⚠️Aktuell schockierende Bilder aus #Dagestan (Russland). Ein aggressiver Mob sucht nach jüdischen Passagieren, die gerade aus Tel Aviv gelandet sind. pic.twitter.com/DnvNb7rcF6
— Zentralrat der Juden in Deutschland (@ZentralratJuden) October 29, 2023
Menschenmenge stürmt Rollfeld - Antijüdische Übergriffe im Nordkaukasus
Erschreckende Vorfälle am Abend an einem Flughafen in der russischen Teilrepublik Dagestan: Eine Menschenmenge - mutmaßlich muslimische Unterstützer der Palästinenser - stürmten den Airport, nachdem dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war - angeblich mit Flüchtlingen an Bord. Zahlreiche Menschen liefen auch auf das Flugfeld.
Bei dem Vorfall seien mehr als 20 Menschen verletzt worden, darunter Einsatzkräfte der Polizei sowie Zivilisten. Zehn Menschen seien im Krankenhaus behandelt worden, zwei von ihnen befänden sich in kritischem Zustand, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag unter Berufung auf das örtliche Gesundheitsministerium.
Flughafen vorerst geschlossen
Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen, ankommende Flugzeuge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija Tass zufolge mitteilte. Später teilte Rosawiazija mit, Sicherheitskräfte hätten das Gelände geräumt. Der Flughafen bleibe aber bis zum 6. November geschlossen.
Vorfall auch in Hotel
Am Samstag umringte auch eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan, weil es das Gerücht gab, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht. Die staatliche Agentur Ria bestätigte diesen Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab.
Russische Muslime halten zu Palästinensern
Verschärft wird die Lage dadurch, dass die Evakuierungsflüge für russische Staatsbürger aus Tel Aviv ausgerechnet im Nordkaukasus landen, nämlich auf den Flughäfen Machatschkala, Mineralnyje Wody und Sotschi. Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern halten die russischen Muslime zu ihren palästinensischen Glaubensbrüdern.
Autoreifen brennen
In Naltschik wurden am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die Nachrichtenagentur Ria meldete. Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit extremistischen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort "Tod den Juden". In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.
"Nicht von Extremisten aufstacheln lassen"
Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, rief die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen, die die Lage destabilisieren wollten. "Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen", schrieb er auf Telegram. Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: "Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus."
Putin beschwor friedliches Zusammenleben
Wegen der Gewalt im Nahen Osten hatte sich Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mit den Oberhäuptern der in Russland vertretenen Religionen getroffen. Dabei beschwor er ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen in dem großen Land.
Videos kursieren im Netz
In den Sozialen Medien kursieren verschiedene Videos, die die Lage am Flughafen von Machatschkala in der russischen Teilrepublik Dagestan zeigen sollen. Unter anderen hat der Zentralrat der Juden in Deutschland ein solches veröffentlicht.