Freiwillig nur 50 km/h - Viele Wildkatzen im Kroftorfer Forst
Langsam fahren für eine streng geschützte Tierart. Im Kroftorfer Forst sollen Auto freiwillig den Fuß vom Gas nehmen. Dort leben nämlich immer mehr Wildkatzen.
Eigentlich eine tolle Sache. Seit einigen Jahren ist die Wildkatze zurück in den hessischen Wäldern. Im Gleiberger Land leben mittlerweile rund 70 Tiere.
Freiwillig Fuß vom Gas
Die möchte der Landkreis Gießen schützen und hat deshalb ein besonderes Schild an der Kreisstraße zwischen Salzböden und Gleiberg aufgehängt. Darauf werden die Autofahrer gebeten, freiwillig den Fuß vom Gas zu nehmen und nur mit Tempo 50 durch den Wald zu fahren. Förster Holger Brusius sagt zu FFH: "Die Wildkatzen sind sehr scheu und ausgewachsene Tiere haben hier im Wald eigentlich keine natürlichen Feinde - außer dem Straßenverkehr."
Auch Rehe und Hirsche profitieren von langsamer Fahrweise
Die kürzlich sanierte Kreisstraße werde nämlich für Wildtiere zu einer zunehmenden Gefahr, da Autofahrer jetzt auf der sehr schmalen Straßen schneller unterwegs sind.
Immer mehr Wildunfälle im Kroftorfer Forst
Auch Holger Brusius vom Forstamt Wettenberg hofft auf mehr "Langsam-Fahrer". Seit der Sanierung der Kreisstraße habe es bislang vier bestätigte Unfälle mit Rehwild gegeben, erzählt er. Fast zehn jahre habe seine Forstverwaltung die Wildkatzen gelockt und gezählt. Deshalb wisse man nun auch, dass 76 Tiere im Wald bei Kroftorf lebten. Eine Wildkatze habe man immer wieder nachgewiesen, das Tier sei also mittlerweile 10 Jahre alt.
Wildkatzen und Hauskatzen haben unterschiedliche Gene
Wildkatzen sind nicht mit Hauskatzen zu verwechseln. Es gebe klare genetische Unterschiede, so der Förster. Im Kroftorfer Forst gebe es bislang auch kaum Kreuzungen zwischen Haus- und Wildkatzen. Das sei in manchen anderen Ländern wie zum Beispiel Schottland anders.
Hohe Dunkelziffer bei Wildkatzen-Unfällen befürchtet
"Die Dunkelziffer bei Wildunfällen und Wildkatzenunfällen wird deutlich höher sein, erst recht, wenn durch kleinere Tiere wie die Wildkatze keine erheblichen Schäden am Fahrzeug entstehen“, sagt Brusius, „umso wünschenswerter ist es, dass sich die Verkehrsteilnehmenden das Gebot zu Herzen nehmen und damit zum Schutz des Wildkatzenvorkommens im Krofdorfer Forst beitragen.“
4 bestätigte Wildunfälle seit Sanierung der Kreisstraße
Eine vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung als verkehrsrechtliche Anordnung ließ sich auf dem Waldstück nicht durchsetzen, teilt der Landkreis Gießen mit. Statt dessen schlug die Straßenverkehrsbehörde die nun aufgehängte Wildkatzenbeschilderung vor. Ein solches Schild gibt es in Hessen bislang nur ein einziges weiteres Mal. Im Landkreis Gießen ist sie einzigartig.
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