Fritz Winter in Stadtallendorf - Eisengießerei will klimaneutral werden
Das Klimaschutzgesetz des Bundes sieht eine Klimaneutralität bis 2045 vor: Auch die großen Unternehmen in Mittelhessen sind davon betroffen. Die Eisengießerei Fritz Winter in Stadtallendorf hat bereits einige Prozesse umgestellt und sich dem Thema Nachhaltigkeit angenommen.
Lange galt die Industrie als Bereich, wo Klimaneutralität nur schwer zu erreichen ist. Durch das Klimaschutzgesetz des Bundes sind die Unternehmen nun gezwungen umzuplanen. Auch die Eisengießerei Fritz Winter in Stadtallendorf bei Marburg strukturiert sich Stück für Stück neu, um bis 2045 klimaneutral zu sein.
Neuer Ofen soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen
Rund 450.000 Tonnen Eisen stellt das Unternehmen im Jahr nach eigenen Angaben her. Ein großer Meilenstein für das Unternehmen mit rund 3300 Mitarbeitern soll der neue Schmelzofen werden, der bis Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. Der große neue Komplex soll ein Drittel der Kohlenstoffdioxid-Emissionen des Unternehmens einsparen.
Kohlenstoffdioxid-Ausstoß verringern
Der Ofen soll elektrisch Eisen einschmelzen, statt mit fossilen Energieträgern wie beim Ofen aus "der alten Welt". So nennt Markus Semmler, Bereichsleiter für Werksplanung und Umweltschutz, die bisherigen Arbeitsweisen, die mit viel Dreck, Schmutz und vor allem Kohlenstoffdioxid verbunden sind.
Treibhausgase der Eisenindustrie
"Industrieanlagen zur Herstellung und Verarbeitung von Metallen sind bedeutende Verursacher von umweltbelastenden Emissionen mit negativen Umweltauswirkungen entlang der Wertschöpfungskette", heißt es vom Umweltbundesamt. Auch der Umweltverband WWF kritisierte im letzten Jahr den hohen Ausstoß von Treibhausgasen im Industriesektor, belegt an einer Studie. Demnach habe vor allem die Eisen- und Stahlerzeugung einen wesentlichen Anteil.
Kritik von Umweltverband WWF
Insgesamt gehen laut WWF 47 Prozent der industriellen ETS-Emissionen auf das Konto von Eisen und Stahl, nämlich 51 Millionen Tonnen. Das „EU Emissions Trading Scheme“, kurz ETS, ist das international erste und derzeit größte Handelssystem für Treibhausgase - mehr Infos dazu beim Bundesministerium für Klimaschutz. Fritz Winter gehört nicht zu den von WWF kritisierten "Dirty Thirty", den 30 CO2-intensivsten Industrieanlagen in Deutschland.
Recycling-Kreislauf in der Eisenverarbeitung
Nicht nur beim Schmelzprozess wird in Stadtallendorf Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Bei Fritz Winter wird nach eigenen Angaben nur alter Stahlschrott eingeschmolzen statt Roh-Eisen zu gewinnen. Den Recycling-Kreislauf gibt es bereits seit den 50er Jahren, erklärt Semmler.
Rückführung von Nebenprodukten
100 Prozent der Materialien können demnach wiederverwertet werden, denn die Rückführung von Nebenprodukten in die Produktion ist ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Industrie. Abfälle wie Schlacke landen zum Beispiel zerkleinert als Schotter auf den Straßen. Abwärme der Prozesse beheizt außerdem die Räumlichkeiten auf dem Firmengelände. Weitere Überschüssige Energie werde kommunalen Versorgern zur Verfügung gestellt.
Ein Blick in die Produktion
Suche nach Azubis
Mit den Nachhaltigkeitsstrategien will sich Fritz Winter in Stadtallendorf für die Zukunft aufstellen und auch attraktiv für die jüngeren Generationen sein. Denn auch hier wird händeringend Nachwuchs gesucht. Wer einen Ausbildungsplatz sucht, kann die Eisengießerei Fritz Winter am 26. und 27. April beim Tag des offenen Ausbildungszentrums kennenlernen.
Tag des offenen Ausbildungszentrums
Vorgestellt werden diverse technische Berufe wie zum Beispiel der Gießereimechaniker, Werkstoffprüfer, Maschinen- und Anlagenführer sowie der Industrieelektriker. Neben Infos zu Karrieremöglichkeiten gibt es eine spektakuläre Gießvorführung und interaktive Stationen.
Der Tag des offenen Ausbildungszentrums bei der Eisengießerei Fritz Winter ist am 26. April von 8 bis 14 Uhr und am 27. April von 10 bis 15 Uhr.