Inflation: Das spüren Gastronomen und Einzelhändler
FFH-Stichprobe zur Inflation - So trifft es Gastronomie und Einzelhandel
Die Inflationsrate in Deutschland liegt aktuell bei rund 7,5 Prozent - nicht nur Strom, Gas, Benzin und Heizöl sind teurer geworden, auch bei den Lebensmittel sind die Preise spürbar angestiegen. HIT RADIO FFH hat deswegen Gastronomen und Einzelhändler in ganz Hessen gefragt, wie sich die Inflation bei ihnen konkret bemerkbar macht. Das Ergebnis ist gemischt.
"Wir mussten unsere Preise leicht anheben - unsere Kunden stört das aber nicht. Sie kaufen genauso wie früher", sagt Katharina Koch von der Fleischerei Koch in Calden im Gespräch mit HIT RADIO FFH. Sie habe den Preis bislang aber auch nur um 10 - 20 Cent pro Kilo anheben müssen. Sie setze bei den Preissteigerungen auf Transparenz und kommuniziere offen warum die Produkte teurer geworden sind. Ihre Kunden hätten dafür Verständnis.
Gerk: "Kunden kaufen gezielter ein"
Etwas andere Erfahrungen hat Christoph Gerk von der Bäckerei "Der Marktbäcker" am Gemüsemarkt in Fulda gemacht. Er hat beobachtet, dass seine Kunden nicht weniger kaufen aber schon mehr aufs Geld achten. "Die Kunden kaufen gezielter ein, denn alles wird teurer. Auch unsere Produkte. Die Kunden beschweren sich aber nicht bei mir, denn es ist momentan nun einmal so, dass alles teurer wird", so Christoph Gerk am FFH-Mikro.
Stammkunden bleiben treu
Er habe auch viele Stammkunden, die regelmäßig zu ihm kommen. Deswegen habe er auch keinen gesunkenen Umsatz. Er befürchte aber, dass die Bereitschaft der Menschen immer mehr Geld für Grundnahrungsmittel ausgeben zu müssen, irgendwann sinke. Und dann könnte es auch für ihn schwierig werden. "Um meine Bäckerei herum gibt es Billiganbieter, die verkaufen Brot und Brötchen für viel weniger Geld als ich es in meinem Fachgeschäft kann. Und ich habe die Befürchtung, dass die Leute irgendwann nur noch dort kaufen", so Gerk am FFH-Mikro.
Mehl wird immer teurer
Christoph Gerk stellt seine Backwaren nicht selbst her sondern wird mit Teigrohlingen beliefert, die er dann frisch aufbackt. "Mein Produzent vom Brot sagt, dass bei jeder zweiten Mehllieferung der Preis angehoben wird. Früher habe ich einmal im Jahr den Preis angehoben - dieses Jahr musste ich das schon zwei Mal machen, weil ich sonst einfach nichts verdiene. Der Zweipfünder Brot hat bei mir Anfang des Jahres noch 2,30 Euro gekostet. Dann bin ich auf 3,50 Euro gegangen - und liege jetzt bei 3,80 Euro", so Gerk.
Getränkehändler merkt den Run auf Sonderangebote
Getränkehändler Norbert Ruhl aus Grebenhain merkt, dass viele Kunden stärker auf Angebote zurückgreifen und billigere Marken bevorzugen. "Viele kaufen jetzt das Mineralwasser von einem billigeren Anbieter und nicht das Markenwasser", so Ruhl im Gespräch mit HIT RADIO FFH. Cola verkaufe er fast nur noch im Angebot. "Ein Kasten Cola kostet normalerweise 14 Euro - im Angebot aber nur 9,90 Euro. Und 90 Prozent der Leute kaufen die Cola nur dann, wenn sie im Angebot ist", so Norbert Ruhl. Auch merke er die Preissteigerung deutlich . "Der Kasten eines regionalen Bieres hat Anfang des Jahres noch 13,20 Euro gekostet - und liegt jetzt bei 14,50 Euro."
Gäste reagieren mit Verwunderung oder Unverständnis auf gestiegene Preise
Das Restaurant "Gianoli - Pasta e vino!" in Gießen hat bemerkt, dass sich das Verhalten der Gäste verändert hat. Die Auswirkungen durch die steigenden Preise seien deutlich zu spüren. Kundinnen und Kunden würden oft mit Verwunderung oder Unverständnis auf die gestiegenen Preise reagieren, so Inhaber Giancarlo Biscardi am FFH-Mikro. Er habe eine Online-Karte, die er täglich anpassen könne. "Wenn das Rinderfilet im Einkauf gerade astronomische Höhen erreicht, dann bieten wir es eben erstmal nicht mehr an", so Biscardi.
Kiosk-Betreiber merkt nichts von der Inflation
Der Kult-Kiosk "Yok Yok City Kiosk" in Frankfurt merkt indes nichts von der Inflation: "Ich glaube, die Menschen brauche eine nahe Einkaufs-Möglichkeit. Deswegen habe ich bislang keinen gesunkenen Umsatz", so Kiosk-Besitzer Nazim Alemdar am FFH-Mikrofon. Für ihn sei der Online-Markt ein größeres Problem.