Baukosten explodieren: Immer weniger Hessen können sich Neubau leisten
FFH-Recherche zu Baukosten - Neubau für viele Hessen nicht bezahlbar
Immer weniger Hessen können es sich leisten, neu zu bauen. Das hat eine FFH-Recherche ergeben. Grund dafür sind unter anderem gestiegene Zinsen, die Inflation und Materialmangel.
Die Preise für den Neubau von Wohngebäuden in Hessen sind im vergangenen Jahr rasant gestiegen.
Baupreise steigen so stark wie seit über 50 Jahren nicht mehr
Im Vergleich zum Jahr zuvor habe es einen Zuwachs um durchschnittlich 13,8 Prozent gegeben, teilte das Statistische Landesamt in Wiesbaden mit. Das sei der stärkste Anstieg der Baupreise seit 52 Jahren. Und das hat Folgen.
Geringeres Interesse an Bauplätzen
Das Beispiel Wolfhagen im Landkreis Kassel zeigt, dass das Interesse an Bauplätzen schwindet. Für ein kleines Baugebiet mit 20 Bauplätzen gab es mal 120 Interessenten – jetzt muss die Stadt die Liste immer weiter nach unten durchgehen, um einen potentiellen Bauherren zu finden. Denn viele Interessenten springen aufgrund der horrenden Kosten ab.
Gähnende Leere in Auftragsbüchern
Die drastisch gesunkene Nachfrage hat auch Auswirkungen auf die Baubranche. In vielen Auftragsbüchern herrscht ab Frühjahr gähnende Leere, zum Beispiel bei der größten Baufirma Wiesbadens, Brömer und Sohn. Hier wurde mit dem Betriebsrat beispielsweise schon Kurzarbeit vereinbart.
Besonders junge Familien haben es schwer
Die Zahlen für Bauanträge gehen auch in Hessen drastisch zurück, so der Frankfurter Bauunternehmer Thomas Reimann im FFH-Gespräch. "Es wird deutlich weniger gebaut werden. Und das jetzt auch mal die nächsten Jahre - und das treibt mich so ein bisschen zur Sorge." Besonders junge Familien hätten es schwer, so Reimann. Denn die wenigstens hätten ausreichend Eigenkapital.
Einbruch um über 30 Prozent
Nach Angaben des hessischen statistischen Landesamts ist die Zahl der genehmigten Wohnungen etwa im September 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 31,6 Prozent zurückgegangen. Beim Geschosswohnungsbau sind die Genehmigungen sogar um 37,8 Prozent eingebrochen.
Wehretal verlängert Baufristen
Um Bauherren zu entlasten, hat die Gemeinde Wehretal im Werra-Meißner-Kreis auf die aktuelle Situation reagiert - und die Fristen zum Hausbau angepasst. So hat man dort ab Kauf statt drei Jahre fünf Jahre Zeit, um mit dem Bau zu beginnen. Fertig sein muss das Haus dann nach sieben Jahren.
Grundstück sichern und in Ruhe planen
So kann man sich das Grundstück auf jeden Fall schon mal sichern, so Bürgermeister Timo Friedrich im FFH-Interview. Durch die längeren Fristen habe man dann wesentlich mehr Zeit zu planen, zu überlegen, beispielsweise ein Fertighaus auszusuchen und zu bestellen.
Explodierende Kosten bei Neubauten
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