FFH-Umfrage zeigt: Ticket-Flaute in Hessen - Veranstalter in Sorge
Ticket-Flaute in Hessen - Veranstalter laut FFH-Umfrage in Sorge
Große Sorgen bei vielen Konzerthäusern, Veranstaltern und Theatern bei uns in Hessen. Eine FFH-Umfrage zeigt: Viele haben gerade massive Probleme, ihre Tickets an den Mann oder an die Frau zu bringen. Ein Grund, vermuten die Veranstalter, sind auch die hohen Energiepreise.
Unsere Reporter in den sechs FFH-Regionalstudios haben sich in ganz Hessen umgehört und festgestellt: Die Nachfrage nach Tickets und Karten für die nächsten Monate ist aktuell sehr gering. Teilweise sind die Verkaufszahlen um bis zu 40 Prozent eingebrochen - im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten. Viele Veranstalter machen sich deswegen auch große Sorgen um ihre Zukunft.
So geht es den Veranstaltern in den hessischen Regionen:
Wiesbaden
Veranstalter befürchten einen harten Winter
Laut Michael Stein, Chef des Veranstalters Palastpromotion in Wiesbaden, hätten viele Gäste und Besucher aktuell große Bedenken: "Die halten lieber das Geld zusammen und sparen."
Die Leute würden sich eher zurückhalten, was zusätzliche Ausgaben angeht. Er gehe daher davon aus, dass zuerst die Kultur darunter leide und sieht große Probleme auf die Branche zukommen. Schon im Sommer seien 25 bis 30 Prozent weniger Tickets verkauft worden. "Auch jetzt sind es viel, viel weniger als in den Jahren zuvor", so Stein.
Rhein-Main
Storno-Quote "hoch wie nie"
Auch das Capitol Theater in Offenbach berichtet von schwierigen Zeiten. Geschäftsführerin Birgit von Hellborn sagte unserem Reporter, dass die Storno-Quote aktuell so hoch wie nie zuvor sei. Das heißt, mehr Menschen denn je würden gerade die gekauften Tickets zurückgeben. Die Gründe dafür: Viele hätten immer noch Angst vor Corona und sich vor allem jetzt in engen Räumen anzustecken. Außerdem würden die Leute angesichts der hohen Preise lieber sparen wollen.
Überangebot von Veranstaltungen in Teilen Hessens
Zudem ist das Angebot laut von Hellborn momentan einfach sehr groß: Viele Veranstaltungen aus der Hoch-Corona-Phase würden nachgeholt. Insofern würden nur noch die großen Namen ziehen. Bei den anderen müssten die Auftritte reihenweise abgesagt bzw. verschoben werden, weil die Nachfrage nicht da sei.
Südhessen
Gastronomie könnte "uns den Hals brechen"
Auch in Rüsselsheim ist Leiter Florian Haupt vom Kulturzentrum "Das Rind" äußerst besorgt. Nicht nur würden die Gäste wegen der hohen Lebensmittel-, Gas- und Energiepreise auf Veranstaltungen verzichten.
Die gestiegenen Energiekosten machen auch dem Zentrum selbst zu schaffen: "Das ist ein ganz heftiger Schlag, zumal wir mit der angeschlossenen Gastronomie auch nicht einfach mal die Heizung oder die Kühlung ausschalten können. Die Gastronomie ist für die Gesamtfinanzierung unseres Betriebs ganz wichtig." Die hohen Kosten seien das, was einem "schlussendlich den Hals brechen könnte".
Rüsselsheimer "Rind" hofft auf mehr Besucher
Sein Appell: "Geht auf Konzerte. Es ist genauso klasse wie vor drei Jahren." Es sei auch der Charme der kleineren Locations, mit den Künstlern nach dem Event an der Bar noch ein Bierchen zu trinken und ins Gespräch zu kommen. "Ich habe die Befürchtung, dass viele vergessen, wie toll es sein kann, wenn man mit anderen ein begeisterndes Konzert erlebt."
Vorverkauf lässt in Darmstadt teils stark nach
Die Centralstation in Darmstadt berichtet uns, dass viele aktuell eher kurzfristig Tickets kaufen würden. Geschäftsführerin Maike Heinigk sagte uns: "Für uns ist das für die Planung sehr schwierig. Wir hatten früher 95 Prozent Vorverkauf und fünf Prozent Abendkasse. Aktuell haben wir eher 20 bis 30 Prozent Abendkasse."
