Giftanschlag TU Darmstadt: Mainzerin muss dauerhaft in Psychiatrie
Giftanschlag an TU Darmstadt - Mainzerin muss dauerhaft in Psychiatrie
Deutlich früher als erwartet ist im Prozess um den Giftanschlag an der Technischen Universität Darmstadt das Urteil gefallen. Eine Studentin aus Mainz muss dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden.
Zur Begründung sagte Richter Volker Wagner, dass das Gericht von einem "versuchten Tötungsdelikt" ausgehe und von der Frau weiterhin eine Gefahr ausgehe. Deshalb solle sie in der psychiatrischen Fachklinik behandelt werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Einer der beiden Verteidiger der Mainzerin sagte auf Nachfrage von HIT RADIO FFH: "Ob wir noch Rechtsmittel einlegen, bespreche ich mit meiner Mandantin." Er hatte zuvor für eine Unterbringung auf Bewährung plädiert.
Fall laut Gericht "spektakulär" gewesen
"Das ist ein spekakulärer Fall gewesen, der weit über die Grenzen Darmstadt hinausging", betonte das Gericht bei der Urteilsverkündung. Im Prozess hatte die Beschuldigte zuletzt ein Geständnis abgelegt. Zum Prozessauftakt hatte sie noch geschwiegen. Die Studentin mischte nach Auffassung des Gerichts giftige Chemikalien in Milch, Wasser und Honig in den Teeküchen und Aufenthaltsräumen der TU.
Staatsanwaltschaft ging von versuchtem Mord aus
Die Staatsanwaltschaft hatte zu Beginn des Verfahrens beantragt, die Verdächtige wegen paranoider Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Die Anklagebehörde bewertete die Tat ursprünglich, auch im Plädoyer, als heimtückischen versuchten Mord mit gemeingefährlichen Mitteln.
Chemikalien-Mix in Milchtüten
Unter dem Einfluss ihrer Erkrankung hatte die 33 Jahre alte Mainzerin laut Urteilsbegründung im August 2021 versucht, sieben Menschen zu vergiften. Die Studentin der Materialwissenschaften mischte einen Chemikalien-Mix unter anderem in offene Milchtüten.
Anwalt verliest Geständnis
Die Beschuldigte habe Stimmen gehört und sich von Studenten sowie Mitarbeitern verfolgt gefühlt. Der Anschlag habe sich laut Staatsanwaltschaft deshalb auch "gezielt" gegen sie gerichtet. Die 33-Jährige habe ihre Opfer lediglich abschrecken und ihnen "eine Lektion erteilen" wollen", verteidigte sie sich hingegen vor Gericht. Jemanden ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten, sei aber nie ihre Absicht gewesen, erklärte ihr Anwalt.
Angeklagte wollte "eine Lektion erteilen"
Die Chemikalienmischung mischte sie nach Angaben der Ermittler in Honig, H-Milch und Wassertanks von Kaffeemaschinen. Die ehemalige Studentin gab über ihren Anwalt weiter an, dass sie davon ausgegangen sei, dass das von ihr unter anderem verwendete Bromanilin in geringer Dosis ungefährlich sei. Auf dem Gefäß habe nur das Gefahrensymbol für reizende Stoffe gestanden. Bromanilin stört die Sauerstoffversorgung der Organe.
Verdächtige psychisch krank
Anfang September 2021 brachte die Polizei die Deutsche in eine psychiatrische Klinik. Ein Oberarzt beschrieb im Gericht, dass die Frau psychotisch gewesen sei. "Sie hatte eine Mütze dabei, in die Kupfer- und Aluminiumfolie eingenäht waren", berichtete er vor dem Landgericht Darmstadt. Sie habe von Technik gesprochen, über die Stimmen in ihren Kopf kämen, so der Arzt. Aus psychiatrischer Sicht seien das akustische Halluzinationen.
Im vergangenen März festgenommen
Nach intensiven Ermittlungen wurde die Verdächtige im März 2022 festgenommen und in eine psychiatrische Klinik in Haina eingewiesen, sie ist wegen der psychischen Erkrankung schuldunfähig. Nach den Angaben der Verteidiger hört ihre Mandantin inzwischen keine Stimmen mehr und sie fühle sich auch nicht mehr verfolgt. Die 33-Jährige wolle weiter behandelt werden.
Mehrere Chemikalien als Gift genutzt
Laut Staatsanwaltschaft war die Studentin in der Nacht zum 23. August 2021 in ein Labor am Campus Lichtwiese gegangen. Dort habe sie giftige Substanzen zusammengesucht. "Im Labor bereitete die Beschuldigte eine Lösung aus verschiedenen Chemikalien vor", sagte Staatsanwalt Ansgar Martinsohn. Darunter waren unter anderem Aceton, vergällter Alkohol und Butandiol - eine Chemikalie, die im Körper in K.-o.-Tropfen umgewandelt wird.
Eine Person war in Lebensgefahr
Die Lebensmittel wurden am nächsten Morgen von mehreren TU-Angehörigen konsumiert. Den Geschädigten fiel zwar recht schnell auf, dass mit ihrem Kaffee oder Tee etwas nicht stimmte, aber da hatten sie schon einen mehr oder weniger großen Schluck getrunken.
Seltsamer Geschmack bei Kaffee und Tee
Einer der Betroffenen schwebte kurze Zeit in Lebensgefahr und musste im Krankenhaus behandelt werden. Einige Geschädigte erzählten vor Gericht, dass ihr Kaffee oder Tee auffällig bitter geschmeckt habe und sie dann Aceton- oder Klebstoffgeruch festgestellt hätten.
Laut Ermittlern keine "bleibenden Schäden" bei den Opfern
Laut Staatsanwaltschaft hatten die Opfer konkret unter Übelkeit und Fieber gelitten, "wie bei einer schweren Grippe". Bleibende Schäden hätten sie aber nicht davon getragen.
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