Erdbeben in Türkei und Syrien - Mehr als 37.500 Todesopfer
Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 37.500 gestiegen.
Alleine in der Türkei gebe es inzwischen 31.643 Todesopfer, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Sie beruft sich dabei auf die Katastrophenschutzbehörde Afad. Mehr als 80.000 Menschen wurden demnach verletzt.
Tausende Menschen in der Erdbeben-Region vermisst
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO beträgt die Opferzahl in Syrien mindestens 5.900. Tausende Menschen werden noch vermisst. Die UN befürchten weitaus höhere Zahlen. Es gibt kaum noch Hoffnung, Überlebende unter den Trümmern zu finden.
Frau nach 170 Stunden unter Trümmern gerettet
In der Südosttürkei wurde eine Frau nach 170 Stunden unter Trümmern lebend geborgen. Die Retter holten die 40-Jährige in Gaziantep aus der Ruine eines fünfstöckigen Hauses hervor, wie der Staatssender TRT berichtete. Auch wenn die Überlebenschancen mit jeder Stunde sinken, geben die Einsatzkräfte die Hoffnung nicht auf.
Suchhunde schlagen an
In der Provinz Kahramanmaras arbeiten Helfer fieberhaft weiter. Dort wird eine Mutter mit ihrer Tochter und einem Säugling noch lebend unter den Trümmern vermutet. Suchhunde hätten angeschlagen, berichtete der Sender CNN Türk.
Berührende Einzelschicksale mit glücklichem Ende
Normalerweise kann ein Mensch höchstens 72 Stunden ohne Wasser auskommen. Winterliche Temperaturen in der Region erschweren zudem die Überlebenschancen. Doch Meldungen wie diese geben den Rettern Mut: Nach 163 Stunden unter Trümmern befreiten die Rettungsteams in der Provinz Hatay am späten Sonntagabend unter anderem einen siebenjährigen Junge und eine 62-Jährige, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
10-jähriger Junge gerettet
In der Provinz Kahramanmaras wurde ein 45-jähriger Mann gerettet, der 162 Stunden verschüttet gewesen war. Während der Rettungsarbeiten erzählte Polat den Rettungskräften, dass er auf den Ofen neben sich geschlagen habe, um mit Geräusche auf sich aufmerksam zu machen, wie es hieß. 158 Stunden musste ein10-jähriger Junge in der Stadt Adimayan auf Rettung warten. Sein erster Wunsch, Fruchtgummis zu bekommen, habe die Herzen der Retter berührt.
Seuchengefahr wächst
Und nun droht auch noch die Gefahr von Krankheiten. "In den Regionen, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, drohen irgendwann Seuchen", sagte Thomas Geiner, erdbebenerfahrener Mediziner und Teil des Teams der Katastrophenhelfer vom Verein Navis. Die Menschen leiden noch immer unter eisigen Temperaturen. Ein Reporter des Senders CNN Türk sagte, in der Provinz Hatay mangele es an Heizgeräten. Zwar gebe es Zelte, aber diese könnten nicht aufgewärmt werden. Zudem würden mobile Toiletten dringend benötigt.
Türkei: Ermittlungen wegen möglicher Baumängel angelaufen
Derweil wurden Ermittlungen im Süden der Türkei wegen möglicher Baumängel bei eingestürzten Gebäuden bekannt. In der Stadt Diyarbakir seien gegen 33 Menschen Haftbefehle ergangen, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Strafverfolger. Die Staatsanwaltschaft in Adana ermittelt laut Anadolu ebenfalls. Im Rahmen dieser Ermittlungen seien bisher 62 Haftbefehle erlassen worden, hieß es. Neun weitere Menschen wurden demnach in den Städten Sanliurfa und Osmaniye verhaftet.
Warnung vor Rückkehr in Häuser
In Syrien warnte die Hilfsorganisation SAMS eindringlich davor, in zerstörte Häuser zurückzukehren. In der Kleinstadt Dschindiris sei eine Schwangere Frau wenige Stunden nach den Erdstößen leicht verletzt aus einem halb eingestürzten Haus gezogen worden, berichtete die in den Rebellen-Gebieten aktive Hilfsorganisation. Nach der Geburt ihres Kindes sei sie zurück in das Haus. Während eines Nachbebens stürzte das Gebäude demnach schließlich ganz ein. Die Frau sei ebenso wie das Baby schwer verletzt ins Krankenhaus gekommen.
Rettungsteams im Dauereinsatz
Teams von vielen Hilfsorganisationen - auch aus Deutschland - sind seit Tagen in dem Erdbebengebiet im Einsatz. Die ersten Erdbebenhelfer der deutschen Hilfsorganisation @fire sind inszwischen wieder zu Hause. Sie landeten nach einem emotionalen Einsatz am Frankfurter Flughafen. Insgesamt 38 Helferinnen und Helfer und drei Rettungshunde waren in der Stadt Kahramanmaras im Einsatz und konnten dort laut der Organisation selbst insgesamt fünf Menschen retten.
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