Mittelhessen
Buderus-Arena in Wetzlar schaut besorgt in die Zukunft
In der Buderus-Arena in Wetzlar sieht man die Entwicklung mit großer Sorge. Alexander Finke von der Betriebsleitung sagte im FFH-Gespräch: "Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale und leiden unter einer riesigen Kosten-Explosion." Für viele Veranstaltungen würden derzeit weniger Tickets verkauft. Das liege sowohl an den Auswirkungen der Corona-Pandemie als auch den explodierenden Preisen, die den Leuten Sorgen machten.
Keine Normalisierung vor 2024 erwartet
Tickets würden eher kurzfristig gekauft, der Dauerkartenverkauf für die HSG sei zurückgegangen. In der Buderus-Arena seien auch die Gastronomie-Einnahmen sehr wichtig, so Alexander Finke, doch die Preise für Getränke und Essen stiegen an, das schrecke viele ab. "Es läuft nicht gut und vor 2024 erwarten wir keine wirkliche Normalisierung," sagte Finke zu FFH.
Corona-Zuschuss fällt weg: "Wird sich zeigen, wer das schafft"
Auch im Ticketshop Friedberg in der Wetterau werden im Moment weniger Karten verkauft, laut Shopinhaber Bernd Baier vielleicht 30 Prozent im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie. "Das macht den Veranstaltern große Sorgen," sagte er unserer FFH-Reporterin. Manche Veranstaltung würde verschoben, in der Hoffnung, dann noch Karten verkaufen zu können.
Er befürchtet, dass im nächsten Jahr viele Veranstalter aufgeben müssen und erklärt: "In diesem Jahr gibt es noch Corona-Zuschüsse vom Bund für Veranstaltungen. Ab 2023 fallen die weg. Dann wird sich zeigen, wer das schafft."
Nordhessen
Kulturveranstalter in Kassel: "2023 wird's eng"
Das Theaterstübchen in Kassel bestätigt, dass es immer schwieriger wird, den Saal zu füllen. Bis Ende des Jahres gebe es noch Geld aus dem Rettungsschirm, aber danach werde es eng. Chef Markus Knierim sagte uns: "Die Veranstaltungen sind aktuell nicht kostendeckend und ich bin froh, dass wir den Rettungsschirm noch haben. Was aber nächstes Jahr passiert, steht in den Sternen. Die Gesellschaft habe sich durch Corona verändert. Ich versuche trotzdem durch mein Programm, was bis Ende des Jahres 120 Veranstaltungen beinhaltet, die Leute wieder an das Leben vor Corona zu erinnern und zu gewöhnen."
Größere Veranstaltungen überwiegend noch gefragt
Die MM Konzerte GmbH in Kassel sieht die ganze Angelegenheit etwas differenzierter: Es sei zwar schwieriger, die Tickets an den Mann oder an die Frau zu bekommen, allerdings würden aktuell noch viele Veranstaltungen, die wegen Corona abgesagt wurden, nachgeholt. Größere Veranstaltungen seien bislang nach wie vor gefragt. Kleinere hätten teilweise aber auch schon abgesagt werden müssen.
Osthessen
Folgeprobleme der Corona-Pandemie machen Kulturbetrieben zu schaffen
Das "Kreuz" in Fulda hat immer noch mit den Folgeproblemen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Die Leute würden sich nicht zu Konzerten in engen Räumen trauen, berichtete uns Geschäftsführer Wolfgang Wortmann. Die gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten spielten bei den sinkenden Ticketverkäufen sicher auch eine große Rolle, noch sei aber unklar, wie groß die deren Auswirkungen seien.
Sorge vor "gesellschaftlicher Spaltung"
Bei weniger bekannten Künstlern verkaufe man aktuell etwa vierzig Prozent weniger Tickets, bei bekannteren seien es 20 Prozent weniger. Die Sorge sei, dass es eine gesellschaftliche Spaltung auch bei Kulturveranstaltungen gibt und nur noch reiche Menschen kommen, weil nur noch sie es sich leisten könnten, so Wortmann.
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