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21.06.2021, 13:39 Uhr
Was juckt da auf der Wiese? -
Grasmilben: Fiese Viecher
© Alan R Walker, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Eine ausgewachsene Grasmilbe
Ein schöner Tag im Garten oder im Park und am nächsten Tag ist die Haut übersät mit fies juckenden, roten Pusteln? Das ist ein deutliches Zeichen für einen Grasmilben-Befall. Das hat es mit den unangenehmen Gästen auf der Wiese auf sich.
Als ob Mücken, Bremsen und Zecken nicht schon genug wären: Auch die Gras- oder Herbstmilbe lauert in der Natur auf uns und bringt einen Juckreiz mit sich, der einen schier in den Wahnsinn treiben kann. Das Fiese: Mit dem bloßen Auge sind die nur ca. 0,2 Millimeter winzigen Sauger kaum zu erkennen und wenn der Juckreiz einsetzt, ist es schon zu spät.
Winzige Parasiten im Garten
Wie der Name schon verrät, lebt die Grasmilbe bevorzugt auf Wiesen. Die ausgewachsenen Milben sind harmlos und leben dicht am oder einige Millimeter tief im Boden. Die im Sommer schlüpfenden Jungtiere leben dagegen parasitär. Sie klettern an Grashalmen nach oben und warten dort auf ihre Opfer. Ob Tier oder Mensch ist den winzigen Krabblern, die zur Familie der Spinnentiere gehören, ziemlich egal. Kommt ein potentielles Opfer in Berührung mit dem Grashalm, lassen die Milben sich abstreifen und machen sich auf die Suche nach unbedeckter, möglichst dünner Haut - zum Beispiel am Knöchel, der Kniekehle oder der Armbeuge. Dort angekommen beißen die Tiere ein winziges Loch und injizieren ihren Speichel, der hilft die Haut aufzuweichen. Die dabei frei werdenden Zellsäfte und Lymphflüssigkeit wird aufgesaugt.
Woher kommen diese kleinen roten Bisse?
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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Ja, diese kleinen Bisse und Stiche kommen von den sogenannten Grasbillen. Es sind Thrombidien, gehören zu der Gattung der Spinnentiere, sind so 0,3 bis 0,5 mm winzig klein, zum Teil durchsichtig, außer sie hätten sich gerade vollgesaugt an uns und leben, wie der Name sagt, im Gras.
Was kann man gegen Grasmilbenbisse tun?
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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BK'IN DR. MARKUS TRANTOW Ja, das Problem bei den Grasmilben, also Thrombidien, die Erkrankung nennt man deswegen auch Thrombidiose, ich glaube Millionen leiden momentan darunter, ist das Wichtigste, wenn man es merkt, dass es losgeht, dass man sofort die Kleidung auszieht und sich abduscht. Also wenn man sich im Garten auffällt, am Wochenende Rasen mäht oder die Hecke schneidet oder auch nur spazieren geht oder Fahrrad fährt durch die Felder, durch die Wiesen und ich merke, dass es losgeht, man ist zu Hause natürlich nicht beim Fahrradfahren, dann ist es gut zunächst die Kleidung zu wechseln und zu duschen. Diese kleinen Spinnentierchen werden durch das Wasser abgewaschen und dann habe ich erstmal Ruhe. Ich kann natürlich mit neuer Kleidung wieder in den Garten gehen, dann geht das gleiche Spielchen nach ein paar Stunden wieder los, dann ist das gleiche Prozedere da, also man nimmt sich den Aufenthalt im Garten am Samstag, wo wir dann also drei bis vier Mal umziehen. Was ganz gut ist auf die Stiche drauf zu machen, ist eine alkoholische Lösung, 60-70%ig ein bisschen abzutupfen, zu desinfizieren. Das bringt am Anfang ein bisschen Erlinderung, aber im Gegensatz zu einem Mückenstich, der ja gleich juckt und dann aber so nach ein, zwei Tagen eigentlich aufhört, sind diese Grasmilbenstiche ein Problem. Der Speichel, den diese Grasmilben da abgeben, um dann das Sekret aus der Haut heraus saugen zu können, führt offensichtlich zu so einer Empfindlichkeit, dass sie ja zum Teil über Tage oder manchmal sogar ein bis zwei Wochen jucken. Und da ist es wichtig, dann die Stellen zum Beispiel mit antihistaminischen Gels zu behandeln, ein Antihistaminikum ist ja gut gegen Juckreiz, oder sogar mit einem Kortisonpräparat in Form von einer Lotio oder von einer Creme. Wichtig finde ich aber dabei, Kortisonpräparate zu nehmen, die auch ein Antibiotikum enthalten. Es gibt solche Mischcremes, die dann auch im Zweifelsfalle, wenn ich mir die Stellen aufgekratzt habe, auch gleichzeitig mögliche Bakterien bekämpfen kann, die ich da eingetragen habe, wenn ich die Stellen zerkratzt habe.
