Im globalen Wettbewerb - Merck-Chefin in Sorge um Standort Europa
Die Chefin des Darmstädter Pharma- und Technologiekonzerns Merck, Belén Garijo, sorgt sich um den Standort Europa im globalen Wettbewerb. "Europa fällt bei der Förderung von Innovationen etwas gegenüber anderen Regionen zurück", sagte sie dem "Handelsblatt".
Die staatliche Bürokratie behindere Innovationen immer stärker. "Wir arbeiten in Europa in einem hochgradig regulierten Umfeld, in dem Vorschriften nicht immer miteinander übereinstimmen, sich teils sogar widersprechen", so Garijo. "Für Unternehmen stellt sich die Frage, ob es den Aufwand wert ist." Merck halte aber am Plan fest, bis 2025 rund 1,5 Milliarden Euro in seinen Hauptsitz Darmstadt zu investieren.
Die Wettbewerbsfähigkeit Europas
"Für die Wettbewerbsfähigkeit Europas sind zwei Dinge entscheidend: der Schutz des geistigen Eigentums, also die Patentlaufzeiten für Medikamente. Und die Möglichkeit, Medikamente schnell zulassen und auf den Markt bringen zu können", sagte die Merck-Chefin weiter.
Bayer setzt vermehrt auf USA und China
Zuletzt hatte der Dax-Konzern Bayer angekündigt, sich im Pharmageschäft stärker auf die USA und China zu konzentrieren und das Umfeld in Europa als "innovationsunfreundlich" bezeichnet. In Deutschland läuft die Pharma-Branche Sturm gegen ein Gesetz zur Stabilisierung der Finanzen der Krankenkassen, das Pharmaunternehmen zu erhöhten Preisnachlässen zwingt. Der Schweizer Konzern Roche hatte dagegen Verfassungsbeschwerde eingelegt.
Garijo verteidigt China-Engagement
Das Engagement von Merck in China verteidigte Garijo unterdessen erneut. "Wir glauben weiter an die Chancen in China", sagte sie. Forderungen, westliche Unternehmen sollten sich wegen geopolitischer Risiken von China lösen, wies Garijo zurück. "Ich halte eine Abkopplung in den nächsten zwei Jahrzehnten für nicht machbar."