Missbrauchs-Prozess gegen Ex-Pfarrer: "Habe Ablenkung gesucht"
Missbrauchs-Prozess in Fulda - Ex-Pfarrer "suchte Ablenkung"
Der ehemalige Pfarrer von Kalbach muss sich ab heute vor dem Fuldaer Landgericht wegen Kindesmissbrauchs verantworten. Er soll im Internet Kinderpornos angesehen, hergestellt und verbreitet haben. Vor Gericht versuchte er, sich zu erklären.
Der 43-Jährige hat von seinem Anwalt eine Einlassung vorlesen lassen. Darin skizzierte er zunächst seinen Werdegang. Aufgewachsen sei er in einer liebevollen Familie mit drei jüngeren Schwestern. Er sei katholisch erzogen worden und habe die Bräuche und Riten der Kirche als wohltuend und sinnstiftend empfunden. Deshalb habe er sich nach seiner Zeit bei der Bundeswehr und nach seiner Ausbildung zum Elektrotechniker dafür entschieden, Priester zu werden.
Lange mit dem Zölibat gehadert
Er habe als Priester aber auch über lange Zeit mit der Ehelosigkeit gehadert und über Jahre heimlich eine Freundin gehabt. Als Pfarrer von Kalbach seien ihm seine Aufgaben, vor allem die administrativen, über den Kopf gewachsen. Er habe sich allein und ausgebrannt gefühlt. Außerdem habe er sich von seinen Vorgesetzten im Stich gelassen gefühlt. Diese hätten seine Arbeit nicht wertgeschätzt, hieß es in der Einlassung. Während Corona habe er außerdem seine Familie nicht sehen können, was ihm sehr zugesetzt habe. Zusätzlich sei die Beziehung zu seiner Freundin in die Brüche gegangen.
In Beichtgespräch von Video-Plattform gehört
Als er dann in einem Beichtgespräch von einer Internet-Chatplattform gehört habe, sei er neugierig geworden. "Ich habe zu meiner Schande wenig über die Folgen meiner Taten nachgedacht", las der Anwalt des 43-Jährigen vor Gericht vor. Die Plattform habe eine seltsame Faszination auf ihn ausgeübt.
Hunderte kinderpornografische Videos sichergestellt
Dem ehemaligen Pfarrer wird vorgeworfen, von September 2021 bis Juli 2022 kinder- und jugendpornografische Videos angesehen, erstellt und verbreitet zu haben. Er soll Kinder und Jugendliche vor laufender Kamera zu sexuellen Handlungen aufgefordert und sich selbst vor laufender Kamera befriedigt haben. In seiner Wohnung in Kalbach wurden hunderte gespeicherte Videos und andere Dateien gesichert. Darunter sind pornografische Videos mit Kindern und Jugendlichen, die zwischen vier und 17 Jahren alt sind, so die Staatsanwaltschaft.
Pfarrei St. Kilian in Kalbach: "Wir wünschen uns, dass die Wahrheit ans Licht kommt"
Das Bistum Fulda hat den Angeklagten gleich nach der Durchsuchung seiner Wohnung vom Dienst freigestellt. Auf der Homepage der Pfarrei St. Kilian Kalbach ist eine Stellungnahme der Pfarrei zu finden. Darin heißt es, man wünsche sich, dass die Wahrheit ans Licht komme und allen Gerechtigkeit widerfahren solle.
Der Prozess wird am 8. Oktober 2024 fortgesetzt.
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