Lkw-Streik an der A5 beendet: Fahrer packen Sachen und reisen ab
LKW-Streik an A5 beendet - Fahrer packen Sachen und steigen in Bus
Der wochenlange Lkw-Fahrer-Streik an der A5 bei Gräfenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) ist vorbei! Alle Fahrer haben ihr Geld bekommen. In einem Bus sind sie nun unterwegs nach Polen - und fahren von dort weiter in ihre Heimat nach Georgien und Usbekistan. Die Abfahrt des Busses hat unser Reporter vor Ort begleitet.
Am Donnerstag (27.4.) hatte bereits ein Großteil der Fahrer ihr Geld erhalten, weil aber noch nicht alle Beträge auf dem Konten waren, hatten die Fahrer ihren Streik bis Freitag verlängert, sagte uns DGB-Sprecher Michael Wahl vor Ort. Das Misstrauen war groß nach dem gewaltsamen Einschüchterungsversuch der Spedition vor einigen Wochen.
Bus holt Fahrer ab, Spedition die Lkw
Bereits am Donnerstagabend war ein Reisebus an der Raststätte eingetroffen, der die Fahrer zurück nach Polen bringen sollte. Dieser wurde aber erst am Freitagmorgen von den Fahrer mit ihren Habseligkeiten beladen, nachdem auch die Letzten ihr ausstehendes Geld erhalten hatte. Insgesamt zahlte der polnische Speditions-Chef letztlich mehr als 300.000 Euro aus. Die Lastwagen ließen die Männer an der Raststätte zurück - sie gehören der polnischen Spedition und werden von der Firma und anderen Fahrern abgeholt.
Lkw-Fahrer lenken den Bus selbst
Wie FFH-Reporter Marc Wilhelm vor Ort erfahren hat, fahren zwei der Lkw-Fahrer den Bus selbst nach Krakau in Polen. Regulär bezahlt werden sie dafür von dem Busunternehmen aus Südhessen. Das konnte nach unseren Informationen so kurzfristig keine eigenen Fahrer abstellen. Einige wenige Lkw-Fahrer machten sich auch auf direktem Weg nach Usbekistan.
Ersatzpersonal stand schon bereit
Noch während letzte Details verhandelt wurden, standen bereits Ersatzfahrer der polnischen Spedition bereit, um die Lkw und ihre Ladung an die jeweiligen, ursprünglich geplanten Zielorte zu bringen.
Bedingungen wurden akzeptiert
Die Bedingungen der Fahrer seien in einer Erklärung des Speditionsunternehmers grundsätzlich akzeptiert worden, sagte in Gräfenhausen der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der Unterhändler der vor allem aus Georgien und Usbekistan stammenden Fahrer. Die Fahrer haben nach eigenen Angaben teils seit Monaten keine Gehälter von der polnischen Speditionsfirma erhalten.
Mehr als 60 Fahrer streikten seit Wochen
Seit dem 18. März hatte sich eine zunehmende Zahl der Fahrer des polnischen Unternehmens mit ihren Fahrzeugen in Gräfenhausen dem Streik angeschlossen. Zuletzt waren es mehr als 60 Fahrer, die auch von deutschen Gewerkschaften und dem Beratungsnetzwerk "Faire Mobilität" stark unterstützt wurden. Die Fahrer, die monatelang auf europäischen Straßen unterwegs waren, lebten in der Zeit ausschließlich in ihren Fahrzeugen. Der Arbeitskampf hatte auch die Situation im internationalen Gütertransport stärker in den Blickpunkt gerückt.
Unternehmen: "Löhne sehr konkurrenzfähig"
Der Anwalt des polnischen Unternehmers äußerte sich zwischenzeitlich in einer Stellungnahme zu dem Konflikt. Der Protest sei für das Unternehmen "völlig überraschend" gekommen, hieß es darin. Die Löhne würden vertragsgemäß gezahlt und seien "auf dem Markt für Fahrerlöhne sehr konkurrenzfähig". Das Unternehmen sei um eine gütliche Lösung des Streits bemüht.
Hilfe über Ostern
Die Solidarität mit den streikenden Fahrern war groß. Schon über Ostern hatten sich Menschen ein Herz gefasst und den Truckern geholfen. Karl Erich Krepper zum Beispiel: Er fuhr spontan zur Raststätte und brachte den Fahrern ein paar Sixpacks Wasser. Zu FFH-Reporter Florian Stendebach sagte er empört: "Es muss in Deutschland demokratisch zugehen!" Was der Unternehmer mit den LKW-Fahrern mache, gehe gar nicht.
Sicherheitsfirma sollte Fahrer einschüchtern
Wenig friedlich war es am Karfreitag, als der polnische Speditionsinhaber mit einer Sicherheitsfirma und einem Kamerateam anreiste und versuchte, seine Lastwagen in Besitz zu nehmen. Die Polizei verhinderte eine gewalttätige Auseinandersetzung mit den martialisch gekleideten Sicherheitsleuten. Es gab fast 20 Festnahmen. Später kamen der Spediteur und die Sicherheitsleute wieder auf freiem Fuß. Ihnen wird in unterschiedlicher Beteiligung schwerer Landfriedensbruch, Nötigung, Bedrohung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung vorgeworfen.
Zugang zu Lastwagen sollte erzwungen werden
Das Rollkommando trat laut Polizei teilweise sehr martialisch auf, trug Schutzwesten und soll zum Teil versucht haben, sich mit Gewalt Zugang zu den Lastwagen zu erzwingen. Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot eine Eskalation verhindern können. Die Polizeibeamten hatten mit dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock gedroht. Die Raststätte war für den Einsatz gesperrt worden. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand.