Doppelmord in Babenhausen - Zivil-Prozess im Fall Darsow abgesagt
Das Oberlandesgericht Frankfurt hat den geplanten Prozesstermin in einem Berufungsverfahren zwischen dem Land Hessen und dem als Doppelmörder verurteilten Andreas Darsow aus Babenhausen an diesem Mittwoch (18.1.) kurzfristig aufgehoben. Sollte ein neuer Termin bestimmt werden, werde dieser mitgeteilt. Nach FFH-Informationen hat die Terminabsage formale Gründe.
Das Verfahren sollte in Darmstadt stattfinden und nach den Worten von Darsows Anwalt, Gerhard Strate, möglicherweise einen Hebel bieten für eine Wiederaufnahme des spektakulären und bundesweit bekannten Strafverfahrens.
Schüsse im April 2009
In erster Instanz hatte das Landgericht Darmstadt in dem Zivilstreit Darsow zur Zahlung von 70.000 Euro verurteilt und eine neue Beweiserhebung abgelehnt. In seinem Urteil 2011 im Strafprozess hatte es das Landgericht Darmstadt als erwiesen angesehen, dass Andreas Darsow im April 2009 seinem Nachbarn nach einem jahrelangen Streit auflauerte und ihn erschoss. Anschließend ging er dem Urteil zufolge in das Haus und schoss der schlafenden Ehefrau zwei Kugeln in den Kopf - auch auf die behinderte Tochter schoss er. Sie überlebte schwer verletzt und das Land Hessen musste für die Versorgung aufkommen. Deshalb will das Land 70 000 Euro Schadenersatz. Darsow beteuert seine Unschuld.
Keine Zweifel
Das Urteil der ersten Instanz in dem Zivilverfahren hätte im März 2022 klarer kaum ausfallen können: Die Kammer hatte im vergangenen Jahr keine Zweifel an der Bewertung der Indizien im Urteil zu lebenslanger Haft im Strafverfahren. "In der Gesamtwürdigung lassen sie nur einen Schluss zu", hieß in der Begründung.
Möglichkeit der Beweisaufnahme
Die zugelassene Berufung sei vom Beklagten eingelegt worden, heißt es bei der zweiten Instanz beim Oberlandesgericht. "Auch im Berufungsprozess besteht die Möglichkeit der Beweisaufnahme." Hier liegt die Hoffnung der Darsows und von Anwalt Strate. Bei einer möglichen Beweiserhebung könnte es um einen selbstgebauten Schalldämpfer gehen, der bei den Morden benutzt worden sein soll. Hintergrund sind hier gegensätzliche Erkenntnisse aus neuen Gutachten der Verteidigung und im Urteil angeführter Indizien. Es gebe aber auch noch andere neue Tatsachen, sagt Strate.
Verfassungsbeschwerde nicht angenommen
Bislang scheiterten alle Bemühungen, mögliche neue Beweise in ein neues Verfahren einzubringen. Im August 2019 lehnte das Kasseler Landgericht eine Wiederaufnahme ab, im Mai 2020 auch das Oberlandesgericht Frankfurt. Im Oktober des gleichen Jahres nahm das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine Verfassungsbeschwerde in dem Fall nicht zur Entscheidung an.
Entscheidungsverkündung noch unklar
Ob im aktuellen Prozess am 18. Januar bereits eine Entscheidung fällt ist dem Oberlandesgericht zufolge noch unklar. Dies hänge vom Ergebnis der mündlichen Verhandlung ab. Es sei zwar nur ein Verhandlungstermin anberaumt, üblich sei aber, dass ein Verkündungstermin anberaumt werde, sagt ein Sprecher.