Champions League - Bayern zittert sich ins Achtelfinale - Davies trifft spät
Nach dem Sieg im Hinspiel sollte es für die Bayern eine einfache Pflichtaufgabe gegen den Außenseiter aus Schottland sein. Doch dann geht vieles schief. Die Erlösung kommt in der Nachspielzeit.
Erleichtert hüpften die Bayern-Stars um Achtelfinal-Retter Alphonso Davies vor den Münchner Fans. 102 Tage vor dem Finale dahoam hat sich der Bundesliga-Spitzenreiter mit Ach und Krach ins Achtelfinale der Champions League gerettet. Davies sorgte nach dem Rückstand-Schock für den Ausgleich in der Nachspielzeit beim 1:1 (0:0) gegen Celtic Glasgow. Das reichte nach dem 2:1 in Schottland für das Weiterkommen.
"Das ist die Champions League. Wir haben gegen ein starkes Celtic gespielt. Sie spielen mit hoher Intensität. Wir sind glücklich, dass wir weitergekommen sind. Es ist nicht einfach. Wir spielen so viele Spiele", sagte der umjubelte Torschütze Davies bei Prime Video und ergänzte mit Blick auf sein goldenes Tor: "Es war instinktiv. Ich bin froh über ein weiteres Tor in der Champions League."
Im Achtelfinale, das am Freitag ausgelost wird, sind die verunsicherten Münchner gegen Pokal-Bezwinger Bayer Leverkusen oder Atlético Madrid in einer Verfassung wie im Playoff-Rückspiel nur Außenseiter. "Wir hätten uns den Abend leichter machen können. Aber mit drei Spielen in sechs Tagen ging es darum, Ergebnisse zu erzielen", meinte Leon Goretzka.
Nach dem 0:0 im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Leverkusen präsentierten sich die Münchner in Europas Fußball-Königsklasse weit weg von einer Form für das ersehnte Finale in der Allianz Arena am 31. Mai. Ohne den zur Pause ausgewechselten Hinspiel-Torschützen Harry Kane musste der FC Bayern durch den früheren Münchner Amateurspieler Nicolas Kühn nach einem massiven Abwehrversagen den Rückstand hinnehmen (63.).
Davies drückte den Ball über die Linie
Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit wendete der Gastgeber vor 75.000 Zuschauern im Endspiel-Stadion noch die Verlängerung ab, als Davies den Ball ins Tor drückte. Der Außenverteidiger, der seinen Vertrag jüngst verlängert hatte, war gerade erst nach Verletzungspause wieder zurückgekehrt.
"Wir sind ready für das Spiel", hatte Trainer Vincent Kompany über die vermeintliche Pflichtaufgabe gegen den Außenseiter aus Schottland gesagt. Umso verwunderter dürfte der Belgier ob des viel zu sorglosen Auftretens in der Anfangsphase gewesen sein.
Vier Chancen für Celtic in der Anfangsphase
Denn die Münchner, die beim 0:0 im Topspiel bei Bayer Leverkusen noch ein Bollwerk aufgezogen hatten, leisteten sich erschreckende Abwehrschwächen und ermöglichten dem schottischen Meister gleich vier hochkarätige Chancen. Erst setzt Callum McGregor den Ball nach einem Fehler von Michael Olise knapp über das Tor (7.), dann klärte Raphaël Guerreiro einen Schuss von Kühn gerade noch vor der Torlinie (16.), ehe Daizen Maeda zweimal für erhöhte Betriebstemperatur bei den Münchnern sorgte (17. und 18.).
Und die Bayern? Ein Kopfball von Serge Gnabry (4.) und ein Schuss von Kane (22.), der im Abschlusstraining ein wenig angeschlagen noch gefehlt hatte, ließen den eigenen Anhang in der eiskalten Allianz Arena aufspringen. Die Überraschungsmomente und die Dynamik fehlte den Münchnern trotz hoher Ballbesitz-Anteilen allerdings. Entsprechend grimmig schaute Kompany in der Coaching-Zone drein.
Es war ein behäbiger Auftritt der Bayern gegen einen Gegner, der in der Hauptrunde noch bei Borussia Dortmund 1:7 untergegangen war. Auch Jungstar Jamal Musiala, der gerade erst seinen Vertrag bis 2030 verlängert hat, gelang nicht viel. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit wurde es ein wenig besser. Joshua Kimmich setzte einen Schuss knapp neben das Tor (38.), Kane traf die Latte (45.) - der Torschrei blieb allerdings aus.
Coman ersetzt Kane
Es war zugleich die letzte Aktion von Kane, dessen Wade offenbar doch noch zwickte. Der englische Nationalmannschaftskapitän blieb in der Kabine und machte Platz für Kingsley Coman. Der Franzose fügte sich gleich gut ein, als er Leon Goretzka in Szene setzte. Der Mittelfeldspieler scheiterte aber an dem starken Celtic-Keeper Kasper Schmeichel.
Ein Offensiv-Feuerwerk war es auch weiterhin nicht. Der deutsche Rekordmeister agierte dominanter, ohne für die große Gefahr zu sorgen. Der müde Auftritt sollte sich rächen, als sich die Bayern-Abwehr einen Komplett-Aussetzer leistete. Nach einem Fehlpass von Stanisic und einem schlechten Stellungsspiel von Guerreiro setzte Maeda seinen Kollegen Kühn in Szene, der aus halbrechter Position Neuer keine Chance ließ.
Kühn hatte einst das Trikot der Bayern-Amateure getragen. Umso bitterer für den Deutschen, dass er kurz darauf verletzt vom Feld musste.
Ungeduld machte sich in der Arena breit. Sollten die Bayern womöglich frühzeitig den Traum vom Finale dahoam verspielen? Goretzka (74.), der eingewechselte Leroy Sané (76.) und Kimmich (79.) hätten für Beruhigung sorgen können, doch das Trio scheiterte knapp. So dauerte es bis zur letzten Aktion, ehe die Münchner doch noch jubeln durften.
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