Drohendes Aus für Kindernotdienst Darmstadt: Eltern protestieren
Kinderarzt-Notdienst Darmstadt - Tausende unterschreiben Protest-Petition
Es war jahrelang ein Vorzeigeprojekt, doch jetzt droht möglicherweise das Aus: Der Kinderärztliche Notdienst in Darmstadt könnte im Sommer 2024 geschlossen werden, weil die Räume gekündigt wurden. Eltern und Kinderärzte protestieren.
Das Kind hat am Wochenende hohes Fieber, dann hilft der Kindernotdienst in den Räumen der Kinderkliniken an der Dieburger Straße in Darmstadt. Noch. Denn die Klinik braucht den Platz ab Juli 2024 selbst. Stand heute gibt es dann keinen Kindernotdienst mehr.
Tausende unterschreiben Online-Petition
Eltern und Kinderarztpraxen aus ganz Südhessen sind in Sorge und protestieren: Seit Dienstag (25.7.) haben schon fast 25.000 Menschen eine Online-Protest-Petition unterschrieben. Im Aufruf dazu steht: "Der kinderärztliche Notdienst spielt eine entscheidende Rolle bei der medizinischen Versorgung und Sicherheit unserer jüngsten Bevölkerung. Diese spezialisierte medizinische Einrichtung ist unverzichtbar, um Kinder in akuten Notfällen angemessen zu behandeln und ihre langfristige Gesundheit zu fördern."
"Ankündigung ist ungeheuerlich"
Auch eine Mutter aus Messel hat sich per Mail an uns gewandt. Sie schreibt: "Ich finde diese Ankündigung - gerade in Zeiten, in denen man kaum noch einen Kinderarzt für sein Kind zur ambulanten Behandlung findet - ungeheuerlich, dass jetzt für gesamt Südhessen ab nächstem Jahr kein Notdienst mehr zur Verfügung stehen soll. Der Kinderärztliche Notdienst ist in ganz Südhessen der einzige seiner Art. Der nächste ist erst in Offenbach bzw. Frankfurt. Kinder aus dem (vorderen) Odenwald müssten zukünftig dann bis nach Heidelberg oder Frankfurt fahren. Insbesondere wenn man ein hoch fieberndes Kind hat, eine große Belastung."
Suche nach geeigneten Ersatzräumen
Doch Kinderklinik und Stadtverwaltung beteuern unterdessen laut Darmstädter Echo: Die Suche nach Ersatzräumen für die Zeit nach dem 30. Juni 2024 sei angelaufen. Auch habe Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz angekündigt, die an der Problematik Beteiligten nach der Sommerpause zu einer Gesprächsrunde einzuladen.
Stellungnahme der Darmstädter Kinderkliniken
In einer Stellungnahme vom 26. Juli, die uns vorliegt, schreiben die Darmstädter Kinderkliniken u. a.:
"(..) Bereits seit Sommer 2022 hat die Kassenärztliche Vereinigung Hessen Probleme, die Dienste in vollem Umfang aufrecht zu erhalten. Immer wieder fielen Dienste aus, die Öffnungszeiten des Pädiatrischen Bereitschaftsdienstes (PBD; Anm. der Red.: des Kindernotdienstes) wurden kurzfristig eingeschränkt. (...) Obwohl es als kurzfristige Maßnahme angekündigt war, haben die Einschränkungen bis heute Bestand. Die offensichtlich dauerhafte und erhebliche Reduzierung der Öffnungszeiten des PBD wird von der Kinderklinik Prinzessin Margaret ausdrücklich bedauert.
Hat sich die Versorgung dadurch verschlechtert? Bislang nein! Denn die Ärztinnen und Ärzte, die Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger der Notaufnahme der Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret haben alles getan, um Versorgungslücken zu schließen und die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu versorgen.
Die ambulanten Fallzahlen in der Notaufnahme haben sich seit Sommer 2022 verdreifacht, die Notfalleinweisungen mehr als verdoppelt. Die Darmstädter Kinderkliniken haben die ambulante Notfallversorgung mit übernehmen müssen, ohne dass sie personell und auch räumlich hierfür aufstellt sind und ohne dass es unser Versorgungsauftrag ist. (...)
Diese Petition ist richtig. Darmstadt braucht einen Pädiatrischen Bereitschaftsdienst! Darmstadt braucht aber auch einen Pädiatrischen Bereitschaftsdienst, der mehr als zwei Stunden mittwochs und freitags geöffnet ist. (...) Es braucht eine gute Versorgung für Eltern, die keinen Kinderarzt finden. All dies liegt alleine in der Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung, nicht der Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret. Wir unterstützen wo wir können!"