documenta 15 ist eröffnet - "Man merkt das Kribbeln in Kassel"
Die Kunstwelt schaut wieder auf Kassel. Bundespräsident Steinmeier hat dort die documenta fifteen eröffnet. Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet nur alle fünf Jahre statt.
14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren nun 100 Tage lang ihre Werke und Darbietungen in Kassel. An der Eröffnung nahmen auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, teil. Bei schönstem Sommerwetter hatten sich Hunderte von Besuchern und Schaulustigen vor dem Fridericianum in der Kasseler Innenstadt versammelt.
Steinmeier weist auf Grenzen der Kunstfreiheit hin
In seiner Eröffnungsrede sagte Steinmeier, er sei sich zuletzt nicht sicher gewesen, ob er überhaupt zur Eröffnung komme. Der Grund seien die heftigen Debatten in den letzten Wochen um eine mögliche Israel-Feindlichkeit einiger Künstler gewesen. Steinmeier forderte die documenta-Macher ausdrücklich auf, über das Thema zu diskutieren. Documenta-Generaldirektorin Schormann versicherte unserem Reporter, man werde diese Debatte führen.
Rhein: "Documenta ist ein Weltereignis"
Ministerpräsident Boris Rhein bezeichnete die documenta am Rande der Eröffnung als Weltereignis. Er sei froh, dass die Weltkunst-Ausstellungen trotz Corona wieder stattfinden könne. Auch in Zukunft würden die Stadt Kassel und das Land Hessen die documenta hegen und pflegen.
Erste Bilanz zur Eröffnung: Zehntausende Besucher sind am Wochenende zum Auftakt der Weltkunstausstellung documenta nach Kassel gekommen – die meisten davon zu den Eröffnungspartys. Das hat die documenta auf FFH-Anfrage mitgeteilt. 25.000 Besucher waren bei den verschiedenen Partys am Samstag dabei. In den Ausstellungsräumen selbst waren es deutlich weniger – nämlich nur 5.000 Leute.
Über 30 Ausstellungsorte
Überall sind zuletzt die Kunstwerke aufgeploppt: ein begehbares Bauwerk etwa aus Altkleidern in der Karlsaue oder eine gemalte Zeitung vor dem Hauptbahnhof. Es gibt über 30 Ausstellungsorte - mindestens 1.500 Künstler seien beteiligt, sagte documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann am Mittwoch.
Kasseler Osten im Fokus
Und mal wieder ist auch diese documenta anders als ihre Vorgänger. Die Federführung liegt nicht in einer Hand, sondern bei einer Gruppe, dem Künstlerkollektiv Ruangrupa aus Indonesien. Das setzt auf Nachhaltigkeit und will verstärkt den sonst weniger beachteten Kasseler Osten in den Blick nehmen.
Schub für lokale Wirtschaft erhofft
Im Vorverkauf ist laut documenta-Machern die Nachfrage nach Tickets schon jetzt deutlich größer als bei der letzten documenta. Auf viele Besucher hofft auch die lokale Wirtschaft - vor allem Hotels und Gastronomie. Von einem Lichtblick in schwierigen Zeiten spricht die Gastro-Branche. Nach der Corona-Dürre soll jetzt eine Umsatz-Flut kommen, auch wenn laut Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bei den Hotel-Buchungen noch Luft nach oben ist.
Neue Buslinie geschaffen
Auf Besuchermassen stellt sich ebenfalls die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVG) ein. "Während der früheren Weltkunstausstellungen haben wir jeweils etwa eine dreiviertel Million zusätzliche Fahrgäste begrüßt. Wir rechnen auch bei der d15 deshalb mindestens mit diesem Zuwachs", sagt Sprecherin Heidi Hamdad. Mit der Linie d15 sei daher eine zusätzliche Buslinie vorbereitet worden. Sie wird die Innenstadt mit den Ausstellungsorten im Kasseler Osten verbinden.
"Kassel putzt sich raus"
"Kassel putzt sich raus für die Kunstwelt", sagt Oberbürgermeister Geselle im FFH-Gespräch. Davon profitieren auch die Menschen hier: Es wurde nicht nur vieles aufgehübscht, sondern auch ausgebaut. So sind pünktlich zur documenta etwa 14 neue Ladesäulen für E-Autos installiert worden.
Die documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation von Gegenwartskunst. Die 15. Ausgabe findet vom 18. Juni bis 25. September in Kassel statt. Mehr Infos gibt es hier.
Polizei will auch wegen Vandalismus mehr Präsenz zeigen
Die Polizei hat ihre Sichtbarkeit ausgebaut. "Es wird wieder eine documenta-Wache geben als zentraler Anlaufpunkt in der Innenstadt", sagte Polizeisprecher Matthias Mänz zu FFH. Auch zusätzliches Personal werde eingesetzt, um unter anderem ein Auge auf die Kunstwerke zu haben. Zuletzt war die Kunstausstellung mit Vandalismus konfrontiert. So war in einen Ausstellungsort eingebrochen und dieser mit Schmierereien besudelt worden.

