Museum Schloss Fasanerie - Stücke aus jüdischem Besitz erworben?
Mehrere zehntausend Ausstellungsstücke aus den verschiedensten Epochen gibt es im Museum Schloss Fasanerie in Eichenzell zu bewundern: Bilder, Skulpturen, Möbel, Porzellan. Aber sind darunter auch Werke, die zur Zeit des Nationalsozialismus aus jüdischem Besitz enteignet oder unter dem Druck der Verfolgung in den Handel gegeben und unter Wert verkauft worden sind? Ein Forschungsprojekt soll darüber Aufschluss geben. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert das Forschungsprojekt für ein Jahr.
Kunsthistoriker Sven Pabstmann untersucht rund 160 Exponate genauer. Bei diesen liege der Verdacht nahe, dass sie im Laufe der NS-Zeit aus jüdischem Besitz erworben wurden. Seine Aufgabe sei es nun, die genauen Umstände des Kaufs zu klären, beispielsweise ob die Stücke enteignet oder unter dem Druck der Verfolgung unter Wert verkauft wurden. Werden solche Stücke identifiziert, wolle man Kontakt zu den Nachfahren der ursprünglichen Eigentümer aufnehmen und gemeinsam eine Lösung finden. Das könne bedeuten, dass das Stück zurückgegeben wird oder eine andere einvernehmliche Lösung gefunden wird, erklärt Museumsdirektor Dr. Markus Miller. Die Arbeit sei sehr komplex und aufwendig. Viele historische Unterlagen müssten dafür ermittelt und ausgewertet werden, erklärt Pabstmann: "Meine Recherche beginnt zuerst im Museum. Danach begebe ich mich auf die Suche in verschiedenen Archiven in und mitunter auch außerhalb Deutschlands."
Zwei Schränkchen gaben den Anstoß
Zwar wurde das Museum erst in den 1950er Jahren im Schloss Fasanerie gegründet, aber dennoch können unrechtmäßige Erwerbungen in der NS-Zeit auch hier nicht völlig ausgeschlossen werden. Erste Hinweise darauf seien bereits 2019 bei den Vorbereitungen für eine Ausstellung gefunden worden. Dabei wurde festgestellt, dass Philipp Prinz und Landgraf von Hessen (1896–1980) im Jahr 1939 aus der Versteigerung von Kunstwerken des jüdischen Sammlers Rudolf von Goldschmidt-Rothschild unter anderem zwei bedeutende Schränkchen aus dem 18. Jahrhundert von der Hand des Kunstschreiners David Roentgen erworben hat. Zusammen mit etwa 160 weiteren Exponaten des Museums werden sie in den kommenden Monaten einer genauen Prüfung unterzogen.