Nach Eklat in Frankfurt - Tübinger OB Palmer verlässt die Grünen
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist bei den Grünen ausgetreten - nach seinen umstrittenen Aussagen vor einem Gebäude der Goethe-Universität in Frankfurt. Auch Hessens grüner Wirtschaftsminister Al-Wazir hat sich gegenüber HIT RADIO FFH jetzt schockiert über Palmers Wortwahl geäußert.
Das teilte die Landespartei am Montag in Stuttgart mit. Palmer bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Austritt. Außerdem kündigte Palmer an, nach seinen umstrittenen Äußerungen in Frankfurt eine Auszeit nehmen zu wollen. "Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter", heißt es in der Erklärung. "Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten." -Palmer will eine einmonatige Pause im Juni einlegen. In der Zeit übernimmt der Erste Bürgermeister Cord Soehlke (parteilos) gemeinsam mit Bürgermeisterin Daniela Harsch (SPD) die Amtsgeschäfte, wie die Stadt Tübingen am Dienstag mitteilte.
Palmers mehrfache Wiederholung des N-Wortes führt zum Eklat
Palmer hatte am Freitag mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt für Aufsehen gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner Verwendung des "N-Wortes" Stellung bezogen. Als er mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach."
Tarek Al-Wazir: "Ich war entsetzt, als ich davon erfahren habe"
Hessens grüner Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sagte gegenüber HIT RADIO FFH: "Ich war entsetzt als ich davon erfahren habe." Gerade mit Palmers Vorgeschichte frage man sich wie er dazu komme solche Worte zu sagen. Doch nun habe Palmer offenbar verstanden, dass es Zeit für einen Schlussstrich sei.
Bekannte und Kollegen Palmers gehen auf Distanz
Palmer schrieb in seiner persönlichen Erklärung: "Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht." Palmer war für seine Äußerungen in Frankfurt heftig kritisiert worden. Unverständnis gab es nicht nur bei den Beteiligten in der Stadt, sondern auch in Baden-Württemberg. Anwalt Rezzo Schlauch wandte sich von Palmer ab, der Tübinger Grünen-Stadtverband ging auf Distanz, und die Gruppe "Vert Realos" - ein Zusammenschluss sogenannter Realpolitiker bei den Grünen - will künftig ohne Palmer weiterarbeiten.