Zu wenig bezahlbarer Wohnraum - DGB-Jugend fordert mehr Azubi-Wohnheime
Den Schulabschluss in der Tasche, beginnt für viele ein neuer Lebensabschnitt: eine Ausbildung. Zuhause auszuziehen können sich aber nur wenige leisten. Die DGB-Jugend in Gießen fordert deshalb: "Wir brauchen mehr Azubi-Wohnheime."
In Hessen gibt es bislang nur wenige solche Wohnheime. In Gießen und Marburg gibt es beispielsweise das Schwesternwohnheim für Azubis der Uniklinik (UKGM).
Bisherige Angebote reichen nicht aus
Die bisherigen Angebote reichten aber nicht aus, so Aslı Gürhan, Jugendreferentin bei der DGB-Jugend in Gießen, im FFH-Interview. Für alle knapp 85.000 Azubis in Hessen müsse es bezahlbare Unterkünfte geben. In Deutschland gibt es insgesamt mehr als 1,2 Millionen Azubis. Das zeigen die Zahlen der Statistischen Ämter.
Bezahlbarer Wohnraum für Azubis fehlt
Für viele Auszubildenden ein großes Problem: Die gestiegenen Preise. Vor allem die Lage auf dem Wohnungsmarkt sei sehr angespannt. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum mache es für viele angehenden Auszubildenden kaum möglich von zuhause auszuziehen.
Azubis werden immer älter
Eine weitere Veränderung sei außerdem, dass Auszubildende tendenziell immer älter würden. Insgesamt könnten junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können oder wollen, an vielen Orten ihr Leben nicht mehr finanzieren.
Fehlende Azubis könnten Fachkräftemangel befeuern
Die Folge sei, dass junge Menschen sich deswegen eher gegen eine Ausbildung entscheiden könnten. "Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels: Deutschland kann sich das gerade einfach nicht leisten so einen hohen Anteil an jungen Menschen nicht zu qualifizieren", sagt Gürhan.
Viele Azubis hätten gerne eigene Wohnung
Drei Viertel der Azubis wohnen während ihrer Ausbildung noch bei ihren Eltern oder Verwandten. Das zeigt der DGB-Ausbildungsreport. 65 Prozent davon würde jedoch lieber in einer eigenen Wohnung leben.
Eigene Unterkunft ohne finanzielle Unterstützung schwierig
Je älter die Azubis, desto stärker ihr Wunsch nach einer eigenen Unterkunft. Das ist jedoch für viele ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung unrealistisch. Denn, zwei Drittel der Azubis mit eigener Wohnung erhielten neben ihrem Gehalt Unterstützung. Deswegen fordert die DGB-Jugend mehr Azubi-Wohnheime.
DGB-Jugend fordert mehr Azubi-Wohnheime
Ähnlich wie für Studierende sollen mehr preiswerte möblierte Einzelzimmer für junge Menschen in der Ausbildung geschaffen werden. Die Zimmer sollen nicht mehr als 300 Euro kosten und Azubis aus schwierigen sozialen Verhältnissen sollen begünstigt werden.
Erleichterung für Azubis mit weiter Anreise
Vor allem aufgrund der weiten Anreise zur Berufsschule, die viele Azubis mittlerweile auf sich nehmen müssten, seien solche Wohnheime eine große Erleichterung, so Gürhan.
Beispielprojekt AzubiWerk München e.V.
Ein Beispiel, wie so ein Wohnheim funktionieren kann, sei das AzubiWerk München e.V., erzählt Aslı Gürhan. Der von der bayrischen Landeshauptstadt, dem Kreisjugendring und der DGB-Jugend gegründete Verein stellt Ein-Zimmer-Apartments für circa 300 Euro im Monat für Azubis zur Verfügung.
WG-Zimmer in München kostet 760 Euro im Schnitt
Im Vergleich dazu kostet das durchschnittliche WG-Zimmer in München aktuell circa 760 Euro warm. Das geht aus dem Hochschulstädte-Scoring des Moses-Mendelssohn-Instituts hervor. Dieses Projekt könnte für viele Städte in ganz Deutschland als Vorbild gelten, so Gürhan. Auch für Mittelhessen.
Bisher nur UKGM-Wohnheime in Mittelhessen
In Gießen und in Marburg gibt es bislang für Azubis nur die Schwesternwohnheime des UKGM für die Pflege-Azubis. Die restlichen Auszubildenden müssen dagegen Glück auf dem Wohnungsmarkt haben.
Dillenburg plant Wohnheim-Projekt anzugehen
Bislang gebe es sonst keine konkreten Umsetzungen von Wohnheimen dieser Art in der Gegend. Laut Aslı Gürhan gebe es aber Bestrebungen der Stadt Dillenburg, ein solches Azubi-Wohnheim-Projekt anzugehen.
Ungleichgewicht auf dem Azubi-Markt
Mehr als 70.000 Ausbildungsplätze blieben im vergangenen Jahr unbesetzt. Gleichzeitig hatten mehr als 60.000 junge Menschen zum Stichtag 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Das geht aus einer Mitteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung hervor.
Knapp 2,6 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss
Außerdem waren hierzulande nach den letzten Zahlen aus dem Jahr 2021 knapp 2,6 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss - mit steigender Tendenz.
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