Messerattacken von Duisburg - Generalbundesanwalt übernimmt Ermittlung
Waren die blutige Attacke in einem Duisburger Fitnessstudio und der tödliche Angriff auf einen 35-Jährigen in Duisburg Taten eines Islamisten? Dafür fanden sich Anhaltspunkte auf einem Handy des Verdächtigen. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den 26-jährigen Verdächtigen übernommen.
Grund sei die besondere Bedeutung des Falls, sagte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe Anhaltspunkte für eine möglicherweise islamistische Tatmotivation. Der mutmaßliche Täter aus Syrien sitzt in Untersuchungshaft und äußert sich bisher nicht zu den Vorwürfen.
21-Jähriger weiter in Lebensgefahr
In einem Duisburger Fitnessstudio hatte ein Angreifer am Dienstag vergangener Woche vier Menschen mit einem Messer schwer verletzt. Drei von ihnen sind inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden, ein 21-Jähriger schwebt weiter in Lebensgefahr, wie die Duisburger Polizei bestätigte. Hinweise auf weitere Taten des Beschuldigten gebe es im Moment aber nicht, hatte ein leitender Beamter des NRW-Innenministeriums im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags gesagt.
Zweiter Angriff in der Nähe
Außerdem hatte die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft darüber informiert, dass der mutmaßliche Täter nun auch im Verdacht stehe, eine weitere Bluttat nicht weit vom Fitnessstudio entfernt begangen zu haben. Dort war in der Nacht zum Ostersonntag ein 35-Jähriger mit Messerstichen tödlich verletzt worden. Der Syrer soll dem Opfer eine erhebliche Zahl von Stich- und Schnittwunden vor allem im Unterbauch zugefügt haben. Der 35-Jährige wurde so schwer verletzt, dass er einige Stunden später starb.
Keine Informationen zum Motiv
Wichtigstes Beweismittel ist ein Schuh des Verdächtigen, an dem laut NRW-Generalstaatsanwaltschaft sowohl DNA-Spuren des getöteten 35-Jährigen als auch von einem der Opfer aus dem Fitnessstudio gefunden wurde. Zu den möglichen Motiven der Angriffe gab es aber keine neuen Aussagen. Weitere Auskünfte würden derzeit nicht erteilt, die Ermittlungen dauerten an, erklärte die Bundesanwaltschaft.
Verdächtiger schweigt
Spezialeinheiten der Polizei hatten den 26-Jährigen in der Nacht zum vergangenen Sonntag nach Hinweisen von zwei Bekannten in seiner Wohnung in der Nähe des Fitnessstudios festgenommen. Er schweigt zu den Vorwürfen. Seine mutmaßlichen Motive seien weiter unklar, hatte auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in der Sitzung des Landtagsausschusses gesagt. Das Schweigen des Verdächtigen sei "untypisch für einen Attentäter, der seine Tat einordnen will" und auch für einen Amoktäter, der aus seiner Sicht nichts mehr zu verlieren habe.
Hinweise auf Terroranschlag
Am Dienstag hatten die Ermittler den Verdacht geäußert, dass es sich bei der Messerattacke in dem Fitnessstudio um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte. Es gebe Hinweise auf eine islamistische Motivation des festgenommenen Syrers, hatten Sprecher der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft mitgeteilt. Dies habe die Auswertung des Mobiltelefons des Verdächtigen ergeben. Die Behörden standen schon länger in Kontakt mit der Bundesanwaltschaft.
Asylantrag in 2016 gestellt
Nach früheren Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte der Syrer im April 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt. 2018 sei er in zwei Fällen wegen geringfügiger Vermögensdelikte aufgefallen. Beide Verfahren seien aber eingestellt worden. Abgesehen davon habe er sieben Jahre lang unauffällig in Deutschland gelebt.