Psychische Belastung steigt - Kita-Personal in Hessen häufiger krank
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kindertagesstätten in Hessen sind 2023 deutlich häufiger krank gewesen als Beschäftigte in anderen Berufen. Dies zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach waren Angestellte im Bereich Kinderbetreuung und -erziehung im vergangenen Jahr durchschnittlich an knapp 31 Tagen krankgeschrieben.
Im Vergleich dazu lag die Zahl der Krankentage über alle Berufsgruppen hinweg bei knapp 21 Tagen.
Hessen überdurchschnittlich betroffen
Damit liegt Hessen leicht über dem bundesweiten Durchschnitt in diesem Berufsfeld, welcher 29,6 Krankheitstage verzeichnete, während der allgemeine Schnitt aller Berufe bei 20,1 Tagen lag.
Basis der Untersuchung
Die Studie stützt sich vor allem auf Daten der Krankenkasse DAK. Hier sind bundesweit 12,2 Prozent der Beschäftigten in der Kinderbetreuung versichert. Die Bertelsmann Stiftung verwendete außerdem Zahlen anderer Krankenkassen, die den ermittelten Trend bestätigen. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass zunehmend mehr Beschäftigte in Kindertagesstätten von Krankheit betroffen sind.
Überlastung als Ursache
Besonders auffällig ist der starke Anstieg der Ausfallzeiten unter Erzieherinnen und Erziehern bundesweit. Zwischen 2021 und 2023 stiegen die Krankheitstage um 26 Prozent. Ein Hauptgrund hierfür sind psychische Belastungen. In hessischen Kitas machen psychische Erkrankungen etwa 20 Prozent der Krankheitstage aus.
Expertin sieht Kitas im Teufelskreis
Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, sieht hierin einen Teufelskreis. Mit steigenden Krankenständen fehlen immer mehr Fachkräfte. Dies führt zu einer noch höheren Überlastung des verbleibenden Personals. Stein betont, dass dadurch die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung leidet. Die Bertelsmann Stiftung fordert daher eine gesetzlich gesicherte Finanzierung für qualifiziertes Ersatzpersonal bei Ausfällen.
Kritik der Bildungsgewerkschaft GEW
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betonte in Frankfurt: "Jetzt sind schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern notwendig, um den Personalengpass zu beheben." Kinder hätten ein Recht auf ihre qualifizierte Betreuung, Bildung und Erziehung. Zugleich warnte die Bildungsgewerkschaft vor Tendenzen in einigen westlichen Bundesländern, nicht ausreichend qualifiziertes Vertretungspersonal einzusetzen: "Diese Entwicklung ist brandgefährlich." Die nötige zusätzliche Anleitung durch Fachkräfte erhöhe deren Arbeitslast weiter und beeinträchtige die Qualität der Betreuung.