Sind Grasmilben gefährlich?
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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Wenn ich einige Stiche abbekommen habe, ist das nicht gefährlich. Sie übertragen keine Krankheiten, das ist nicht das Thema. Jedoch wenn ich ganz viele Stiche habe und mich sehr stark zerkratze, dann können natürlich die zerkratzten Stiche auch mal sich dann infizieren mit den Bakterien, die ich dann durchs Kratzen durch die Fingernägel an diese Stellen mit einbringe. Dann kann es ein Problem sein. Das sehen wir sehr häufig zum Beispiel bei Kleinkindern, die dann natürlich vielleicht noch unkontrollierter kratzen als wir. Deswegen muss man diese Stiche dann durchaus auch beobachten. Aber sie übertragen keine Krankheiten.
Da die Milben nur die oberste Hautschicht anbeißen, merken wir davon üblicherweise nichts. Erst 12 bis 24 Stunden später sorgt der injizierte Speichel für die Bildung der typischen, juckenden Pusteln. Zu diesem Zeitpunkt haben die jungen Milben ihr Mahl bereits vollendet und sich vom Körper abfallen lassen. Das macht es schwer nachzuvollziehen, wo genau man sich die Biester eingefangen hat. Die gute Nachricht: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Grasmilben längere Zeit im Haus überleben oder sich gar vermehren. Getragene Kleidung sollte man aber trotzdem in die Wäsche geben, falls einzelne Milben in den Klamotten hängen geblieben sind und dann eventuell noch einmal beißen.
Das hilft gegen Milbenbisse
Im Gegensatz zu einem Mückenstich, der meistens nur wenige Tage juckt, können wir Milbenbisse bis zu zwei Wochen spüren. Da braucht es schon viel Beherrschung, nicht zu kratzen - die man möglichst auch aufbringen sollte. Denn aufgekratzte Haut ist empfindlich für Infektionen, die dann möglicherweise behandelt werden müssen. Die Milben selber übertragen zum Glück keine Krankheiten - wer also nicht kratzt, ist auf der sicheren Seite.
Als Hausmittel gegen die juckenden Stellen helfen kühle Duschen oder kühlende Umschläge. Andere oft empfohlene Hausmittel wie Essig oder Zitronensaft sollte man dagegen eher meiden, da diese zu einer weiteren Reizung der Haut führen können. Eine medizinische Behandlung der Bisse ist normalerweise nicht nötig, der Juckreiz verschwindet von alleine. Sollte er allerdings zu stark sein, kann ein Arzt Cortison-Salben oder ein Antihistaminikum verschreiben, dass den Juckreiz lindert.
© HIT RADIO FFH
Typisches Bild bei Milbenbissen: Viele kleine, juckende rote Pusteln
Habe ich Grasmilben in meinem Garten?
Treten Grasmilben-Symptome häufiger auf, so liegt der Verdacht nahe, dass sie sich im Garten eingenistet haben. Als ersten Test hilft es, einige helle Teller oder weiße Papierblätter auf der Wiese auszulegen. Auf der hellen Oberfläche sind die Milben als kleine rote Punkte gut zu erkennen.
Das hilft gegen Grasmilben im Garten
Die schlechte Nachricht zuerst: Dauerhaft bekämpfen lassen sich die Milben kaum. Aber ihre Ausbreitung lässt sich gut eindämmen. Die Milben lieben es trocken und warm, etwas Abhilfe schafft es daher schon, das Gras regelmäßig zu wässern. Auch häufiges Rasenmähen hilft gegen den Befall. Dabei werden die Jungtiere, die oben auf den Grashalmen lauern, vom Rasenmäher eingesammelt. Wichtig dabei: Den Grasschnitt nicht im Garten verteilen, sondern in die Bio-Tonne oder auf einem möglichst weit von der Wiese entfernten Kompost sammeln, damit man die Milben nicht noch verbreitet.
