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Commerzbank: Hessen kritisiert Bund bei Aktienverkauf

Rhein kritisiert Bund-Ausstieg - Noch mehr Commerzbank-Teile für Unicredit

Die Bundseregierung verkauft einen Teil ihrer Commerzbank-Anteile. Hessens Ministerpräsident Rhein (CDU) kritisiert das scharf.
© dpa

Die Bundseregierung verkauft einen Teil ihrer Commerzbank-Anteile. Hessens Ministerpräsident Rhein (CDU) kritisiert das scharf.

"Nacht-und-Nebel-Aktion", drohender "Ausverkauf": Hessens Ministerpräsident Rhein kritisiert die Bundesregierung beim Teilausstieg aus der Commerzbank. Die Politik müsse eine Übernahme verhindern. Jetzt sichert sich die Unicredit immer mehr Anteile.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat sich über das Vorgehen der Bundesregierung bei ihrem Verkauf von Commerzbank-Anteile nach eigenen Worten "irritiert" gezeigt. "Das Ganze ist ohne Einbindung der hessischen Landesregierung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion erfolgt, die selbst innerhalb der Bundesregierung manchen überrascht hat", sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Wiesbaden.

"Verkauf gefährdet Stabilität"

Die Aufgabe der Bundesregierung sei es, den Finanzplatz Frankfurt zu stärken und nicht, ihn zu schwächen. Das Vorgehen, die Anteile im Paket der italienischen Großbank Unicredit und damit einem strategischen Investor zu geben, gefährde die Stabilität und Souveränität des deutschen Finanzplatzes und der Commerzbank als zentralem Finanzierer des Mittelstands, warnte der Ministerpräsident. "Für mich ist klar: Wir dürfen einen Ausverkauf unserer Flaggschiffe nicht zulassen."

Rhein: Gemeinsame Strategie nötig

Er erwarte, dass der Bund gemeinsam mit Hessen eine Strategie für den Finanzplatz und die Souveränität im Bankenwesen entwickele, erklärte Rhein.

Unicredit nutzt Gelegenheit

Die Unicredit hatte den schrittweisen Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und ist überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Die Italiener halten bereits neun Prozent der Aktien. 

Italiener sichern sich weitere Anteile

Indirekt erwarb sie über Finanzinstrumente jetzt auch den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Commerzbank-Anteile und kommt damit rechnerisch auf etwa 21 Prozent, wie die Bank in Mailand mitteilte. Die Abwicklung der Finanzinstrumente sei aber erst nach Genehmigung der Aufsichtsbehörden möglich, so die Unicredit.

Die Unicredit beantragte nach eigenen Angaben die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für die Commerzbank wahrscheinlicher.

Bund ist nur Nummer Zwei

Vom Bund können die Italiener vorerst keine weitere Hilfe erwarten. Nachdem der deutsche Staat jüngst 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien an die Unicredit verkauft hatte, will er seine übrige Beteiligung "bis auf weiteres" behalten, wie die Finanzagentur des Bundes am Freitagabend mitteilte. Unklar blieb aber, welchen Zeitraum "bis auf weiteres" genau bedeutet. In Berlin wird das Vorgehen der Unicredit als überfallartig gesehen.

Reaktion der Commerzbank

Die Commerzbank äußerte sich am Montag zurückhaltend zu der italienischen Anteils-Aufstockung. "Wir haben die Erklärung gesehen und zur Kenntnis genommen", sagte ein Konzernsprecher in Frankfurt. "Es gilt weiterhin, dass der Commerzbank-Vorstand immer strategische Optionen im Sinne seiner Stakeholder - also Investoren, Kunden und Mitarbeitern - verantwortungsvoll prüfen wird."

Verdi befürchtet Kahlschlag

Die Gewerkschaft Verdi fürchtet einen Kahlschlag bei der Commerzbank und will deshalb eine Übernahme mit allen Mitteln verhindern. Sollte ein Deal mit der Unicredit zustande kommen, könnten zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge.

Im Zuge des Teilausstiegs war Kritik am Bund laut geworden, der beim Einstieg der Unicredit offenbar überrumpelt wurde. 

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