Nach dem Erdbeben in der Türkei - Marburger Verein hilft bis heute
Ein Jahr ist das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien her - die Provinz Hatay wurde nahezu vollständig zerstört. Seit einem Jahr versucht der Marburger Verein Antiochia Hatay den Menschen in Hatay zu helfen - erst mit Zelten und Nahrungsmitteln - und mittlerweile mit Bildungsunterstützung für die Kinder.
Der Vereinsvorsitzende, der mittelhessische Kinder- und Jugendarzt Fikret Yüzgülen sagt: Wir möchten die Region mit Blick auf die Zukunft wieder zu einem lebenswerten Zuhause für seine Bewohnerinnen und Bewohner machen." Dabei gehe es auch darum, die historische Bedeutung Hatays wiederzubeleben und die Schönheit der Provinz unter den Trümmern zu bergen.
50.000 Tote alleine in der Türkei
Als vor einem Jahr gleich zwei Erdbeben das Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien erschütterten, kamen alleine in der Türkei nach Angaben der Regierung über 50.000 Menschen ums Leben. Weit über 160.000 Gebäude seien eingestürzt oder einsturzgefährdet und müssten in naher Zukunft abgerissen werden.
Leben in Containern und Zelten
Überlebende sind durch Obdachlosigkeit weiterhin akuten Gefahren, wie etwa Seuchenausbreitung, ausgesetzt, die durch den Zusammenbruch der Infrastruktur begünstigt werden. Viele Menschen wohnen jetzt in Containern und Zelten. David Beasley, Direktor des Welternährungsprogramms (WFP), bezeichnete die Situation in Hatay als „apokalyptisch“.
Nichts sieht mehr aus wie früher
Auch Dr. Fikret Yüzgülen, der als Kinderarzt in Stadtallendorf und Kirchhain arbeitet, kann das bestätigen. Er und seine Frau waren etwa drei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben zum ersten Mal zurück in der Türkei – in ihrer Geburtstadt Antakya. Dort ist heute nichts mehr wie früher: "Dort zu sein und Dinge nicht wiederzufinden und vor allem nicht wiederzuerkennen, das war das Schrecklichste." Sein Haus sei eins von drei Häusern, die im Umkreis überhaupt noch stehen, weil er es vor einigen Jahren erdbebensicher bauen lassen hat.
Kindern und Frauen helfen
Im Schnitt einmal im Monat ist ein Team vom Verein Antiochia Hatay im Krisengebiet. Yüzgülen selbst war zuletzt rund um den Jahreswechsel dort. "Wir haben Schüler mit Tablets ausgestattet. Die Aufnahmeprüfungen für die Universitäten wurden nicht pausiert." Kinder und Frauen liegen dem Mittelhessen besonders am Herzen: "Mittlerweile sehe ich wieder Kinder in Schuluniform. Das gibt mir Mut und Hoffnung."
Bagger tragen noch immer Schutt ab
Auch Restaurants machen demnach in Hatay allmählich wieder auf, während drumherum Bagger noch immer den Schutt der eingestürzten Gebäude abtragen. "Alles ist noch provisorisch. Unsere Hilfe geht mehr und mehr in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe", erklärt der Arzt, der mittlerweile auch versucht über Vorträge zur aktuellen Lage, Spendengelder zu generieren.
Spenden für großes Bildungszentrum
Über eine halbe Million Euro konnte mittlerweile durch den Marburger Verein nach eigenen Angaben ins Krisengebiet gebracht werden. Die nächste große Investition soll ein 700 Quadratmeter großes Bildungszentrum werden. Das Zentrum soll Lernräume, eine Schneiderei, eine Großküche sowie eine Korbflechterei umfassen, erklärt Yüzgülen am FFH-Mikro.
Hatay vor dem Erdbeben
Die Provinz Hatay befindet sich am Mittelmeer im Süden der Türkei und grenzt im Westen an Syrien. Sie ist die Heimat von 1,6 Mio. Einwohnern und damit eines der am dichtest besiedelten Gebiete der Türkei. Neben den türkischen Muslimen lebt hier eine große arabisch alevitische Gemeinde, sowie orthodoxe Christen, Katholiken und Juden. Aleviten und Christen pflegen auch heute noch die arabische Sprache auf den Straßen Hatays zu sprechen. Durch die günstigen klimatischen Bedingungen ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region die Landwirtschaft. Dies alles wurde durch die Erdbeben schwer getroffen.
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