Nach Antisemitismus-Skandal - Künstlerin Steyerl verlässt documenta
Mit Hito Steyerl zieht eine der international wichtigsten Künstlerinnen ihre Arbeiten als Folge des Antisemitismus-Eklats von der documenta ab. Ihren Entschluss gab die in Berlin lebende 56-Jährige am Freitag in einer Mail an die Kunstausstellung in Kassel bekannt.
Steyerl hatte ihre Arbeiten im Ottoneum gezeigt. Sie begründete ihren Schritt gegenüber der dpa mit dem Rückzug Meron Mendels von seiner Beratertätigkeit für die documenta. Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank hatte sein Engagement für die documenta als externer Experte ebenfalls am Freitag aufgekündigt. Zuvor hatte der "Spiegel" über den Entschluss berichtet.
Kollektiv beendet Live-Programm
Ebenfalls am Freitag hatte die HNA berichtet, dass das indische Kollektiv Party Office sein gesamtes öffentliches Live-Programm auf der documenta fifteen beendet. Gründe seien hier laut Zeitung „queerphobe Angriffe“ im Kasseler Stadtgebiet. „Seitdem ich hier bin, werde ich täglich in den Straßen von transphobischen Männern belästigt und verspottet“, so Party-Office-Kurator Joey Cannizzaro demnach auf Instagram. Er habe laut HNA als Konsequenz nach einem Vorfall am Wochenende Kassel verlassen.
Steyerl: "Kein Vertrauen in Verantwortliche"
"Ich werde mich nicht mehr an der documenta fifteen beteiligen", schrieb nun auch die Berliner Künstlerin Steyerl. Sie habe kein Vertrauen in die Fähigkeit der documenta-Verantwortlichen, Komplexität zu vermitteln und zu übersetzen. "Dies bezieht sich auf die wiederholte Weigerung, eine nachhaltige und strukturell verankerte inklusive Debatte rund um die Ausstellung zu ermöglichen, sowie auf die faktische Weigerung, Vermittlung zu akzeptieren."
Kritik an schlechter Bezahlung für Personal
Zudem wolle sie das weiter andauernde Fehlen von organisatorischer Verantwortung in Bezug auf antisemitische Inhalte an einem zentralen Ort der documenta nicht unterstützen. Steyerl verwies auch auf "unsichere und unterbezahlte Arbeitsbedingungen für Teile des Personals" hin, was im krassen Gegensatz stehe zur offiziellen Rhetorik.