Viernheim: Tödliche Dosis in Kindermilch - 7,5 Jahre Haft für Vater
Tochter mit Milch vergiftet - 7,5 Jahre Haft für Vater aus Viernheim
Ein Jahr nach dem Tod eines 17 Monate alten Kindes hat das Landgericht Mannheim den angeklagten Vater wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Der 24 Jahre alte Mann muss für siebeneinhalb Jahre ins Gefängnis.
Er hatte zugegeben, seiner Tochter vor einem Jahr in seiner Wohnung in Viernheim (Hessen) ein Antidepressivum in die Milch gemischt zu haben, ohne sie aber töten zu wollen. Der Vorsitzende Richter sagte bei der Urteilsverkündung, der von der Kindesmutter getrennt lebende Angeklagte habe zwar vorhersehen können, dass die Gabe des Medikaments auch zum Tod führen könnte, jedoch sei das Gericht nicht überzeugt, dass er die Tötung billigend in Kauf nahm. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Angeklagter nimmt Urteil ruhig zur Kenntnis
Der Angeklagte nahm den Richterspruch äußerlich ruhig zur Kenntnis. Die Urteilsbegründung verfolgte er weitgehend mit gesenktem Blick, Arme und Brille auf den Tisch vor sich gelegt.
Für einen ungestörten Abend?
Er hatte zum Prozessauftakt mitteilen lassen, dass er sich vor einem Jahr selbst töten wollte - und deshalb seiner Tochter ein Beruhigungsmittel gegeben habe. "Ich hatte in keiner Weise damit gerechnet, dass die Tablette bei meiner Tochter zum Tode führen könnte. Ich wollte nur sicherstellen, dass sie durchschläft", hatte die Verteidigung aus einer Erklärung des 24-Jährigen verlesen. Das Gericht bezeichnete den Plan einer Selbsttötung am Mittwoch als "Schutzbehauptung". Der Angeklagte habe den Abend ungestört verbringen wollen, habe einen Fernsehfilm geschaut und mit einer Bekannten gechattet. "Andere Motive ließen sich hier nicht eruieren."
Kind atmete Erbrochenes ein
Das Kind soll sich aufgrund der Dosis erbrochen haben. Weil seine Schutzreflexe herabgesetzt waren, atmete es das Erbrochene laut Anklage ein. Ein Notarzt versuchte noch, das Kind wiederzubeleben.
Staatsanwaltschaft forderte 13 Jahre
Die Staatsanwaltschaft hatte wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung eine Haftstrafe von 13 Jahren gefordert. Der Vater habe sich verliebt und wollte "seine Ruhe" haben, hatte die Anklagebehörde in ihrem Plädoyer gesagt. Sie hatte dem Mann vorgeworfen, gewusst zu haben, dass die Dosis eine tödliche Vergiftung zur Folge haben könnte. Im Prozessverlauf rückte sie vom Mordvorwurf aber ab. Zeugen hatten während der Verhandlung von einem liebevollen Umgang des Angeklagten mit dem Kind gesprochen.
Verteidigung plädierte auf fünf Jahre
Die Verteidigung hatte sich für fünf Jahre Haft ausgesprochen. Die Nebenklage wollte wegen Mordes eine lebenslange Gefängnisstrafe gegen den Deutschen. Gerichtsort war Mannheim, weil dort das Kind im Krankenhaus gestorben war und die Ermittlungen dazu liefen.
Angeklagter wohnte bei Eltern
Den Zeugenaussagen zufolge waren die Kindeseltern nur kurz zusammen. Nach "eskalierenden Konflikten" sei der Vater Anfang 2022 aus der gemeinsamen Wohnung im baden-württembergischen Mannheim mit der Tochter zu seinen Eltern nach Viernheim gezogen, hieß es.
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