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> Azubi-Start in Hessen: Viele Firmen suchen noch Auszubildende
01.08.2024, 05:15 Uhr
Überangebot in Hessen -
Noch viele offene Stellen zum Azubi-Start
© dpa
Laut Arbeitsagentur starten über 20.000 neue Azubis im August in Hessen ihren neuen Job - viele Firmen haben aber noch offene Stellen (Symbolbild).
Es ist ein großer Tag für tausende junge Menschen in Hessen: Die Ausbildungen starten. Viele Unternehmen sind aber noch auf der Suche nach den passenden Azubis, denn dieses Jahr gibt es laut hessischer Arbeitsagentur ein Überangebot an Ausbildungsstellen.
Ob im handwerklichen Bereich, im kaufmännischen oder in der Pflege: Quasi in jedem Ausbildungsbereich gebe es aktuell noch offene Ausbildungsstellen - und einen Mangel an Interessentinnen und Interessenten, erklärt Frank Martin, Chef der hessischen Arbeitsagentur.
Gute Chancen für junge Menschen
Für junge Menschen, die eine Ausbildung suchen, bietet das gute Chancen. Martin spricht von einer tollen Situation für junge Menschen. Für Unternehmen aber ist die Situation problematisch. Auch Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori weist auf den Mangel an Fachkräften und Auszubildenden hin. "Insbesondere kleine und mittlere Betriebe, gerade im Handwerk, im Handel und in der Industrie, können ihre freien Stellen nur schwer besetzen", sagte der SPD-Politiker.
Ausbildungsgarantie tritt in Kraft
Für junge Menschen, die trotz ihrer Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden, gilt ab dem 1. August die sogenannte "Ausbildungsgarantie". Arbeitsagenturen und Jobcenter sollen ihnen dann als Ultima Ratio eine außerbetriebliche Ausbildung anbieten. Das gilt etwa für junge Leute, die in Regionen leben, in denen es zu wenige Ausbildungsplätze gibt.
So sieht es für Bewerber im Raum Marburg aus
Volker Breustedt, Leiter der Arbeitsagentur Marburg
"Wir haben zwar weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr, aber wir haben festgestellt, dass deutlich mehr Menschen in eine Ausbildung hineingekommen sind. Also sind wir da guten Mutes."
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Ja, wir sind da eigentlich guten Mutes, weil wir haben zwar weniger Stellen als im Vorjahr, aber wir haben festgestellt, dass deutlich mehr Menschen in eine Ausbildung reingekommen sind. Das heißt, es ist uns besser gelungen, die Menschen, die sich bei uns gemeldet haben und gesagt haben, ich suche eine Ausbildungsstelle, tatsächlich auch unterzukriegen und an die Betriebe ranzukriegen.
Volker Breustedt, Leiter der Arbeitsagentur Marburg
"Wir haben 110 Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund. Und wenn es uns da gelingt, die in die Betriebe hineinzubekommen - vielleicht auch mit Fördermaßnahmen von uns - dann sind wir gut aufgestellt."
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Also wir haben weit über 200 Ausländer und Ausländerinnen, die eine Ausbildungsstelle suchen und 111 von denen haben tatsächlich Fluchthintergrund. Und wenn es uns da gelingt, die Menschen in die Betriebe reinzukriegen, Sprachschwierigkeiten zu beseitigen oder das vielleicht auch im Betrieb zu begleiten, vielleicht auch mit Fördermaßnahmen von uns, dann sind wir gut aufgestellt. Oder umgekehrt ausgedrückt, nutzen wir das Potenzial nicht, dann werden wir an der Ecke Schiffbruch leiden.
Beispiel Marburg
In Bereich der Marburger Arbeitsagentur gibt es zum Beispiel noch über 500 offene Ausbdungsstellen. Dort sind in diesem Jahr schon 8 Prozent mehr junge Erwachsene als 2023 vermittelt worden, zieht Agenturchef Volker Breustedt für HIT RADIO FFH eine Zwischenbilanz. Immer noch gäbe es typische Erstwünsche bei den Jugendlichen wie KFZ-Mechaniker oder medizinische Fachangestellte. Hier, so Breustedt, sei Beratung wichtig, denn: "So viele KFZ-Ausbildungsplätze gibt es ja gar nicht."
Firmen sollen Geflüchteten Chancen bieten
Breustedt appelliert an die Arbeitgeber mit Blick auf seine Bewerberlisten. So würden sich im Marburger Raum auch viele gelüchtete junge Erwachsene bewerben. Hier könnte die Arbeitsagentur auch während der Ausbildung unterstützen - zum Beispiel mit Sprachkursen.
