Drohende Gaskrise im Winter: Wie bereiten sich Hessens Kommunen vor?
FFH-Recherche zur Gaskrise - Hessens Kommunen auf Notfall vorbereitet
Kommt es zu einem Gas-Engpass im Herbst und Winter, will auch Hessen vorbereitet sein. Eine Recherche unserer FFH-Reporter-Teams zeigt: Landkreise, Städte und Gemeinden arbeiten bereits Notfall-Pläne aus und starten auch schon jetzt das Energiesparen.
Nur noch kaltes Wasser kommt aus den Duschen in den Turn- und Sporthallen im Main-Taunus-Kreis. Unangenehm, aber notwendig, sagte Landrat Michael Cyriax. „Der Gasmarkt steht kopf, die Lage ist dramatisch. Wir müssen handeln – jeder Einzelne in seinem Energiespar-Verhalten, und auch wir als Kreis insgesamt.“
Öffentliche Gebäude komplett schließen?
Überprüft wird unter anderem in Fulda oder in Alsbach-Hähnlein, welche öffentlichen Gebäude man komplett dichtmachen könnte, sollte sich die Gas-Krise extrem zuspitzen. Aus dem Rathaus in Fulda heißt es: Es werde geprüft, welche städtischen Gebäude gegebenenfalls nur noch teilweise oder stark eingeschränkt versorgt werden können. Die Stadt hat bereits einen Krisenstab, der sich mit allen Themen befasst, die durch den Ukraine-Krieg entstehen.
Kreis Kassel: Könnten Schulen zusammenlegen
Dutzende Schulen im Kreis Kassel werden ausschließlich mit Gas geheizt, sagte uns Kreissprecher Harald Kühlborn. Die Idee: Schüler von einer kleineren Schule mit Gas-Heizung könnten an einer größeren benachbarten Schule mit Hackschnitzel-Heizung unterrichtet werden. Eine Taskforce Gas lotet gerade die Optionen aus. Eine weitere Idee: Elektrische Heizlüfter statt Gas-Heizung, etwa für die KFZ-Zulassungsstellen in Wolfhagen und Hofgeismar. Hier sei schließlich kein Home-Office möglich.
Auch in Eltville wird über die Gas-Krise gesprochen. Die Stadt hat unter anderem geplant, die Saison im Freibad zwei Wochen früher als üblich zu beenden. Bürgermeister Patrick Kunkel sagte uns, dass das Freibad schon die letzten beiden Septemberwochen geschlossen sein wird. Das Freibad werde außerdem schon jetzt nicht komplett hochgeheizt. Für Kunkel ist vor allem der soziale Aspekt wichtig. So müsse die Stadt Menschen helfen, die die viel höheren Preise nicht zahlen können. Konkrete Pläne gibt es bislang aber nicht.
"Wärmeinseln": Menschen könnten sich aufwärmen
Im Rheingau-Taunus-Kreis geht man in Berechnungen davon aus, dass rund ein Drittel der 180.000 Kreisbewohner mit Gas heizt. Im allerschlimmsten Fall müssten sogenannte „Wärmeinseln“ zum Einsatz kommen. Das wären laut Kreisbrandinspektor Christian Rossel Hallen oder Gebäude, in denen sich Menschen kurzzeitig aufwärmen könnten.
Was unsere Reporter und Reporterinnen auch aus einigen Rathäusern hören: Es wird dunkler werden. So denkt etwa die Stadt Wetzlar darüber nach, den Dom oder das Rathaus abends und nachts nicht mehr anzuleuchten, um so Energiekosten einzusparen. Zusätzlich werde geprüft, bei welchen Gebäuden der Stadt es Sinn macht, zu dämmen oder Photovoltaik anzubringen.
In Darmstadt ist das Ziel, den Gasverbrauch aller städtischen Gebäude und Einrichtungen rasch um zwanzig Prozent zu reduzieren. Das hat Oberbürgermeister Jochen Partsch angekündigt. Es gibt mehrere Maßnahmen, unter anderem wird die Badewassertemperatur der städtischen Schwimmbäder in ausgewählten Becken um zwei Grad gesenkt.
Keine Außenbeleuchtung mehr
Außerdem wird die Außenbeleuchtung repräsentativer öffentlicher Gebäude abgeschaltet. Das gilt laut der Stadt auch für den Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe. Ab Beginn der Heizperiode soll die Raumtemperatur in Verwaltung, Kitas, Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen um zwei Grad gesenkt werden.