Hohe Kosten und weniger Durst auf Bier - Brauer bleiben unter Druck
Brauer bleiben unter Druck - Hohe Kosten und weniger Durst auf Bier
Deutschlands Brauer haben 2022 wieder mehr Bier verkauft als in der Corona-Krise. Die alten Probleme sind aber nicht verschwunden. Stattdessen sind neue hinzugekommen, die den Bierpreis antreiben.
Trotz eines leichten Anstiegs des Bierabsatzes im vergangenen Jahr blickt die deutsche Brauereiwirtschaft skeptisch auf die neue Saison. "Die Inflation setzt die Betriebe massiv unter Druck", klagt der Deutsche Brauer-Bund über stark gestiegene Kosten bei Rohstoffen und Energie. Die Kunden müssen sich auf höhere Preise gefasst machen, sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. "Zahlreiche Brauereien in Deutschland haben für dieses Jahr bereits Preiserhöhungen angekündigt."
Vor-Corona-Konsum noch in weiter Ferne
Selbst ein heißer und trockener Jahrhundertsommer wie im Jahr 2022 hat den inländischen Absatz alkoholhaltiger Biere lediglich auf 7,2 Milliarden Liter gesteigert, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das waren 4 Prozent mehr als im historisch schwächsten Bierjahr 2021, als Gaststätten und Hotels monatelang geschlossen waren. Und eben auch 5 Prozent weniger als im noch coronafreien Jahr 2019.
Fußball-WM reißt es auch nicht raus
Zusammen mit den steuerfreien Exporten und dem Haustrunk ergab sich ein Absatz von 8,8 Milliarden Litern, rund 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die zwischenzeitlichen Verluste habe man nicht mehr aufholen können, konstatiert Eichele. Daran hat zum Jahresende auch die erstmals im Winter ausgetragene Fußball-Weltmeisterschaft nichts mehr geändert.
"Absolut ernüchternd"
"Absolut ernüchternd" findet Christoph Koehler von der Darmstädter Privatbrauerei daher auch die bundesweite Entwicklung. Das eigene Haus habe im vergangenen Jahr 24 Prozent Plus gemacht, hatte allerdings vorher auch stärker gelitten, wegen des hohen Fassbieranteils.
Hessische Brauereien in der Krise
Jetzt bietet das Geschäft in Kneipen und Biergärten sowie bei Veranstaltungen gute Chancen, zumal in der kaufkraftstarken Rhein-Main-Region wichtige Wettbewerber wie Pfungstädter oder Binding schwächeln. Während die Binding-Mutter Radeberger die Braustätte in Frankfurt schließen will, gewinnen die Darmstädter mit der Marke "Bräustüb'l" gerade Restaurants, Gaststätten oder Veranstaltungsorte wie die Frankfurter Jahrhunderthalle zu ihrem Portfolio hinzu. Auf dem Gelände der Pfungstädter Brauerei plant der Investor ein Wohngebiet.
Im Preiskampf gewinnen die Großen
Der Anwalt aus der Kanzlei Schultze & Braun erwartet zwar keine riesige Pleitewelle unter den Brauereien, sieht aber insbesondere mittlere Betriebe im besonderen Stress. Sie können mit den großen TV-Marken den Preiskampf um die Kästen im Supermarkt nicht mitgehen, keine überdurchschnittlichen Preise verlangen und müssen schließlich Energie und Rohstoffe teurer einkaufen als die Großen. Ausgerechnet jetzt stehe zudem für viele Betriebe die Rückzahlung der Corona-Überbrückungshilfen an. "Über so manchem Unternehmen hängt damit ein mitunter Millionen Euro schweres Corona-Hilfen-Damoklesschwert", sagt Erbe und plädiert für pragmatische Lösungen wie etwa die Stundung der Rückzahlung.
"Mit Schwarzmalerei ist noch nie ein Fass vom Hof gerollt", sagt aber auch Michael Huber, Generalbevollmächtigter des Branchenriesen Veltins. Die Sauerländer gehören mit einem Plus von 8,4 Prozent beim Jahresausstoß zu den Gewinnern des Vorjahres. Dass bereits 80 Prozent des Fassbiergeschäfts wiederhergestellt werden konnte, sei das wichtigste Signal für das Ende der Pandemie. Die Verbraucherstimmung bleibe allerdings ein unkalkulierbarer Faktor.
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