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> Zahnbürste, Zahnseide, Mundspülung & Co.: Wie putzt man richtig Zähne?
22.10.2024, 10:55 Uhr
Zahnputzfehler vermeiden: -
So geht die richtige Mundhygiene
Wir alle wollen ein strahlendes, weißes Lächeln und einen gesunden Mund. Aber wie kommen wir dahin? Hier sind Tipps von einer Expertin.
Jeder von uns hat ungefähr zwei- bis dreimal am Tag die Zahnbürste in der Hand. Bereits als Kinder lernen wir, wie wichtig Zähneputzen ist, damit unser Mund gesund und unsere Zähne weiß bleiben. Aber kaum einer weiß wirklich, wie es richtig geht. In diesem Artikel räumen wir mit Zahnputz-Mythen auf und klären ein für alle Mal, wie die richtige Mundhygiene funktioniert.
In kreisenden Bewegungen, von rot nach weiß, mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumstäbchen und dann zwei oder drei Minuten putzen? Was stimmt denn nun?
Wir haben die Empfehlungen von einer echten Expertin für Mundhygiene, der Medizinpsychologin Prof. Renate Deinzer, um endgültig zu klären, wie man richtig Zähne putzt.
Die richtige Technik
Prof. Deinzer betont die Wichtigkeit des guten Zähneputzens für die allgemeine Mundgesundheit. Denn, wer nicht richtig putzt, riskiert zum Beispiel Karies und Parodontitis. Im Interview mit FFH-Reporter und Moderator Marvin Ulrich sagt Deinzer aber, dass es eigentlich nur darum geht, den Zahn plaque-frei zu bekommen – und nicht um eine bestimmte Technik:
"Zeit spielt keine entscheidende Rolle!"
Prof. Deinzer sagt, dass das Ziel ist, jeden Zahn auf allen Flächen von Plaque zu befreien.
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Was wir beobachten bei unseren Probandinnen und Probanden ist, dass sie ganz häufig größere Bereiche des Munds einfach vernachlässigen. Sie sind dort gar nicht oder nur sehr kurz mit der Bürste. Und das wiederum liegt offenkundig daran, dass sie nicht systematisch putzen, sondern mal hier, mal da, mal dort. Dann wollen wir das jetzt mal klären, wie es denn richtig geht. Erstmal die Grunddaten. Wie lange muss man das machen und gibt es vielleicht auch zu lang? Zeit spielt aus meiner Sicht keine entscheidende Rolle. So wie Sie das auch selber, wenn Sie zu Hause putzen, kann man dasselbe in kurzer oder in langer Zeit machen. Also es geht darum, dass es am Ende sauber ist. Das Ziel des Zähneputzens ist, dass jeder Zahn von allen Flächen von Plagg befreit wird. Und dass ich hinreichend viele Bewegungen an jedem Zahn auf jeder Fläche gemacht habe. Ich mache persönlich zehn Bewegungen pro Zahn. Und wenn ich die in kurzer Zeit schaffe, ist es genauso gut, wie wenn ich dafür lange brauche. Zeit spielt keine Rolle, aber dass Sie hinreichend häufig Ihre Bewegungen dort machen, darum geht es.
Wichtig ist, sich ein eigenes System zu überlegen, um keinen Zahn zu vergessen und nirgends Plaque zurückzulassen. Und dann eine feste Anzahl der Putzbewegungen durchführen. In jedem Fall ist es wichtig, auch den Zahnfleischrand sorgfältig zu reinigen und nicht nur die Kauflächen.
Systematisch durchs ganze Gebiss
Prof. Deinzer: "Nehmen Sie sich eine feste Systematik vor."
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Nehmen Sie sich eine feste Systematik vor. Meinetwegen beginnen Sie innen oder beginnen Sie außen, völlig egal. Aber suchen Sie den hintersten Zahn, denn auch das vernachlässigen die Leute häufig, weil sie denken, hier ist das Gebiss zu Ende, aber nein, hier ist es zu Ende. Und dann machen Sie pro Zahn, pro Fläche beispielsweise zehn Bewegungen. Wenn Sie da fertig sind, gehen Sie zum nächsten, machen zehn Bewegungen. Wenn Sie da fertig sind, gehen Sie zum nächsten, machen wieder zehn Bewegungen. Das machen Sie bis vorne hin, dann können Sie das auf der anderen Seite machen, dann geht es eben von innen weiter. Auch wieder am hintersten Zahn ansetzen, den muss ich erstmal finden mit der Bürste. Dann zehn Bewegungen an dem Zahn. Immer darauf achten, ich spüre, dass ich auch am Zahnfleischrand bin. Dann gehe ich einen Zahn weiter nach vorne. Dann mache ich da wieder zehn Bewegungen. So arbeite ich mich systematisch durch das gesamte Gebiss durch, dann weiß ich, ich habe nichts vergessen.
