Polizeistatistik Mittelhessen - Deutlich mehr Gewaltdelikte in Gießen
In Mittelhessen hat die Polizei ein positives Fazit ihrer Arbeit im vergangenen Jahr gezogen und die Kriminalitätsstatistik vorgestellt. Allerdings gab es eine deutliche Zunahme von Gewaltdelikten, vor allem auf Gießener Stadtgebiet (siehe unten).
10 Prozent mehr Gewaltstraftaten in Mittelhessen
Gewaltstraftaten sind danach um 10 Prozent von 1982 registrierten Fällen in 2023 auf 2204 registrierte Fälle in 2024 gestiegen. Mittelhessens Polizeipräsident Thorsten Krückemeier sagt, die Sicherheitslage sei stabil, die Kriminalität auf dem Niveau des Vorjahres. Als zentral für "eine sichere und gerechte Zukunft bezeichnete er ein respektvolles Miteinander."
Viele Übergriffe auf Polizeikräfte
Allerdings sei die Anzahl der Übergriffe auf Polizeikräfte besorgniserregend. Hier gab es in Mittelhessen 319 erfassten Straftaten, Polizisten und Polizistinnen würden beleidigt, bedroht, bespuckt oder sogar angegriffen. Polizeipräsident Torsten Krückemeier deutlich: „ Die zunehmende Respektlosigkeit ist besorgniserregend und nicht hinnehmbar. Hier braucht es ein klares gesellschaftliches Umdenken!“.
Cannabis-Freigabe senkt Aufklärungsquote
2023 wurden in Mittelhessen insgesamt 48.639 Straftaten (ohne ausländerrechtliche Verstöße) polizeilich erfasst, 657 Straftaten weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote ist leicht zurückgegangen, was der Bericht auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückführt. Gestiegen sind allerdings ausländerrechtliche Delikte.
Mehr Gewalt trotz mehr Kontrollen
Besondere Bedeutung hatten die Innenstadtoffensiven in Gießen, Wetzlar, Marburg und Biedenkopf, wo deutlich mehr Polizei präsent war und deutlich mehr kontrolliert wurde. Hier seien in 12 Monaten 4.114 Polizeikräfte in 10.853 Einsatzstunden unterwegs gewesen und hätten 5.586 Personenkontrollen durchgeführt. Dabei seien 584 Straftaten festgestellt, 423 Personen festgenommen und 154 Haftbefehle vollstreckt worden.
Polizeipräsident will demokratische Kompetenzen stärken
Für den mittelhessischen Polizeipräsident ist es laut Bericht "erklärtes Ziel, demokratische Werte und Kompetenzen zu stärken." Gleichzeitig habe die Einsatzbelastung 2024 ein neues Niveau erreicht, was auch auf Großlagen wie die Fußball-Europameisterschaft, die Bewachung von Weihnachtsmärkten oder Demonstrationen zum Gazakrieg zurückzuführen sei.
Gewaltdelikte meist nach privaten Streitigkeiten
Im Jahr 2024 wurden 17 Morddelikte erfasst, davon 13 Versuche, alle Fälle seien aufgeklärt worden. Gestiegen seien auch Totschlagsdelikte und Straßenraub-Delikte. Um 12 Prozent sei die Anzahl registrierter gefährliche und schwerer Körperverletzung gestiegen. Allerdings stünden, so Krückemeier, weite Teile dieser Delikte im Zusammenhang mit privaten Streitigkeiten im Bekannten- und Familienkreis oder innerhalb von Beziehungen, erklärt Krückemeier. "Unbeteiligte Personen sind in vielen Fällen nicht direkt betroffen." Dennoch würden diese Taten das Sicherheitsgefühl von Bürgerinnen und Bürgern beeinflussen.
Mehr Gerwalt im Stadtgebiet Gießen
Im Vergleich der Landkreise wurden im Landkreis Gießen mit 742 erneut die meisten Gewaltdelikte verübt, die meisten auf Gießener Stadtgebiet nämlich 512. Im Vorjahr hatte die Polizei in Gießen 625 Straftaten registriert, eine Zunahme von fast 20 Prozent. Damit bewegt sich die Straftatenquote in Gießen sogar über dem Höchststand von 2015.

