Balkonkraftwerk: So erzeugst du zuhause selber Strom
Zu Hause selber Strom erzeugen - Was bei Balkonkraftwerken zu beachten ist
Eine Mini-Solaranlage an die Balkonbrüstung hängen, anschließen und Stromkosten sparen - das unterstützen immer mehr Städte in Hessen. Damit können Energiekosten gespart und zugleich der CO2-Ausstoß reduziert werden. Allerdings gibt es bei der Nutzung eines solchen Balkonkraftwerks einiges zu beachten.
Wer sich das Mini-Solar-Kraftwerk an den Balkon schraubt, produziert bei Sonnenschein seinen eigenen Strom. Im Schnitt könne ein Zwei-Personen-Haushalt damit einen Kühlschrank und eine Waschmaschine betreiben, so die Energie-Agentur Hessen.
Woraus besteht ein Balkonkraftwerk?
Sogenannte "Balkonkraftwerke" heißen eigentlich Plug-in-Photovoltaikmodule und sind nichts weiter als einzelne kleine Solarpanele, die Verbraucher selber an Beispielsweise dem Balkon oder auf einem Dach anbringen können. Diese Anlagen sind mit einem Wechselrichter ausgestattet, der den direkten Anschluss an das Stromnetz in der Wohnung erlaubt. Meistens geht das einfach über einen Stecker, den man in die Steckdose steckt. Scheint die Sonne beziehen die Elektrogeräte im Haus dann den Strom kostenlos vom Solarmodul, reicht der erzeugte Strom nicht aus, wird der Rest aus dem regulären Stromnetz dazu geholt. Bis zu einer Leistung von 600 Watt können diese Anlagen mit relativ wenig bürokratischem Aufwand selber installiert und betrieben werden.
Wie wird es korrekt angeschlossen? Kann ich einfach einen normalen Stecker verwenden?
Bei der Frage des Anschlusses ist die Diskussion zurzeit noch nicht komplett abgeschlossen. Viele fertige Geräte können einfach mit einem ganz normalen, haushaltsüblichen Stecker in die Steckdose gesteckt werden und speisen so den erzeugten Strom ein. Der Verband der Elektrotechnik VDE bevorzugt in seinen offiziellen Leitlinien dagegen eine spezielle Einspeise-Steckdose, bei der die Kontakte nicht offen liegen. Im Januar hat der Verband allerdings auch ein Positionspapier veröffentlicht, nach dem auch der Anschluss an eine reguläre Steckdose "geduldet" wird.
Richtig anschließen: Das sagt der VDE
Was passiert, wenn ich mehr Strom produziere, als ich verbrauche?
In diesem Fall wird der Strom in das normale Stromnetz eingespeist. Dafür gibt es bei Balkonkraftwerken allerdings keine Vergütung, man "schenkt" dem Strom quasi seinem Stromanbieter.
Brauche ich einen neuen Stromzähler?
Möglicherweise ja. Balkonkraftwerke dürfen nur mit einem "Zweirichtungszähler" betrieben werden. Dieser verhindert, dass der Zähler rückwärts läuft, wenn man mehr Strom produiziert, als man verbraucht. Denn dies könnte von den Stromanbietern als Betrug und Manipulation am Zähler gewertet werden und zu einer Anzeige führen.
Bei wem muss ich ein Balkonkraftwerk anmelden?
Hat ein Interessent einen sonnigen Balkon, den richtigen Zähler und eine Einspeisesteckdose, muss er seine Anlage vor Installation nicht nur bei der Bundesnetzagentur, sondern auch beim Vermieter und beim Netzbetreiber anmelden. Wie ein Sprecher des hessischen Wirtschaftsministeriums erklärt, hat der Bund allerdings Anfang Mai beschlossen, die Meldepflichten teils zu vereinfachen oder zu streichen. Ab wann die neuen Regelungen gelten, ist laut dem Sprecher noch unklar.
Richtig anschließen: Das sagt der Elektroniker
Lohnt sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks?
Die Anschaffungskosten für die Balkonkraftwerke rentieren sich in fünf bis sechs Jahren. Oder sogar noch schneller, wenn es Zuschüsse gibt. In Wiesbaden gibt es zum Beispiel 300 Euro. Im Baumarkt sind die Module jedoch oft vergriffen - Hanaus Stadtwerke bieten deshalb jetzt selbst preisgünstige Module an.
Wie viel kostet ein Balkonkraftwerk?
Bei der Höhe der Investition müssten Interessierte normalerweise mit 350 Euro bis 600 Euro rechnen, erklärt die Verbraucherzentrale. Auch wenn seit Januar 2023 die 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Balkonkraftwerke entfallen, seien die Preise derzeit teils deutlich höher. Das liege an der hohen Nachfrage und Verzögerung bei der Lieferung von Bauteilen. Daher sollte vorab geschaut werden, ob es sich lohne und die Installation möglich sei.
Welche Förderung gibt es für Balkonkraftwerke in Hessen?
Aktuell gibt es noch keine bundes- oder landesweit einheitliche Förderung für Balkonkraftwerke. Allerdings bieten viele hessische Städte und Gemeinden eigene Förderprogramme.
Stadt | Förderung |
---|---|
Darmstadt | 200 € für ein Standard-Modul (200 -450 Watt), 400 € pauschal für zwei Standard-Module (ab 450W), max. 50 % der Anschaffungs- und Installationskosten |
Lampertheim | Zuschuss 60%, max. 500 € |
Mörfelden-Walldorf | Zuschuss bis zu 200 € |
Main-Taunus-Kreis | 100 € pauschal pro Wohnung |
Wiesbaden | 300 € für Anlagen bis 3 kWp und 400 € für Anlagen bis 6 kWp |
Kreis Marburg-Biedenkopf | Zuschuss 100 € |
Marburg | nur für Mieter 150 € für Anlagen bis 499 Wp und 250 € für Anlagen ab 500 Wp. Ein Programm für Nicht-Mieter ist derzeit in Vorbereitung. |
Linsengericht | Zuschuss 75 € |
Maintal | Zuschuss 300 € |
Hanau | Angebot kostenloser Beratung und Verkauf von Anlagen durch die Stadtwerke Hanau |
Angebot in Hanau
Unter anderem will die Stadt Hanau mit den sogenannten Balkonkraftwerken eine umweltfreundliche Möglichkeit der Stromerzeugung verbreiten, wie Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erklärt. So sehe es auch ihr Klimaschutzkonzept vor. Zusammen mit der Landesenergieagentur Hessen (LEA) und den Stadtwerken Hanau bieten sie derzeit kostenfreie Beratungen an. Und es gibt großes Interesse seitens der Bürgerinnen und Bürger, berichtet die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau, Martina Butz.
Förderung läuft über Kommunen
Die Förderung läuft laut LEA-Geschäftsführer Karsten McGovern bislang über die Kommunen und nicht landesweit. Weitere Beispiele dafür seien Darmstadt, Eschborn, Linsengericht, Maintal, Marburg oder Wiesbaden. Wer an einem Balkonkraftwerk interessiert sei, sollte sich einfach bei Stadt oder Gemeinde nach Fördermöglichkeiten erkundigen.