Windpark Reinhardswald - 60 Mio. Euro Mehrkosten wegen Verzögerung
Deutliche Verzögerung und Kostensteigerungen bei Hessens größtem Windparkprojekt: Der Windpark Reinhardswald sollte eigentlich schon Ende des Jahres am Netz sein. Wegen Klagen am Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) drehen sich die Räder wohl frühestens Ende 2025, sagt der Windpark-Geschäftsführer Ralf Paschold auf FFH-Anfrage.
Zwar geht ein Teil der Arbeiten seit Mitte Mai wieder weiter. Es werden Baumstubben gerodet. Doch das sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr passiert sein. Weil vermutet wurde, dass hier die streng geschützte Haselmaus lebt, gab es allerdings einen vom VGH angeordneten Baustopp. Aktuell ist ein Streitpunkt, ob es für die Zuwegung für die Baufahrzeuge eine Genehmigung braucht.
Mehrkosten von 60 Millionen Euro
Die Verzögerung hätte jetzt schon zu Mehrkosten von 60 Millionen Euro geführt, so Windpark-Betreiber Ralf Paschold. "Die Preise haben sich massiv nach oben bewegt, wir rechnen jetzt für unser Projekt mit einer Kostensteigerung von 120 Millionen auf 180 Millionen." Diese Summe fehle der Region. Denn an dem Windpark sind unter anderem die Stadtwerke Kassel und Eschwege beteiligt. Sie müssen die Mehrkosten tragen. "Natürlich ist wegen der Verzögerung Frustration da, aber wir müssen optimistisch bleiben", so Paschold. Er geht davon aus, dass er alle Probleme lösen kann.
Gerichtssprecher: "Es geht um viele 1000 Seiten Informationen"
Das Verfahren sei enorm umfangreich, sagt VGH-Sprecher Martin Sander im FFH-Interview. "Wir haben über 20 Ordner Genehmigungsunterlagen, und die Gerichtsunterlagen sind auch schon mehrere Bände stark - also es geht um viele 1000 Seiten Informationen." Die Eilverfahren könnten noch dieses Jahr abgeschlossen sein. "Das bedeutet aber nicht, dass die Verfahren insgesamt abgeschlossen sind", so Sander. In der Grundsache wird auch nächstes Jahr weiter verhandelt.
Vergleichsverhandlungen laufen
Eine Klagepartei - die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - sei aktuell in Vergleichsverhandlungen mit dem Windpark-Betreiber, so Sander weiter. Über die Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Die andere Klagepartei - die Bürgerinitiative (BI) Oberweser Bramwald - spricht sich aber weiterhin gegen Vergleichsverhandlungen aus. "In der aktuellen Phase sind Vergleichsverhandlungen nicht angebracht", so Gabriele Niehaus-Uebel von der BI zu FFH.
Über 120 Windkraftanlagen werden derzeit beklagt
Hessenweit werden derzeit über 120 Windkraftanlagen beklagt. Der VGH hatte wegen der zahlreichen Verfahren zuletzt einen zusätzlichen Windkraft-Senat dazu bekommen, um schneller Entscheidungen treffen zu können.