetzlar.
Hier gehen Vorleserinnen und Vorleser für einen längeren Zeitraum regelmäßig in die Familien und lesen zusammen mit den Kindern Bilderbücher. Das Vorlesen soll das Selbstvertrauen der Kinder stärken, gleichzeitig aber auch die Eltern ermutigen.
Besonders ist das dialektische Lesen
Das Besondere an diesem Projekt sei, dass das Vorlesen zuhause und nicht in der Schule oder woanders passiere, so Maren Bonacker, die Leiterin der "Phantastischen Bibliothek Wetzlar" zu FFH. Durch die regelmäßigen Besuche baut sich ein großes Vertrauen zwischen dem Kind und der vorlesenden Person auf. Das sogenannte dialektische Vorlesen, mit dem die Bücher vorgelesen werden, ist eine aktive Art die Kinder für das Lesen und Vorlesen zu begeistern. Hierbei wird mit den Kindern über das Gelesene gesprochen, es werden Bezüge zum Leben des Kindes geknüpft und teilweise sogar passend zur Geschichte gebastelt.
Ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser
Seit etwa 20 Jahren existiert das von der Stiftung Lesen entwickelte Projekt. Als dann Vorleserinnen und Vorleser in die Bibliothek nach Wetzlar kamen, war klar, dass das Projekt auf "feste Beine" gestellt werden muss, so Maren Bonacker. Auch die Reaktionen von Eltern und den Kindern ermutigen die Vorleserinnen und Vorleser weiterhin bei diesem Projekt mitzuarbeiten.
Stärken der Kinder sollen gefördert werden
"Wenn die Kinder wissen, dass jede Woche zur gleichen Zeit jemand zu ihnen kommt und ihnen zuhört, drücken sie sich ihre Nasen an der Fensterscheibe platt oder warten mit den Schlappen hinter der Haustür", sagt Angelika Nitschke, die Leiterin des Projektes. Nach dem Motto "Stärken stärken" überträgt sich die Begeisterung auch auf die Eltern, wenn ihnen erzählt wird, welche Erfolge ihr Kind in der Zeit des Vorlesers oder der Vorleserin erreicht hat. "Da wachsen die Eltern quasi mit den Kindern mit."
Besuche in Schulen und Kindergärten
Das Projekt richtet sich einerseits an Kinder von bildungsfernen Familien. Und auch an Kinder, die Schwierigkeiten haben, egal ob mit der Motorik oder sprachlichen Verzögerungen. Meistens in einem Alter von drei bis zehn Jahren. "Wir gehen dann in Schulen oder auch Kindergärten und machen auf uns aufmerksam. Meistens haben die Erzieher oder Lehrer dann auch direkt Familien im Kopf", erzählt Angelika Nitschke. Auch unter Kinderärzten in Wetzlar ist das Projekt "Vorlesen in Familien" bekannt und werde auch unterstützt und weiterempfohlen.
Selber Vorleser werden
"Man muss erst zu einem Gespräch zu mir kommen, dass hat sich über die Jahre am besten bewährt", lacht Angelika Nitschke, als unsere FFH-Reporterin fragt, wie man Vorleser oder Vorleserin werden kann. Wenn man sich dann persönlich kennengelernt hat, kann es auch schon losgehen. Die Ausbildung ist auf ein Jahr verteilt, circa zwei Seminare pro Monat gibt es, die jeweils drei Stunden gehen. Hier behandelt man die unterschiedlichsten Themen, wie interkulturelle Kommunikation oder auch aktives Zuhören und lernt, wie man mit den Kindern und Familien umgehen muss.
Autorin: Pauline Horn