Wirtschaft wächst stärker - Aussichten in der EU hellen sich auf
Die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die Wirtschaft in der EU stark belastet. Doch so düster wie es zwischenzeitlich aussah, kommt es wohl nicht. Das auch daran, wie die EU auf den drohenden Gasmangel reagiert hat.
Die Wirtschaft in der EU wird sich in diesem Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission stabiler entwickeln als zunächst erwartet. Die Brüsseler Behörde geht für die EU nun von einem Wachstum von 0,8 Prozent und für die Euro-Staaten von 0,9 Prozent aus, wie EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte. Damit hebt die Kommission ihre Erwartungen im Vergleich zum Herbst um 0,5 beziehungsweise 0,6 Prozentpunkte an. Sowohl in der EU als auch in der Eurozone wird demnach eine Rezession ausbleiben. Auch für Deutschland sieht es besser aus.
Wohl keine Rezession in Deutschland
Zwar hat die Bundesrepublik im EU-weiten Vergleich eine der geringsten Wachstumsraten. Lediglich für fünf EU-Länder wird für das laufende Jahr ein noch geringeres Wachstum als die für Deutschland erwarteten 0,2 Prozent vorhergesagt. Wie Gentiloni aber betonte, war zuvor noch erwartet worden, dass die Wirtschaft in Deutschland um 0,6 Prozent schrumpft.
Am besten dürfte sich die Wirtschaft mit einem Wachstum von 4,9 Prozent den Angaben zufolge in Irland entwickeln. Malta liegt mit 3,1 Prozent auf dem zweiten, Rumänien mit 2,5 Prozent auf dem dritten Platz.
Auch Arbeitsmarkt robust
Die erwartete Wachstumsrate für 2024 bleibt mit 1,6 Prozent für die EU und 1,5 Prozent für den Euroraum unverändert. Als Gründe für die Entwicklung werden gut gefüllte Gasspeicher, ein geringerer Verbrauch und mehr Lieferanten für Gas genannt. Zudem laufe es auf dem Arbeitsmarkt weiterhin gut. Die Arbeitslosenquote sei mit 6,1 Prozent weiterhin so tief wie nie zuvor.
Inflation verliert an Tempo
Auch mit Blick auf die Inflation verbessern sich die Zahlen. Die Gesamtinflation in der Eurozone werde voraussichtlich von 8,4 Prozent im Jahr 2022 auf 5,6 Prozent in diesem Jahr sinken. Für 2024 werden 2,5 Prozent erwartet. Im Oktober lag die Inflation den Angaben zufolge noch auf einem Allzeithoch von 10,6 Prozent.
Gentiloni betonte auch: "Den Europäerinnen und Europäern stehen aber nach wie vor schwere Zeiten bevor." Die Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen seien immer noch hoch, und die Kerninflation - damit ist die Inflation abseits von Energiepreisen und Kosten für unverarbeitete Nahrungsmittel gemeint - habe im Januar weiter angezogen. Die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger werde somit weiter ausgehöhlt.
Auch 2022 war besser als gedacht
Im Vergleich zur Herbstprognose sind nun auch die Zahlen für das vergangene Jahr besser. "Die jährliche Wachstumsrate für 2022 wird nun sowohl in der EU als auch im Euroraum auf 3,5 Prozent geschätzt", heißt es von Seiten der EU-Kommission. Im Herbst war von 3,3 beziehungsweise 3,2 Prozent ausgegangen worden.
Unsicherheiten durch Ukraine-Krieg
Auch die Auslandsnachfrage könnte steigen. Viele erwarten, dass sich etwa China wirtschaftlich erholt, nachdem sich das Land von seiner Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen verabschiedet hat.
Es wird zudem betont, dass die Prognose mit hoher Unsicherheit behaftet ist. So könnte etwa der Gasverbrauch wieder steigen, wenn der jüngste Rückgang der Großhandelspreise an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werde. Die Prognose sei auch unter der Annahme erstellt worden, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zwar nicht eskaliere, sich aber fortsetzen werde, hieß es.