Nächste Pleite - DFB-Elf verliert 0:2 gegen Kolumbien
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ein Jahr vor der Heim-EM einen weiteren schweren Stimmungsdämpfer bekommen und Trainer Hansi Flick in immer größere Not gestürzt. Die DFB-Auswahl kassierte in Gelsenkirchen eine 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Kolumbien.
Nach dem 3:3 gegen die Ukraine und dem 0:1 gegen Polen war es binnen weniger Tage die nächste Enttäuschung der deutschen Mannschaft, durch die auch die Position von Flick vor der Sommerpause weiter geschwächt wurde. Luis Diaz vom FC Liverpool brachte die Kolumbianer in der 54. Minute in Führung. Juan Cuadrado verwandelte vor 50 421 Zuschauern einen Handelfmeter (82.).
Völler nach DFB-Pleite: "Hansi Flick die ärmste Sau"
DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat Bundestrainer Hansi Flick nach dem 0:2 gegen Kolumbien in Schutz genommen und bei der Fußball-Nationalmannschaft die Qualitätsfrage gestellt. "Am Ende muss man sagen, ist Hansi Flick so ein bisschen die ärmste Sau. Er versucht ja alles, dass wir erfolgreich sind, er probiert ein bisschen was aus", sagte Völler beim TV-Sender RTL und ergänzte: "Nach den drei Spielen muss man sagen, dass die Qualität nicht die allergrößte ist wie vor einigen Jahren. Da sind einige dabei gewesen, die werden wir im September vielleicht nicht mehr sehen. Das ist am Ende auch eine Qualitätsfrage."
Nationalspieler stärken Bundestrainer: "Absolutes Vertrauen"
Die deutschen Fußball-Nationalspieler haben sich nach dem dritten Testspiel-Flop vor Bundestrainer Hansi Flick gestellt. "Wir haben absolutes Vertrauen in ihn", sagte Torwart Marc-André ter Stegen nach dem 0:2 am Dienstagabend in Gelsenkirchen gegen Kolumbien. Benjamin Henrichs antwortete auf die Frage, ob Flick noch der Richtige sei: "Ja, absolut." Emre Can sagte, er sehe "überhaupt" keine Diskussion über den Bundestrainer.
"Der Trainer hat uns super eingestellt", sagte der Dortmunder Can. "Er wollte ausprobieren, was auch sein Recht ist. Es hat nicht geklappt, aber wir sollten den Trainer nicht infrage stellen. Wir Spieler sind dafür verantwortlich, dass wir auf dem Platz keine Leistung gezeigt haben." In diese Richtung urteilte auch Henrichs (RB Leipzig): "An erster Stelle müssen wir Spieler uns an die Nase fassen, wir stehen auf dem Platz, wir sind für die Leistung verantwortlich."
Bundestrainer Flick schließt persönliche Konsequenzen aus
Hansi Flick denkt nicht daran, nach den Testspiel-Flops gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien hinzuwerfen. Flick will das DFB-Team weiterhin zur Heim-EM 2024 führen. Er sei der absoluten Überzeugung, dass seine Idee vom Fußball auch für diese Mannschaft die passende sei. Es sei aktuell "zu wenig, was wir an Ergebnissen erzielen", sagte Flick bei der anschließenden Pressekonferenz. "Ich kann versprechen, dass wir im September eine andere Mannschaft sehen." Dann heißen die Gegner Japan und Frankreich. "Wir werden versuchen, einen Stamm von 10, 12, 14 Spielern dann auch wirklich festzuzurren und zu benennen", kündigte der Bundestrainer an. Es solle dann auch klar sein, wer auf den jeweiligen Positionen die Nummer eins sei.
Die Fußball-Nationalmannschaft in der Einzelkritik
- ter Stegen: Griff in der ersten Halbzeit beim Kopfball von Borré (23.) und beim Schuss von Mina (30.) noch erfolgreich ein, zeigte aber einige Unsicherheiten beim Passspiel. Beim Gegentor machtlos (54.).
- Thiaw: Der 21-Jährige war in seinem zweiten Länderspiel gegen Luis Díaz in letzter Not zur Stelle (28.), wieder sehr zweikampfstark.
- Can: Verlor vor dem Gegentor im Aufbauspiel den Ball. Als Libero in der Dreierkette mit großen Problemen in der Spieleröffnung. Für Stürmer Füllkrug ausgewechselt (66.).
- Rüdiger: Der Real-Profi schwankte zwischen wenigen guten langen Pässen und vielen unnötigen Abspielfehlern. Keine nachhaltige Bewerbung als Abwehrchef.
- Wolf: Der Dortmunder orientierte sich auf Schalke viel zu selten nach vorne, immer wieder mit Abstimmungsproblemen mit Sané. In der Halbzeit ausgewechselt.
- Goretzka: Im letzten Saisonspiel weiter nicht in Form, ein guter Pass auf Gosens (10.), sonst praktisch nie da, wo er für Gefahr hätte sorgen können.
- Musiala: Der Youngster sorgte praktisch als einziger Nationalspieler für Kreativität. Immerhin mit Impulsen, aber auch mit Probleme mit dem weiteren Weg in den Strafraum von der Sechserposition.
- Gosens: Über die linke Außenbahn mit scharfen Flanken in den aber schlecht besetzten Strafraum. Selber mit einer guten Chance zur Führung (19.).
- Sané: Wieder einmal kein Faktor in der Offensive, der Münchner sorgte über die rechte Seite kaum für Gefahr. Wenige gute Pässe reichen nicht.
- Gündogan: Der Champions-League-Sieger war aber kaum ins Spiel eingebunden. Brachte nicht die erhofften kreativen Momente ein, zehn Minuten vor Schluss vom Platz.
- Havertz: Als einzige Spitze oft auf verlorenem Posten. Viel zu selten innerhalb des Strafraums. Traf nach dem Gegentor das Außennetz (59.), in der Schlussphase ausgewechselt (79.).
- Henrichs: Kam zur zweiten Halbzeit für Wolf, machte es dann kaum besser als sein Vorgänger. Bekam Gelb für hartes Foulspiel an Machado (74.).
- Füllkrug: Sollte knapp 25 Minuten vor Schluss für die Wende sorgen, sofort sehr aktiv im Spiel, aber ohne echte Chance.
- Kimmich: Für Gündogan eingewechselt (79.), verursachte praktisch mit seiner ersten Aktion den Handelfmeter (80.).
- Brandt: Kam für Havertz für die letzten Minuten. War kein Faktor mehr.