Kinder sind besonders gefährdet
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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BK'IN DR. MARKUS TRANTOW-FRANKLIN Ja, besonders problematisch ist es mit Kindern und Kleinkindern. Also insgesamt, wenn sie einen Säugling im Gras krabbeln lassen, das mag zwar eine schöne Szene im Garten sein, im Garten bei Oma und Opa zum Beispiel, aber das ist ein Riesenproblem, weil die natürlich von der kleinen Oberfläche, vielleicht jetzt im Sommer auch noch wild geschnitzt mit einer Windel, von den Tierchen da befallen werden. Und da sehen wir Hautärzte häufiger sogar bis hin zu blasenbildenden kleinen Biss- und Stichstellen. Das ist dann wirklich ein Problem, weil die Kinder natürlich durch den starken Juckreiz stark beeinträchtigt sind, nicht schlafen, quengelig sind, weinen, können sich ja sonst noch nicht so äußern. Das Ganze ist natürlich bei den Kleinkindern genauso, also im Sandkasten etc. Da ist in der Tat so eine Brause im Garten eine Wohltat, weil da kann man sich mal an der Stelle einen Badeanzug drunter stellen, den mal wieder abtuschen und dann kann man wieder im Sandkasten weiterspielen. Das ist für Kinder in der Tat, gerade bei Krabbelkindern, ein Problem.
Grasmilben und Haustiere
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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BK'IN DR. MERKEL. Ja, Katze und Hund, Sie haben es gefragt, sind natürlich auch gefährdet. Die können natürlich genauso gestochen werden. Und wir sehen ja auch, dass das ein oder andere mitgewonnene Haustier sich auch kratzt. Es ist genau das Gleiche. Es gibt nur eins, abduschen und versuchen, diese Tierchen loszuwehren. Ist natürlich bei einem felltragenden Tier etwas problematisch, denn da sind sie natürlich tiefer drin. Das ist natürlich auch genauso bei uns. Abduschen als Mensch hilft ja aber auch schon. Aber wir müssen natürlich auch die Haare gut auswaschen oder abduschen, weil da können sie auch drin sitzen wie bei unseren lieben Haustieren.
Was kann man gegen Grasmilben tun?
Hautarzt Dr Führer aus Gießen bei FFH
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Präventiv kann man eigentlich drin bleiben. Das ist natürlich keine Lösung. Präventiv kann man relativ wenig tun. Es ist immer wieder beschrieben, dass die verschiedenen Rebellenzen, wie die heißen, also diese Abwehrsprays gegen Mücken und andere Insekten, Bremsen, eine gewisse Wirkung haben. Das muss man im Einzelfall ausprobieren. Aber die Masse ist an und für sich so groß, dass ich mich mehr oder weniger nicht schützen kann. Natürlich spielt eine Kleidung eine gewisse Rolle, aber die Tiere sind so klein, dass sie sich dann meist an den feinempfindlichen Hautstellen, wo die Kleidung eng anliegt, auch dann darunter krabbeln können. Also präventiv kann ich mehr oder weniger nichts tun. Eine Prävention gibt es allerdings, und das wäre die Nacht. Das heißt, wenn ich jetzt nicht im 10. Stock, sondern im 1. oder 2. Stockwerk wohne und das Fenster lüfte für die Nacht und auf diesem Fenster steht dann der Wind, dann trägt der Wind diese winzigen Spinnentierchen auch durch die Luft. Die können selbst nicht fliegen, aber sie werden durch die Luft getragen durch den Wind und können natürlich auch bis ins Bett getragen werden. Und das sind dann die Zustände, wo ich dann plötzlich nachts aufwache und total verstocken und es mir überall juckt.
Auch Haustiere sind gefährdet
Auch Haustiere, die gerne im Garten unterwegs sind, sind beliebte Opfer der Milben. Sollte sich euer Tier häufig kratzen und stellt ihr die typischen roten Pusteln fest, so liegt wahrscheinlich ein Befall vor. Abhilfe schafft: das Fell großzügig mit lauwarmen Wasser und ggf. einem milden Shampoo auswaschen. Auch Schmusedecken und Spielzeug sollte sicherheitshalber gewaschen werden.
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