Nicht wettbewerbsfähig: Buderus Edelstahl in Wetzlar vor Verkauf
Standort nicht wettbewerbsfähig - Buderus Edelstahl in Wetzlar vor Verkauf
Paukenschlag für die Wirtschaft in Mittelhessen: Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine plant den Verkauf seines deutschen Tochterunternehmens Buderus Edelstahl im mittelhessischen Wetzlar.
Außerdem werde das Geschäft mit Komponenten für die Automobilindustrie in Deutschland weiter restrukturiert, teilte der Konzern in Linz mit. Die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill spricht von einem Warnsignal für die Bundesregierung.
Sinkende Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland
Voestalpine reagiere mit diesen Schritten den wirtschaftlichen Abschwung und die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland, hieß es aus der Unternehmenszentrale. Einen Zeitplan für den Verkauf von Buderus Edelstahl gebe es nicht, doch Gespräche mit Interessenten seien bereits angelaufen, hieß es.
IG Metall: Verkauf wird nicht leicht
Die plötzliche Verkaufsabsicht überrascht die Region, vor allem der Zeitpunkt, sagt Stefan Sachs, Chef der IG Metall Mittelhessen im FFH-Gespräch: "Die Kollegen sind sauer. Jedes Staubkorn in dem Betrieb ist sauer." Gleichzeitig sei einzuräumen, dass Voestalpine mit Buderus Edelstahl Wetzlar Verluste in Millionenhöhe eingefahren habe. "Jetzt einen seriösen Käufer zu finden, der bereit ist die notwendige hohe Millionensumme zu investieren, wird schwer."
IHK Lahn-Dill: "Wir müssen das Steuer herumreißen"
In einer ersten Stellungnahme zeigt sich die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill entsetzt, Hauptgeschäftsführer Dietmar Persch sagt: „Die ausbleibende Kursänderung in der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung hat in Mittelhessen einen ersten prominenten Rückzug gefordert." Es sei ein Warnsignal, so Persch. "Das Problem sind nicht Fachkräftemangel, Bürokratie oder Energiepreise, sondern die falsche Wirtschaftspolitik an sich."
Was wird aus 1.250 Mitarbeitern?
Buderus beschäftigt nach eigenen Angaben rund 1.250 Mitarbeiter, die jährlich etwa 300.000 Tonnen Rohstahl produzieren. Der Jahresumsatz beläuft sich auf rund 350 Millionen Euro. Nach Angaben aus der Voestalpine haben die Auswirkungen Coronakrise und der Krieg in der Ukraine dem Tochterunternehmen zugesetzt.
Bereits andere Standorte in abgebaut
Voestalpine produziert auch Metallteile für die Autoindustrie an mehreren Standorten in Deutschland. Bereits im Januar wurde der Verkauf des Standortes im baden-württembergischen Nagold bekannt gegeben. Zusätzlich sei der Abbau von Personal in der deutschen Automobil-Sparte von Voestalpine im Gange.
Automobilzulieferer in Deutschland nicht ausgelastet
Dieser Prozess werde weitergeführt, aber aus heutiger Sicht bald abgeschlossen sein, hieß es aus dem Konzern. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Voestalpine passe sich an die "strukturelle Unterauslastung der Automobilzulieferindustrie in Deutschland" an, teilte das Unternehmen mit. Voestalpine erwartet, dass der Verkauf von Buderus und die Restrukturierung im Automobilsektor das Betriebsergebnis einmalig mit etwa 410 Millionen Euro belasten wird.
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