Feuer in Wohncontainern für Geflüchtete in Roßdorf: Nutzung unklar
Feuer in Wohncontainer-Anlage - Nutzung für Geflüchtete weiter unklar
Nach dem Feuer in einer noch unbewohnten Containeranlage für Flüchtlinge in Roßdorf (Kreis Darmstadt-Dieburg) ist über die weitere Nutzung des Areals noch keine Entscheidung gefallen. "Es gibt Gespräche. Eine Entscheidung muss sehr zügig gefällt werden", sagte ein Sprecher des Kreises Darmstadt-Dieburg. Der Druck bei der Suche nach Flüchtlingsunterkünften sei weiter hoch.
Das Feuer war in der Nacht zum Sonntag (30.4.) ausgebrochen. Verletzt wurde niemand. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Mögliche Motive seien aber unklar. "Die Ermittlungen dauern an. Es gibt nichts Neues", sagte ein Polizeisprecher am Freitag (5.5.).
Gemeinsame Erklärung
In einer gemeinsamen Erklärung aller Roßdörfer Parteien und Wählergemeinschaften in der Gemeindevertretung verwahren sich die Politikerinnen und Politiker vor einer vorschnellen Einstufung der Motive. "Auch wir stehen vor der Überlegung, ob es sich um einen fremdenfeindlichen Anschlag oder um das Werk eines Feuerteufels handelt", heißt es auf der Homepage der SPD.
"Diskussionen sind reine Spekulation"
Es habe in diesem Jahr bereits zahlreiche ungeklärte Brandstiftungen im Gemeindegebiet sowie in umliegenden Gemeinden gegeben. "Zur Zeit sind alle Diskussionen über den Hintergrund reine Spekulation, und nach dem aktuellen Stand weist nichts auf einen rechtsradikalen Hintergrund hin."
Faeser: "Schlimme Nachricht"
Die aus Hessen stammende Bundesinnenministerin Faeser sprach nach dem Brand von einer "schlimmen Nachricht". "Auch wenn zum Glück noch niemand darin gewohnt hat - eine Flüchtlingsunterkunft anzuzünden, zeigt eine furchtbare Menschenverachtung", schrieb Faeser weiter auf Twitter. "Wenn sich der Verdacht erhärtet, müssen die Täter hart bestraft werden."
Die Polizei in Darmstadt bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 06151/969-0 zu melden.
Aufruf für Kundgebung
Für Sonntag (7.5., 13 Uhr) hat das "Bündnis gegen Rechts Darmstadt" zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Roßdörfer Rathaus aufgerufen. In dem Aufruf heißt es: "Ob die Tat einen rassistischen Hintergrund hat, wird derzeit noch ermittelt. Nichtsdestotrotz schüren solche Taten Angst und Schrecken. Sowohl bei den Menschen, die Schutz suchend sind - und den Geflüchteten, die nun zunächst keine Unterkunft in Roßdorf haben werden -, als auch bei den Menschen, die sich gegen Rechte Hetze und Menschenfeindlichkeit stellen."
Mehrere Brände in Roßdorf in den vergangenen Wochen
Erst kurz vor dem Brand in der geplanten Unterkunft hatte ganz in der Nähe ein Container gebannt, berichtet die Feuerwehr. Dazu kommen weitere Brände in Roßdorf und im Ortsteil Gundernhausen in den vergangenen Wochen häufiger – jeweils immer in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Teilweise ist die Brandursache noch nicht bekannt, teilweise geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Polizei ermittelt Brandursachen
Mitte April brannte ein leerstehendes Einfamilienhaus in Gundernhausen. Zur Brandursache hat die Polizei noch nichts mitgeteilt. Die Feuerwehr berichtet zudem von Waldbrand an Ostersamstag. Dort hatte ein großer Haufen Holzreste gebrannt. Am 22. März stand ein Container mit Bauschutt in der Theodor-Clausen-Straße in Flammen. Brandstiftung könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es von der Polizei. Anfang Februar brannte ein Unterstand für landwirtschaftliche Maschinen am Ortsrandbereich "Alter Darmstädter Weg". Auch hier geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Nun auch noch Zoll-Razzia an der Container-Anlage
Nachdem der Landkreis Darmstadt-Dieburg am Freitagvormittag (5.5.) von den Zollbehörden telefonisch darüber informiert wurde, dass an der Container-Baustelle neben der Zahlwaldhalle im Rahmen von Kontrollen 17 mutmaßlich illegal Beschäftigte aufgegriffen wurden, hat die Sozialdezernentin des Kreises, Christel Sprößler „eine umfassende Prüfung und Aufarbeitung der Geschehnisse mit allen Beteiligten“ angekündigt.
Der Landkreis lässt hier durch einen privaten Investor eine Containeranlage aus zwei Gebäuderiegeln errichten, in der Platz für 118 geflüchtete Menschen entstehen soll. Einer der beiden Containeranlagen wurde in der Nacht zum 30. April durch einen Brand weitgehend zerstört.
Sämtliche Arbeiten ruhen vorerst
„Sollten sich die durch den Zoll getroffenen Feststellungen bestätigen, verurteilen wir das nachdrücklich“, so die Sozialdezernentin des Kreises. „Schwarzarbeit geht gar nicht!“ so Sprößler weiter. „Wir werden die Zusammenhänge genau prüfen und dazu entsprechende Gespräche führen“, kündigte die Sozialdezernentin an. Von Seiten der Bauaufsicht des Kreises wurde gegenüber dem privaten Investor noch am Freitag umgehend eine Verfügung zur Baueinstellung erlassen. Aktuell sollte an der Alten Dieburger Straße an der Zahlwaldhalle der zweite Containerriegel fertiggestellt werden, um dort zeitnah Geflüchtete unterzubringen. Vorerst ruhen dort sämtliche Arbeiten.
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