Halle ist nur 16 Grad "warm" - SMA setzt auf selbstheizende Kleidung
Heizung runter, Jacke aufgedreht. Bei einem Pilotversuch hat der Solartechnik-Hersteller SMA aus Niestetal auf selbstheizende Kleidung gesetzt - und gleichzeitig die Temperatur in einer Logistik-Halle deutlich runtergefahren. So sollen Unmengen Energie gespart werden.
Das Thermometer in Abschnitt 3 von Logistikhalle 58 zeigt gerade mal 16 Grad an. Doch frierende Mitarbeiter sieht man hier nicht, obwohl sie nur recht dünne Pullis oder Westen tragen. Der Trick: Die Kleidung ist durchzogen von Heizfäden, in der Tasche steckt ein kleiner Akku, geladen über die - na klar - Solar-Anlage auf dem Dach. Gesteuert über eine App kann die Kleidung auf angenehme 35 Grad aufheizen.
"Die Wärmequelle immer am Mann"
Daniel Hoßbach ist Teamleiter in dem rund 9.000 Quadratmeter großen Hallenabschnitt, in dem zuletzt der Pilotversuch lief. Er trägt ein dünnes Sweatshirt mit langen Ärmeln. "Das ist sehr angenehm, ich brauche keine Jacke und habe meine Wärmequelle immer am Mann und kann sie variabel einstellen." Auf seiner App hat er gerade 33 Grad eingegeben - "und wenn die erreicht sind, schaltet sich die Heizstufe aus".
Warum riesige Räume aufheizen?
Die Idee, längst marktreife Heizklamotten auch bei der Arbeit einzusetzen, hatte Ralf Ruszynski. Er ist Energiebeauftragter bei SMA und hat sich schon wissenschaftlich lange mit dem Thema befasst. Seine Leitfrage: Gibt es auch andere Möglichkeiten, dass Menschen warm wird, als gleich riesige Räume aufzuheizen, in denen vor allem Pakete lagern? Seine Antwort: eindeutig ja.
"Es gibt viele Möglichkeiten, um nicht zu frieren"
"Die Leute rennen alle in den Baumarkt und kaufen sich Heizlüfter und Kaminöfen, um Räume zu beheizen - dabei gibt es viele Möglichkeiten, damit man nicht frieren muss", sagt Ruszynski im FFH-Interview. Er selbst nutzt die Heizkleidung auch zu Hause und hat sie nun an die Arbeit gebracht. "Es macht wenig Sinn, einen kompletten Hallenabschnitt mit 9.000 Quadratmeter zu heizen, wo es doch mit Individualheizung intelligenter geht", sagt auch Jens Huppach, bei SMA zuständig für einen großen Teil des Logistik-Geschäfts.
40 Prozent Energieeinsparung
Normalerweise sind es 21 Grad in den riesigen baumhohen Logistik-Hallen von SMA. Da jetzt die Temperatur um 5 Grad reduziert worden ist, spare man 40 Prozent Heizenergie, also Gas, so Ruszynski. Das könne ein Riesenunterschied für Haushalte und Unternehmen sein. Schließlich ist der Gewinn deutlich höher, wenn so viel Energie und damit Kosten gespart werden.
Mitarbeiter entscheiden über Fortsetzung
Diese Woche wollen die Mitarbeiter gemeinsam entscheiden, ob der das Projekt fortgesetzt und ausgeweitet werden soll. Bislang spricht wenig dagegen. "Ich kenne keine Probleme, es sind alle zufrieden", sagt Logistik-Hallen-Teamleiter Daniel Hoßbach. "Meinetwegen könnten wir weitermachen."