Die Rille zwischen Zahn und Zahnfleisch braucht ganz besondere Aufmerksamkeit
Prof. Deinzer erklärt, wieso das Putzen an dieser Stelle so wichtig ist.
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Ein ganz kritischer Bereich ist der Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch. Wenn Sie sich mal selber in den Mund schauen, dann sehen Sie, dass da eine ganz kleine Rille entsteht zwischen Zahn und Zahnfleisch. In dieser Rille sammelt sich die Plaque. Das heißt, es ist ganz wichtig, dass ich mit meiner Bürste bis in diese Rille hineinbürste. Es geht auf jeden Fall gut mit kreisenden Bewegungen. Das Zahnfleisch immer mit erreichen, mit kreisenden Bewegungen bis hin zum Zahnfleisch putzen, sodass ich spüre, ich bin auch beim Zahnfleisch angekommen. Und dann wird automatisch der vom Zahnfleisch weiter entfernt liegende Teil der Krone auch sauber. Wenn Sie putzen und machen das jetzt zum ersten Mal, dass Sie bewusst am Zahnfleischrand putzen, dann kann es passieren, dass es anfängt zu bluten. Das zeigt, dass Sie da bislang nicht so genau geputzt haben. Das heißt, da ist es gerade ein bisschen dreckig. Und jetzt fangen manche an und sagen, oh Gott, da blutet es, da habe ich bestimmt zu fest geputzt. Da gehe ich nicht mehr hin. Das vermeide ich. Fehler, ganz großer Fehler. Putzen Sie die Stelle, genau die Stelle, wo es geblutet hat, noch mal drei, vier Tage weiter. Genau so, dass Sie ganz und gar an das Zahnfleischrand kommen und dann müsste das Bluten aufhören. Denn das normale Zahnfleisch, wenn Sie da kräftig drüber rüppeln, das blutet trotzdem nicht. Das braucht ziemlich, da müssen Sie ziemlich Druck ausüben, bis das gesunde Zahnfleisch wirklich das Bluten anfängt. Das heißt, das ist ein Hinweis. Hier ist eine Stelle, da könnte ich noch mal ein bisschen gründlicher putzen. Und dann mache ich das eben auch, damit ich dann da die Stelle wirklich sauber kriege. Und dann sollte es nach drei, vier Tagen aufhören zu bluten. Wenn es das nicht tut, dann sollte man mal in die zahnärztliche Praxis gehen und sich da weiterhelfen lassen.
FFH-Reporter Marvin besucht Prof. Deinzer
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Ich habe nicht meinen Opa beklaut, sondern wir werden lernen, wie man richtig Zähne putzt, denn anscheinend macht es fast jeder falsch. Professor Deinzer, was sind die häufigsten Fehler, die wir beim Zähneputzen machen? Das, was wir beobachten bei unseren Probandinnen und Probanden, ist, dass sie ganz häufig größere Bereiche des Mundes einfach vernachlässigen.
Sie sind dort gar nicht oder nur sehr kurz mit der Bürste. Dann wollen wir das jetzt mal klären, wie es denn richtig geht. Erst mal die Grunddaten Wie oft sollte man sich die Zähne putzen? Wenn sie es richtig gut machen, dann reicht einmal am Tag. Ich habe hier eine Zahnbürste mit einem kurzen Kopf. Ein kurzer Kopf der Zahnbürste hat den Vorteil, dass ich damit genauer die einzelnen Flächen putzen kann und vor allen Dingen auch im Zahnbogen im Innenbereich besser um die Kurve komme.
Die Plaque sammelt sich im Prinzip hier auf dem gesamten Zahn. Das heißt, ein ganz kritischer Bereich ist der Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch.
Häufige Fehler vermeiden
Fehler 1: "Man muss einfach nur gründlich putzen!"