Volker Breustedt kennt als Arbeitsagenturchef die Bewerberinnen und Bewerber im Raum Marburg
"Leider wollen die Damen immer noch zuerst medizinische Fachangestellte und die Jungs KFZ-Mechatroniker werden. Wir raten: Bewegt euch da und kommt zur Beratung. Der Markt ist offen und es gibt viele Möglichkeiten etwas zu finden."
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Leider ist es immer noch so, dass die Bewerberinnen und Bewerber, die Damen möchten gerne medizinische Fachangestellte werden und die Jungs wollen alle KFZ-Mechatroniker werden. Nur so viele KFZ-Mechatronikerstellen haben wir gar nicht und deswegen ist es auch wichtig, dass man mal untersucht, ja was macht dir da eigentlich Spaß? Bewegt euch einfach, kommt in die Arbeitsagentur, lasst euch da beraten, dann finden wir auch noch was, weil der Markt ist da immer noch offen. Es gibt noch Möglichkeiten, was zu finden.
Fachkräftemangel in Hessen
Prognosen zufolge könnten in Hessen bis zum Jahr 2028 etwa 200.000 Fachkräfte fehlen. Der größte Teil - also etwa 135.000 - beziehe sich auf solche ohne akademischen Bildungshintergrund.
Arbeitsagentur-Chef: Überangebot an Ausbildungsstellen
In jedem Ausbildungsbereich gibt es aktuell noch freie Stellen, erklärt Frank Martin, Vorsitzender der hessischen Arbeitsagentur.
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Wir haben eher ein Überangebot an Ausbildungsstellen und einen Mangel an Interessentinnen und Interessenten. Man kann quasi noch in jedem Ausbildungsbereich derzeit Ausbildungsstellen finden, sei es im handwerklichen Bereich, sei es im kaufmännischen, sei es im pflegerischen Bereich. Eine tolle Situation für junge Menschen. Umso schwieriger ist es natürlich umgekehrt für Unternehmen, Azubis zu gewinnen, je nach Beruf und je nach Größe des Unternehmens bestehen da erhebliche Probleme.
Auch Nachbesetzung möglich
Der Minister rief sowohl junge Menschen als auch die Betriebe auf, Möglichkeiten der Nachvermittlung zu nutzen: "Wer heute noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche hat, hat nach wie vor gute Chancen, in eine duale Ausbildung einzusteigen". Laut hessischer Agentur für Arbeit sind noch rund 13.000 Lehrstellen unbesetzt, besonders im kaufmännischen Bereich. Insgesamt meldeten hessische Betriebe 31.956 Ausbildungsstellen.
Viele Azubis suchen noch
Wie die Agentur mitteilt, sind aber trotzdem auch viele junge Menschen noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Von insgesamt rund 32.000 Bewerberinnen und Bewerber gelten 10.476 als "unversorgt". Das sind 1,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Azubi-Strategin: Was sind die Bedürfnisse der Jugendlichen?
Nadine Strein, Azubi-Strategin und hessische IHK-Dozentin erklärt, wie Unternehmen für potenzielle Azubis sichtbar werden können.
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Ich brauche erstmal ein Stellenangebot, das auch im Netz ist und muss dann dafür sorgen, dass eben auch relevante Inhalte in diesen Stellenangeboten drinstehen. Ich muss eindeutig wissen, was sind die Bedürfnisse, Herausforderungen der Jugendlichen, was sind ihre Fragen und muss für die Stellenangebote Flyer auf Messen Antworten darauf geben können. Und hiermit dazu beitragen, dass die Jugendlichen die Entscheidung für mich als Ausbildungspartner, aber auch für den Beruf treffen können.
36.000 Ausbildungs-Starter in 2023
Laut den Angaben starteten im vergangenen Jahr knapp 36.000 junge Menschen eine Ausbildung in einem hessischen Betrieb. Rund 87.000 befanden sich 2023 insgesamt in einer dualen Ausbildung im Bundesland.
Mansoori: Duale Ausbildung als solides Fundament
"Sie machen damit den ersten wichtigen Schritt in ihrer beruflichen Laufbahn. Vielfältige Perspektiven der anschließenden beruflichen Weiterbildung - bis hin zum Studium auch ohne Abitur - können daran anschließen", sagte Mansoori. Die duale Ausbildung bilde ein solides Fundament für die weitere Entwicklung.
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