Tote Ayleen: Landgericht Limburg lehnte lebenslange Aufsicht ab
Verdächtiger im Fall Ayleen - Gericht lehnte lebenslange Aufsicht ab
Im Kriminalfall Ayleen sind weitere Details zu dem Tatverdächtigen bekannt geworden. Das Landgericht Limburg änderte 2020 die Entscheidung vom Amtsgericht Wetzlar, ihn unter lebenslange Aufsicht zu stellen,´ab.
Der Verdächtige legte Beschwerde gegen die lebenslange Aufsicht ein, das Landgericht Limburg entschied im Januar 2020 sie nur bis Januar diesen Jahres zu verlängern. Ein Gerichtssprecher begründete nun die Abänderung des Wetzlarer Urteils: "Die sehr strengen Anforderungen an eine unbefristete - also auf lebenslange Dauer angelegte - Führungsaufsicht wurden zum damaligen Zeitpunkt der Entscheidung nicht als gegeben angenommen, die Führungsaufsicht wurde aber auch nicht beendet".
Verlängerung auf fünf Jahre ausgesprochen
Die zuständige Kammer habe zunächst als milderes Mittel eine Verlängerung auf die Höchstfrist von fünf Jahren ausgesprochen, da der Mann weiter unter Führungsaufsicht stehen sollte. Danach sei die Kammer mit dem Fall nicht mehr befasst gewesen, "insbesondere nicht mit der Frage, ob das weitere Verhalten des Tatverdächtigen in der verlängerten Zeit der Führungsaufsicht in der Gesamtschau nunmehr eine unbefristete Führungsaufsicht rechtfertigt".
Verdächtiger wurde mit Eigentumsdelikten straffällig
Dem Gerichtssprecher zufolge gab es Gründe dafür, die Aufsicht nicht erneut über den Januar hinaus zu verlängern. Er fiel zwar mit Eigentumsdelikten - Diebstahl - und Verkehrsdelikten auf, nicht aber mit Sexualdelikten.
Verdächtiger wollte offenbar Mädchen zu Beziehung nötigen
Der 29-Jährige steht im Verdacht, die 14-jährige Ayleen aus Baden-Württemberg getötet zu haben. Die Leiche der Schülerin war vergangene Woche in einem See im hessischen Wetteraukreis gefunden worden. Bereits Ende April soll der 29-Jährige versucht haben, ein 17 Jahre altes Mädchen aus Bad Nauheim unter anderem durch Textnachrichten zu einer Beziehung zu nötigen. Anfang Mai sei Strafanzeige wegen des Verdachts der versuchten Nötigung gegen ihn bei der Polizei im hessischen Friedberg erstattet worden. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Die Ermittler hielten eine Gefährderansprache
Zu den verschiedenen Maßnahmen nach dieser Anzeige habe auch eine Gefährderansprache gehört. Das ist ein Mittel, um Verdächtigen deutlich zu machen, dass die Polizei sie im Blick hat. Nach der Anzeige habe der Beschuldigte die Möglichkeit gehabt, sich zu den Vorwürfen zu äußern, teilte ein Polizeisprecher in Friedberg mit. Davon habe er aber keinen Gebrauch gemacht. Der Fall sei schließlich an die Staatsanwaltschaft abgegeben worden.
29-Jähriger befand sich zehn Jahre in der Psychatrie
Den Ermittlern zufolge war der Mann als Jugendlicher für zehn Jahre wegen eines versuchten Sexualdelikts in ein psychiatrisches Krankenhaus gekommen und stand nach seiner Entlassung unter Führungsaufsicht. Das Amtsgericht Frankenberg (Eder) legte im Januar 2017 deren Dauer auf drei Jahre fest, wie das Landgericht Limburg am Donnerstag mitteilte.
Opfer und Tätverdächtiger kannten sich aus dem Netz
Der dringend Tatverdächtige und Ayleen kannten sich nach bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Freiburg aus dem Internet. Die Jugendliche, die von den Ermittlern in der Pressekonferenz als schüchtern und nett beschrieben wurde, verbrachte viel Freizeit mit Online-Gaming. So hatten das Opfer und ihr mutmaßlicher Mörder wohl bereits über das unter Jugendlichen beliebte Online-Spiel "Fortnite" Kontakt.
Ayleen wurde am Ufer des Teufelsees gefunden
Die Ermittler gehen aktuell im Fall von Ayleen von einem Sexualdelikt aus. Da das Mädchen aber für längere Zeit in dem See in der Wetterau gelegen hat, gestalte sich die Obduktion der Leiche schwierig, heißt es weiter. Derzeit haben die Ermittler den Todeszeitpunkt des Mädchens auf die Nacht vom 21. auf den 22. Juli datiert. Die genaue Todesursache muss noch weiter ermittelt werden.
Entsetzen über den Tod des Mädchens
In der Heimat der Schülerin und am weit entfernten Fundort in Hessen herrschen Trauer und Entsetzen. "Es ist das Schlimmste eingetreten, was überhaupt in solch einem Falle eintreten kann. Ganz Gottenheim steht unter Schock", sagte Bürgermeister Christian Riesterer der Deutschen Presse-Agentur. Dass es sich bei dem Leichenfund im See um die Schülerin aus Gottenheim handelt, hatte eine gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte.
Seit dem 21. Juli vermisst
Die Jugendliche hatte am 21. Juli gegen 18.00 Uhr ihr Elternhaus verlassen. Sie sagte, sie wolle einem Freund seinen Pulli wiedergeben. Noch an diesem Abend haben Ayleens Eltern ihr Kind als vermisst gemeldet. Eine große Suche der Polizei auch mit Hunden und Polizeihubschrauber brachte keine Ergebnisse. Die Ermittler waren unzähligen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen. Auch nach möglichen Zeugen wurde gesucht. Die Kriminalpolizei hatte in alle Richtungen ermittelt. Am Samstag dann die traurige Nachricht von der Polizei: "Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, dass es sich bei der im Wetteraukreis in Hessen aufgefundenen toten Person um die vermisste 14-Jährige aus Gottenheim handelt. Die Öffentlichkeitsfahndung wird zurückgenommen."