Erdöl-Förderung in Südhessen: Erkundungsbohrung in Riedstadt
Schwarzes Gold aus Südhessen - Weitere Suche nach Erdöl in Riedstadt
In Südhessen wird die Förderung von Erdöl möglicherweise ausgebaut. Am Rand von Riedstadt-Goddelau steht ein neuer Bohrturm. Die Rhein Petroleum GmbH aus Heidelberg hat am einzigen hessischen Erdölförderstandort im Ried mit Erkundungsbohrungen für mögliche weitere Vorkommen begonnen.
Hier gebe es keine Seen von Öl, es sei quasi wie in einem Schwamm im Gestein, sagte Geschäftsführer Peter Appel am Bohrloch. Der neue Bohrplatz mit dem Namen "Schwarzbach 2" liegt unmittelbar neben einer bestehenden Förderanlage. Für die Probebohrung bis in eine Tiefe von 1,7 Kilometern steht dort nun ein etwa 35 Meter hoher Bohrturm.
Erst senkrecht, dann in Richtung Stockstadt
In den kommenden rund vier Wochen soll nun zunächst senkrecht in die Erde und dann in südwestliche Richtung gebohrt werden. "Der Schutz der trinkwasserführenden Schichten, die sich hier in einer Tiefe bis maximal 130 Metern befinden, hat höchste Priorität", sagte Appel. Die genehmigte und überwachte Bohrung bestehe aus teleskopartigen ineinanderliegenden Rohren, die mit einem Spezialzement abgedichtet würden. In dem trinkwasserführendem Bereich seien sie durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt. Das Ried ist beim Wasser einer der Hauptversorger des dicht besiedelten Rhein-Main-Gebietes.
In ganz Hessen nur im Ried
"In Hessen sind bislang nur im Oberrheingraben geologische Verhältnisse bekannt, die eine wirtschaftliche Gewinnung von Erdöl- oder Erdgasvorkommen mit konventionellen Fördermethoden gestatten", heißt es beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG) auf der Homepage. Dem Landesamt und dem zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt zufolge wird landesweit nur im Ried Erdöl gefördert.
Lange Erdöl-Tradition
Hier wurde auch schon früher Öl gewonnen. "Im Hessischen Ried, dem in Hessen gelegenen nordöstlichen Abschnitt der Oberrheinischen Tiefebene, wurden in einem Gebiet zwischen Stockstadt, Gernsheim und Crumstadt bereits in den 1930er Jahren Erdölvorkommen entdeckt", heißt es beim Hessischen Institut für Landesgeschichte.
Weiterverarbeitung in Karlsruhe
Bereits im vergangenen Jahr sei mit den Vorbereitungen für die Erkundungsbohrung begonnen worden. Die Bohrung ist dem Unternehmen zufolge in den bestehenden Förderbetrieb integriert. Sollte sich "Schwarzbach 2" als wirtschaftlich erweisen, solle dort gefördertes Öl in der bereits bestehen Produktionsanlage aufbereitet und dann mit Lastern in eine Raffinerie nach Karlsruhe gebracht werden. Im August sollen Ergebnisse vorliegen.
Seit mehreren Jahren dauerhaft Öl
Rhein Petroleum fördert nach eigenen Angaben seit 2016 Öl im Ried, mittlerweile mit einer dauerhaften Genehmigung. In Südhessen sei schon 1952 mit der kommerziellen Förderung begonnen worden, diese wurde später aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Rund 100 000 Liter würden wöchentlich in die Raffinerie transportiert.
Hochwertige Qualität
Das Öl aus dem Ried wird aber nicht verbrannt oder verheizt. Es ist dem Unternehmen zufolge leicht und schwefelarm und sei daher für eine industrielle Weiterverarbeitung geeignet. So würden unter anderem Arzneimittel oder Kunststoffe hergestellt. "Wir sind davon überzeugt, dass Erdöl als reiner Energierohstoff zumindest in Europa in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen wird", sagte Appel.
Nur zwei Millionen Tonnen in Deutschland
Deutschland braucht Appel zufolge jährlich rund 85 Millionen Tonnen Öl. 14 bis 15 Millionen Tonnen seien für die industrielle Produktion. Appel zufolge werden in Deutschland aber nur zwei Millionen Tonnen Öl gefördert. Wie lange der Rohstoff im Ried gefördert werden könne, sei nicht abzuschätzen. Das hänge von Faktoren wie dem Ölpreis ab.
Fakten zur Erkundungsbohrung:
- Der Bohrer gräbt rund 1,7 Kilometer tief in die Erde. Das entspricht in etwa dem Doppelten vom Großen Feldberg im Taunus.
- Laut Rhein Petroleum müsse man sich das Ölfeld "wie einen Schwamm" vorstellen. In den Poren befinde sich entweder wertvolles Erdöl oder salzhaltiges Wasser (sogenannte "Sole").
- Insgesamt etwa vier Wochen lang solle die Suche dauern.
- Bürgerinnern und Bürger können vor Ort einen Informationscontainer besuchen und sich erklären lassen, wie die Technik genau funktionere und wie das Erdöl verwendet werde.
- Der Bohrplatz befindet sich direkt an der bestehenden Förderanlage an der Starkenburger Straße.