Mit dem Begriff "gründlich" tut sich Prof. Renate Deinzer schwer. Denn er kann von jedem anders verstanden werden: "Wenn ich jemandem sage, er solle gründlich putzen, denken Patienten möglicherweise daran, dass 3 Minuten Putzzeit besser sind als 2 Minuten. Wenn sie jedoch 2 oder 3 Minuten lang nur die obere rechte Seite putzen, ist es links unten immer noch nicht sauber. Daher sollte man bei der Verwendung dieses Begriffs vorsichtig sein", erklärt sie auf dentalwelt.spitta.de
Fehler 2: "Elektrische Zahnbürsten sind am besten!"
Weiter erklärt Prof. Renate Deinzer, dass sie die Verantwortung für die Sauberkeit der Zähne nicht der elektrischen Bürste überlassen könne: "Mir scheint aber, das wird manchmal genauso gemacht und gesehen. Es ist ein Irrtum, dass die elektrische Zahnbürste von alleine putzt, ganz als würde sie sich selbstständig durch den Mund bewegen. Das tut sie nicht." Wichtig ist also einfach, dass die Zahnbürste jeden Bereich im Mund erreicht. Ob es sich dabei dann um eine elektrische oder eine Handzahnbürste handelt, ist erstmal zweitrangig.
"Die elektrische Zahnbürste nimmt Ihnen nicht den Job ab!"
Wieso man auch guten Gewissens mit einer manuellen Zahnbürste putzen kann – wenn man es gut kann.
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Jetzt die erste Frage mal, welche Art Zahnbürste würden Sie denn empfehlen? Elektrisch oder klassisch? Elektrisch oder manuell hängt sehr stark von der Vorliebe der Person ab. Die elektrischen bringen im Alltag einen so minimalen Vorteil, dass man genauso gut getrost manuell putzen kann, wenn man es gut kann. Wichtig, auch wenn Sie elektrisch bürsten, die Bürste nimmt Ihnen nicht den Job ab, von Zahn zu Zahn zu gehen, lang genug am Zahn zu verweilen, bevor ich weitergehe.
Fehler 3: "Am besten nach jedem Essen Zähne putzen!"
Auch dieses Gerücht hält sich wacker in der Zahnmedizin. Allerdings ist Zähneputzen direkt nach dem Verzehr von säurehaltigen Lebensmitteln sogar eher schlecht. Wer sich nämlich dann die Zähne putzt, reibt den Zahnschmelz ab und die Säure kann ohne Schutzschicht auf dem Zahn "ihre Arbeit tun" und Schäden verursachen. Als Faustregel kann man sich dazu merken: Nach dem Essen also eher 30 - 60 Minuten warten, bevor man zur Zahnbürste greift.
Eltern als Vorbild für Kinder
Jetzt wissen wir also, wie man richtig putzt und seinen Mund sauber hält. Woher aber sollen das unsere jüngeren Familienmitglieder wissen? Darüber spricht Prof. Deinzer auch in ihrem Vortrag mit dem Titel "„Wenn Hans es nicht kann, wie lernt Hänschen es dann?.
Damit Kinder bereits in frühem Alter das richtige Putzverhalten lernen und keine Scheu oder Abneigung gegenüber der Zahnbürste entwickeln, ist es sinnvoll, dass Eltern als Vorbilder fungieren und Kindern frühzeitig das Zähneputzen beibringen, indem sie diese anleiten und nachputzen. Genau das erklärt sie auch ausführlich auf der Fachseite spittadentalwelt:
"Ein wichtiger Aspekt davon, Kindern bereits früh die Zahnbürste in die Hand zu geben, ist, dass Zähneputzen ein Habit wird. Sie kennen das wahrscheinlich selbst: Man fühlt sich unwohl, wenn man sich nicht die Zähne geputzt hat. Irgendwie gehört es dazu, es ist eine Gewohnheit. Die Kinder sollten also früh an das Zähneputzen herangeführt werden und es erlernt haben, bis sie flüssig schreiben können. Das ist die Faustregel, von der ich jetzt nicht wüsste, dass sie präzise erforscht ist. Aber sie ist sehr naheliegend.
Bis dahin sollten Eltern nachputzen. Das, was die Kinder am Anfang in ihrem Mund machen, dient dem Erwerb der Fertigkeit. Der Lernprozess ist ähnlich wie beim Schreibenlernen: Kinder schreiben am Anfang noch nicht ganz in der Zeile und die Wörter sind noch nicht so leserlich. Mit der Zeit wird das besser und so kann man sich das auch beim Zähneputzen vorstellen."