Ehemaliger Pfarrer aus Kalbach - Plädoyers im Missbrauchsprozess
Vier Jahre und sechs Monate fordert die Staatsanwaltschaft, eine Haft unter zwei Jahren auf Bewährung fordert die Verteidigung. Im Missbrauchsprozess gegen einen ehemaligen Pfarrer aus Kalbach sind heute die Plädoyers gehalten worden.
Dem 43-Jährigen wird vorgeworfen, mit Kindern und Jugendlichen über ein Onlineportal gechattet, ihnen teils kinderpornografische Videos gezeigt und sie aufgefordert zu haben, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Es geht um 71 Fälle, die sich in einem Zeitraum von vier Monaten im Jahr 2022 ereignet haben sollen. Am kommenden Montag (28.10.24) soll das Urteil vor dem Landgericht Fulda fallen.
Schwerer sexueller Missbrauch
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem schweren sexuellen Missbrauch, sexuelle Handlungen vor Kindern und Verbreitung und Herstellung von Kinderpornografie vor. Sie fordert eine Haftstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten. Dabei hält sie ihm zugute, dass er die Taten gestanden und sich früh um eine Therapie bemüht hat.
Verteidiger beginnt mit Bitte
"Bitte stecken Sie meinen Mandanten nicht ins Gefängnis!" Mit diesen Worten beginnt der Anwalt des 43-Jährigen sein Plädoyer. Er weist den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, in mehreren Fällen sei es zum schweren sexuellen Missbrauch gekommen, zurück. Es sei nicht nachgewiesen, dass das Alter der Opfer unter 14 sei, damit dieser Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs zum Tragen komme. Dafür brauche es ein gesondertes Gutachten. Nur in zwei Fällen sei ein sexueller Missbrauch nachweisbar. Er fordert eine Haftstrafte unter zwei Jahren, die auf Bewährung ausgesetzt wird.
Angeklagter zeigt Reue
Zum Schluss hatte der Angeklagte selbst das Wort. Er sagte, er schäme sich sehr und sei sich nicht bewusst gewesen, welches Leid den Kindern widerfahren ist, die in den Videos zu sehen war, die er im Chat gezeigt hat. Auch, was er den Kindern und Jugendlichen angetan habe, sei ihm nicht klar gewesen. Ihm sei es wichtig, dass seine Taten mit ihm als Privatperson und nicht als ehemaliger Pfarrer in Verbindung gebracht werden und er beteuerte, dass es in seiner Pfarrei zu keinerlei Übergriffen gekommen sei.