Gerade ist eine neue Fisch-Lieferung eingetroffen.
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Sie sind fünf beste Freunde aus Südhessen, zwischen 20 und 23 Jahren alt – und sie leben den Traum vom eigenen, erfolgreichen Unternehmen. Allerdings ein Start-Up, das man eher an der Nordseeküste erwarten würde. Die Jungs betreiben nämlich seit neuestem eine Lachs-Räucherei. Super leckere Fisch-Delikatessen made in Riedstadt-Goddelau.
Es riecht rauchig in dem Produktionsraum der Jungunternehmer in Goddelau - einer ehemaligen Wurstküche, unscheinbar gelegen, in einem Hinterhof. Im Räucherofen hängt roter Wildlachs aus Alaska. Online gehen Bestellungen aus ganz Deutschland ein. Auch der ein oder andere Kunde kommt bereits persönlich vorbei - dank Mundpropaganda. Ein Ladengeschäft haben die Jungunternehmer aber nicht. Noch nicht.
20 Stunden am Stück gearbeitet
Dabei sind die fünf Lachsprofis erst vor kurzer Zeit gestartet, mitten im Weihnachtsgeschäft. Und das hatte es gleich in sich, erzählt Marco Steinbrecher (23): "Wir haben teilweise 20 Stunden gearbeitet, um die Bestellungen abzuarbeiten, haben teilweise im Büro geschlafen."
FFH-Reporter Marc Wilhelm war in der Lachsräucherei in Goddelau
Ja, es riecht leicht rauchig. Ich stehe hier vor einer großen Tür mit Marco. Das ist quasi jetzt hier euer Heiligstes. Wir machen es mal auf. Ja, auf jeden Fall. Also das ist unser Räucherofen. Geräuchert wird mit Buchenholz. Ihr bekommt euren roten Wildlachs ja aus Alaska als ganzer Fisch und ihr veredelt den hier. Das ist richtige Schufterei. Messer werden schon mal gewetzt. Paul, das sieht nach ganz filigraner Handarbeit aus. Genau, also da muss man jetzt nochmal bei jeder Lackseite genau schauen, ob auch jede Krähte gezogen worden ist. Jetzt seid ihr ja ein ganz junges Start-up. Mit 20 erfindet man vielleicht irgendeine coole App oder programmiert irgendwas oder verkauft irgendwelche Sachen aus dem 3D-Drucker. Ihr seid jetzt aber hier auf den Lachs gekommen. Seid ihr fünf Feinschmecker? Ich glaube, das eine stieß das andere nicht aus. Klar, du kannst die ganze Zeit immer wieder was Neues erfinden. Aber am Ende des Tages gibt es ja auch Leute, die auf Tradition stehen oder die einfach Dinge schon seit Jahrzehnten lieben. Und es war unfassbar. Also wir wurden komplett eingerannt. Aber man hat halt gemerkt direkt, da ist auf jeden Fall eine große Nachfrage nach diesem tollen Produkt. Also wir haben am Tag bis zu 20 Stunden manchmal gearbeitet. Ihr habt ja jetzt vorher von Lachs gar keine Ahnung gehabt. Großartig. Da muss man sich da erstmal alles Mögliche draufschaffen. Na klar. Wir hatten vorher schon Bezug zu Fisch, dadurch, dass wir in einem Sushi-Restaurant gearbeitet haben. Speziell zum Rotlachs natürlich nicht. Deswegen mussten wir uns auch jetzt eineinhalb Jahre lang handwerklich ausbilden lassen. Wir sind ein geniales Team. Wir können, glaube ich, zu Recht selbstbewusst sein, dadurch, dass wir auch ein einzigartiges Produkt haben. Wir haben richtig Bock auf die nächsten Monate und Jahre. So, Lachs ist in Folie. Ist bereit. Wird wahrscheinlich jetzt nochmal im Tiefkühlfach landen. Und dann, ich denke, morgen mit der nächsten Abholung, wartet schon ein glücklicher Kunde drauf.
Doch der Stress schweißt zusammen. "Und der Dezember hat gezeigt, dass unsere Idee funktioniert", sagt Marco. Dabei betreiben Marco, Philip, Paul, Julian und Noah die Lachsräucherei nur nebenberuflich, drei der Freunde studieren.
"Lebenswerk in die Moderne transportieren"
Dabei mussten sie nicht von Null anfangen: Sie übernahmen das Lachs-Geschäft von Heinrich Pahle (76) aus Lörzweiler (Kreis Mainz-Bingen). Der suchte nach vier Jahrzehnten einen Nachfolger für seine Firma "Pahle-Lachs". Es kam zum Kontakt zwischen den Südhessen und Pahle. Auch renommierte Sterneköche seien an einem Kauf interessiert gewesen. "Am Ende entschied sich Heinrich Pahle für uns, denn er merkte, dass wir nicht an einem schnellen An- und Weiterverkauf interessiert waren. Viel eher ist es unser Ziel, das Lebenswerk Pahles mit Herz und Verstand in die Moderne zu transportieren."
In einer umgebauten, ehemaligen Wurstküche in Goddelau wird der Fisch filettiert und veredelt.
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Geheimes Gewürz-Rezept aus Kanada
Bevor die Rotlachse aus Alaska im Ofen über Buchenholz geräuchert werden, werden sie mit Salz und Zucker gepökelt - und mit einer streng geheimen Gewürzmischschung. Diese hat Pahle 1979 auf einer Kanadareise von einem indigenen Stamm anvertraut bekommen. Dieses Geheimrezept hat der 76-Jährige seinen jungen Nachfolgern als Firmen-Vermächtnis mit auf den Weg gegeben - möglichst für weitere Erfolgs-Jahnzehnte.